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Servus, Griaß enk, und Willkommen in Tirol!

 

 

 

 

 

 

Tirol ist ein Grenzland.

Es grenzt an Deutschland, es grenzt an Italien, an die Schweiz, an Vorarlberg, Salzburg und Kärnten.  Je mehr Grenzen, desto wichtiger die Begrüßung und Verabschiedung von Grenzgängern. Anstand, Freundlichkeit, Höflichkeit beginnt oft nur mit einem Wort bzw. Begriff, oder einer Geste.

Im heiligen Grenzland ist ein herzliches „Grüß Gott“ immer gerne gehört und die meisten TirolerInnen grüßen gerne mit Gott. Wir geben damit zu erkennen mit der christlichen (zumeist katholischen) Moral- und Ethik vertraut zu sein und eine mögliche Vorstellung von Gott zu haben. Im weitesten Sinne wollen wir damit ausdrücken: Wenn ich Gott grüße und du auch – so können wir uns in Frieden begegnen.

Als Tribut an unsere – nicht ganz so heiligen 😉 Grenzländer greifen wir allerdings auch auf etwas weltlichere Grußformeln zurück. So ist  es dem Bayuwarischen Dialekt zu verdanken, dass TirolerIn ein relativ einzigartiges: „Griaß di“, „Pfiat di“, „Pfiat enk“ usw. entwickelt haben und nutzen um Bekannte zu begrüßen, oder zu verabschieden.

Ein fröhliches „Heil“ mag so manch Geschichtsverständigen etwas verschrecken – doch wenn TirolerInnen jemanden „Heil“ wünschen, oder sich mittels  Heil begrüßen – ist es meist der Unwissenheit geschuldet, oder eine Abwandlung des naiven „Berg Heil“.

Je mehr dem „hochnordischen“ verbunden, desto eher trifft mann und frau auf ein „Hallo“, „Willkommen“, „Guten Tag“, „Guten Abend“, „Tach“ usw.

Um einiges älter, aber umso konsequenter und universell ist das „Servus“ – als Standort eines der größten römischen Castelle, am  Eingang zum Brennerpass (Veldidena) – ist es den Lateinern geschuldet zu verkünden: „Ich bin dein Diener“. Eine vielleicht unterwürfige, doch wenn auf gegenseitig beruhend, äußerst starke Gruß- sowie Abschiedsformel.

Auch unseren südlichen Nachbarn geschuldet, doch etwas moderner, verwendet Tiroler WeltbürgerIn ein rustikales „Tschau / Ciao“. Wobei es hierzulande nur als Abschiedsgruß gilt, während in Italien auch als  Willkommensformel bekannt.

Und nun zur Provokation: Vielleicht sollten wir uns in einer globalisierten Welt mit dem „Salam aleikum“ befassen. Es bedeutet „Friede sei mit dir/euch“.  Oft sind die Wünsche der Menschen sehr ähnlich, wenn nicht gleich – und doch trennt sie oft ein Himmelreich.

In diesem Sinne: Welche/r Gruß & Abschiedsformeltyp bist du/ihr? – Ergänzungen, Reflektionen willkommen – Servus, Pfiat Enk, und möge die Macht mit euch sein ,-)

Martin Kapferer

Gast

4 Comments

  1. Toller Text – mein Lieblingsspruch dazu lautet immer noch: „Durchs Reden kemmat d’Leit zam“ – vieles lässt sich aufklären, wenn man einfach offen miteinander kommuniziert, statt sich gegenseitig schlechtzumachen!

    Heimat ist kein Ort, sondern überall dort, wo man sich verstanden fühlt. Zugegeben: Wenn mich jemand mit einem kernigen „Heil“ begrüßt, zuck ich schon manchmal instinktiv zusammen … auch wenn es allermeistens unpolitisch und vertraulich gemeint ist 😉

  2. Nach dem Motto „doppelt hält besser“ wird von meiner Seite oftmals mit „Hallo, griaß di!“ gegrüßt und damit die Verabschiedung auch ankommt – „Ciao ciao!“ 🙂

  3. Der georgische Gruß „Sei siegreich!“ klänge bei uns eventuell zu mileslastig. Das Südtiroler „Hoila!“ ist schon aufgrund von Vokalwechsel und Optionsgedächtnis faschismus- u n – verdächtig. Das jugendlich hingeseufzte „Heile!“ ist sicher nur einfach softy. „Heil Fans!“ finde ich originell. – Der aufgeklärt-liberale Laizist findet in „Grüß Sie!“ eine (wenn auch evtl. etwas zu wienerisch wirkende) Alternative zu Ansagen wie: „Zunächst einmal ein herzliches Grüß Gott!“ – Und wer „Griaß di!“ nicht reinrassig-dialektal genug aussprechen kann, der kann, wie Martin Kapferer ja auch anbietet, als Gruß- wie Abschiedsformel „Servus!“ gebrauchen. Wer „Salve!“ sagt, muss auch „Vale!“ sagen. Sieht er im Alkoholrausch eine Person doppelt, greift er wohl irrtümlich dann zu „Valete!“ – Ein bisschen unangenehm, wenn auch nicht persönlich zu nehmen, finde ich nur im Kontext des dankenswerterweise aufs Tapez gebrachten und kommentierwürdigen Themas, wenn „bei uns“ viele Leute (etwa im Gastgewerbe oder Verkaufsbereich) von vornherein zu einem/ einer „Du“ sagen, bald jedoch wieder in die formelle Anrede zurückfallen. Grund dafür ist wohl, dass mancher zwar positiv darauf reagiert und das „Du“ erwidert, vielleicht aber in nicht ausreichend authentisch klingender Innsbrucker Umgangssprache (obwohl Zuwanderer und Flüchtlinge diesen Rückzieher anscheinend meist nicht erleben). Oder kernige Autochthone gehen wieder auf Distanz, wenn sie möglicherweise das Gefühl haben, ihr Gesprächspartner fühle sich durch Geduztwerden durch sie zu sehr geschmeichelt oder reagiere a bissi verlegen.

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