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Rassistischer Mob auf Besuch in Arzl

besorgte bürger und faschisten

Am 2. April fand eine Kundgebung gegen die Unterbringung von 240 Geflüchteten in der zu diesem Zweck errichteten Traglufthalle im Gewerbegebiet Neu-Arzl statt. Zwar gibt es zahlreiche humanitäre Argumente, die gegen die Unterbringung von Geflüchteten in einem derartigen Quartier sprechen, doch diese spielten bei dieser Veranstaltung gelinde gesagt eine untergeordnete Rolle.

Zunächst vorweg: Wie die Plattform Bleiberecht bereits deutlich gemacht hat, sind Traglufthallen keine geeigneten Unterkünfte, da ein längerer Aufenthalt in diesen die Gesundheit gefährdet. Der Lärmpegel ist enorm hoch und die Menschen, die dort untergebracht sind, haben keine Privatsphäre und viele leiden aufgrund des Lärms an Schlafmangel. Zudem ist diese Unterkunft als Selbstversorgerheim konzipiert, was bedeutet, dass die Bewohner (es geht um 240 Männer, die hier untergebracht werden sollen) auch kochen können müssen. Wie zudem in einer Halle, in der der Gebrauch von Messern und Wasserkochern verboten ist, adäquat Nahrung zubereitet werden soll, muss erst einmal erklärt werden. Soweit zu den humanitären Gründen, die gegen die Unterbringung von Geflüchteten in einer Traglufthalle sprechen, zumal es sicher Alternativen dazu gibt.

Ein weiterer Grund, von dieser „Lösung“ nicht gerade begeistert zu sein, ist die Tatsache, dass das Land Tirol die Geflüchteten nicht adäquat aufteilt und dass über 160 Gemeinden in Tirol noch keine Quartiere bereitstellen. In Innsbruck sind dagegen überproportional viele Geflüchtete, wobei ein durchaus großer Teil der Quartiere in Gewerbegebieten ist. Wenn die Menschen in der Traglufthalle untergebracht sind, dann sind in Neu-Arzl auf kleinem Raum bereits zwei Quartiere. Warum allerdings ein Quartier, das in einem Gebiet, das praktisch in einem kaum bewohnten Gebiet ist, für so viel Empörung bei Anrainer_innen sorgt, bleibt dennoch schleierhaft. Die nächsten Siedlungen sind am Fuchsrain auf der anderen Seite des Bahngleises, während auch das Quartier in der Dörrstraße einen „Sicherheitsabstand“ zu den nächsten Wohnhäusern (Schusterbergweg, Fuchsrain, Dörrstraße und Josef-Wilberger-Straße) aufweist.

Geladen hatte zu dieser Kundgebung eine Interessengemeinschaft Arzl. Diese setzt sich offenbar aus „besorgten Bürgern“ und lokalen Wichtigtuern zusammen. Näheres von dieser IG-Arzl ist der Öffentlichkeit nicht bekannt. Unterstützt wurde diese Kundgebung von der FPÖ und der Liste Fritz, die eigentlich nicht für xenophobe Agitation bekannt ist. Mit dabei waren daher auch Rudolf Federspiel und Markus Abwerzger, die sich in der Anerkennung der „besorgten Bürger“ sonnen durften. Die Kundgebung war letztlich ein Meet and Greet von Identitären, „besorgten Bürgern“ und FPÖ-Politikern. Unbeabsichtigterweise hat die Liste Dinkhauser dabei eine Werbeveranstaltung für die FPÖ unterstützt, die ihre Claqueure schon in ausreichender Menge mobilisieren konnte. Wie gut, dass bei einem Einkauf im Bellaflora oder auch gleich ein Parkplatz für die Autofahrer bereitstand, damit auch gut situierte Bürger nicht auf den nötigen Komfort verzichten musste und zwischen den Samstagseinkäufen auch noch eine Runde protestieren konnte.

Allein der Name und Facebook-Auftritt der IG-Arzl suggerieren, dass es sich hierbei um Anrainer_innen handele, die sich Sorgen machen. Es mag stimmen, dass es einige unter ihnen gibt, die die Anliegen der IG-Arzl unterstützen, doch kann mit Sicherheit nicht gesagt werden, dass es sich hierbei um ein offenes Forum oder dergleichen handelt. Mit einem schönen Bild mit Aussicht auf den Exerzierweg, den Kalvarienberg und den Ostteil von Arzl wird auf Facebook suggeriert, dass die schöne Heimat vor jungen Männern, die „unsere Frauen“ vergewaltigen, verteidigt werden müsse. Zu den konkreten Positionen und zum Selbstverständnis der IG-Arzl erfährt man zumindest im Netz sehr wenig.

Doch bei der Kundgebung wurde deutlich, dass die in der IG-Arzl engagierten Leute weniger Interesse an der Lösung des Unterbringungsproblems haben als vielmehr mit Ängsten spielen. So war es dann auch durchaus gewollt, dass die Identitären in der Kundgebung mit Fahnen und Transparenten anwesend waren. Aussagen wie, „wir wollen nicht 70, sondern gar keine Flüchtlinge aufnehmen“ waren ebenso keine Seltenheit, wie das Schimpfen auf „Gutmenschen“ und „Verräter“. Dass der Landesrätin Christine Baur die Zahnprobleme von Geflüchteten wichtiger waren als eine sinnlose Diskussion mit diesem Mob, muss niemanden wundern.

Wie es die IG-Arzl mit der Meinungsfreiheit hält, die die „linksradikalen Gutmenschen“ angeblich dauernd gefährden, wurde ebenfalls deutlich. Mesut Onay kam gar nicht zu Wort, obwohl oder weil er ein Vertreter der Grünen gewesen wäre. Wahrscheinlich wäre es Landesrätin Baur auch nicht besser ergangen. Auch Franz-Xaver Gruber (ÖVP) hatte nicht viel mehr Glück. Wenn also Schlechtmenschen unter Meinungsfreiheit verstehen, gegen Geflüchtete und ?Gutmenschen? zu hetzen und diejenigen „Österreicher“, die ihre Meinung nicht teilen, als „Verräter“ zu bezeichnen, die dorthin zurückgehen sollen, wo sie herkommen, dann ist das vor allem vor dem Hintergrund interessant, dass ein Fotograf des Platzes verwiesen wurde, weil er ebenfalls zu den „Gutmenschen“ gehört und eine Musikkapelle aus „Gutmenschen“, die am Rande der Veranstaltung in moderater Lautstärke spielte, auf Wunsch der Veranstalter von der Polizei des Platzes verwiesen wurde. Es ist also offenkundig, was die „besorgten Bürger“ unter Meinungsfreiheit verstehen: die Freiheit, ihre Menschenfeindlichkeit zu zelebrieren, während alle anderen „die Gosch’n halten?“ und „was arbeiten gehen“ sollen. Arbeit macht ja angeblich frei. Dass diejenigen, die andersdenkende als „Verräter“ bezeichnen, selbst in einer Straße, die nach einem Opfer der Reichspogromnacht benannt wurde, den größten Verrat an den Grundwerten und der Verfassung der Zweiten Republik betreiben, sei nur am Rande erwähnt. (Das wird man ja wohl noch sagen dürfen).

Selbstverständlich hat mensch bei der IG-Arzl auch als Arzler_in und Anrainer_in nichts verloren, wenn mensch nicht über die nötige Portion an völkischem Chauvinismus verfügt. Dass unter den Anrainer_innen nämlich auch solche sind, die vor 240 Männern aus Syrien weniger Angst haben als vor solchen „besorgten Bürgern“ soll bitteschön nicht artikuliert werden.

Ich bin wohl mehr Anrainer dieser Traglufthalle als die meisten, die bei dieser Kundgebung aufgetaucht sind. Wenn es diese rechtspopulistischen und rechtsextremen Schlechtmenschen aber noch einmal versuchen sollten, eine Hetzdemo zu veranstalten, wenn die Geflüchteten dort bereits untergebracht sind, dann hoffe ich, dass das verhindert wird. Wenn die Polizei dies nicht untersagen sollte, dann müssen wir gemeinsam den rechten Mob in die Schranken weisen. Und dann hoffentlich mit viel Musik.

Roland Steixner (KPÖ Tirol)
Foto: Christian Niederwolfsgruber

Gast

9 Comments

  1. Obergrenzen für Flüchtlinge, Milliarden werden dem Sultan Erdogan in den Arsch geschoben, damit er der scheinheiligen EU die Flüchtenden vom Leib hält. Wir bauen Zäune, rüsten Frontex und die Kronezeitung hetzt wie ein Alpen-Stürmer neben den steuerfinanzierten Wahlinseraten.

    Die besorgten Rassisten werden nicht eher ruhen, bis um ganz EUropa eine Mauer mit Selbstschussanlagen steht, dann ist uns die Zukunft sicher als rassisch reines Altersheim.

    Leute, wacht auf! Wenn die rechten Scharfmacher gewinnen, wirds wie in der guten alten Zeit: Der gutbürgerliche Rassist braucht eben Sündenböcke und so ein bisschen Vernichtung wird einkalkuliert – und wieder wird es heißen „Wir haben nur unsere Pflicht getan“.

  2. Die erwähnte war wieder einmal das StreetNoise Orchestra das mit ihrer kurzen musikalischen Intervention die Polizei völlig überforderte. Zuerst wurden die 13 MusikerInnen am Betreten des Platzes gehindert wegen der Musikinstrumente(gefährlich?), dann nach umständlicher Diskussion und ungerechtfertigter Personalienaufnahme wurde ihnen endlich gestattet so wie vorgehabt und mehrfach versichert kurz und vor den Redebeiträgen, um die Versammlung nicht zu stören, zu spielen. Mitten im 2. und letzten Stück in welchem auch „Refugees are welcome“ gesungen wurde, verlangte der Einsatzleiter, wohl auf Wunsch der Veranstalter, das sofortige Abbrechen der Darbietung. Gleichzeitig streiften sich mindestens 7 Beamte die Schutzhandschuhe über und begannen die noch spielenden MusikerInnen ohne weitere Vorankündigung mit Gewalt am Spielen zu hindern indem sie ihnen teilweise die Instrumente aus dem Mund rissen und alle hinter die Absperrung schoben und zerrten. Die MusikerInnen leisteten natürlich keinen Widerstand, waren auch in erster Linie darauf konzentriert dass sie durch die groben Rempeleien mit den Blasinstrumenten im Mund nicht verletzt werden bzw. die Instrumente durch den unsachgemäßen Zugriff der Beamten nicht beschädigt werden.
    Die Rechtfertigung der Polizei für ihren unverhältnissmäßigen Eingriff, der Auftritt einer Blaskapelle noch vor Beginn des Programms sei eine „Versammlung“ und eine Störung der anderen Versammlung, geht 2fach ins Leere: Selbst wenn man den Kurzauftritt einer Blaskapelle als Versammlung bezeichnen würde ist es der Polizei nicht erlaubt diese aufzulösen, schon gar nicht gewaltsam, und Störung einer Versammlung ist nur dann gegeben wenn sie „erheblich“ ist und die Versammler am Abhalten ihres Programms hindert, oder beispielsweise Teilnehmer am Reden hindert.
    Das StreetNoise Orchestra wird weiterhin mit ihren musikalischen statements rechtsorientierten Panikmachern fröhliche Musik entgegenblasen.

  3. 250 Männer in einem Stadtteil einzupferchen ist einfach nur fahrlässig. Vor allem wenn alle zw. 15 und 35 sind.
    Vor 2 Jahren wurde auf aller höchsten Europäischer Ebene entschieden, dass Europa zum Einwanderungskontinent wird, ohne die Bevölkerung zu befragen.
    Niemand, nicht einmal die rechtesten Recken, würden flüchtenden Familien die Hilfe verwehren, aber 70-80 Prozent sind halt einfach Männer im wehrfähigen Alter, nicht auf der Flucht, sondern auf der Suche nach einem besseren Leben und das ist das Problem.
    Ein jordanischer Freund von mir, der auch als Übersetzer für die Polizei arbeitet und sämtliche arabischen Dialekte zuordnen kann, hat mir versichert, dass sehr viele nur angeben Syrer oder Afghanen zu sein, aber aus Algerien, Marokko oder Tunesien stammen. Das sind Länder in denen wir Urlaub machen. Auch lügen einige mit dem Alter, geben sich als Minderjährige aus, damit sie ihre Familie nachholen können. Und wie die „Flüchtenden“ über uns reden, könnt ihr euch nicht vorstellen. Ich schreibe aber nicht über die wirklich geflohenen, sondern ausschließlich über die Anderen.
    Vergesst niemals, dass der Islam nur dort für Religionsfreiheit und Toleranz eintritt, wo er nichts zu melden hat
    Sehr interessante Artikel dazu:
    http://www.rolandtichy.de/meinungen/29638/
    http://www.rolandtichy.de/meinungen/wenn-integration-mit-unehrlichkeit-beginnt/
    http://www.emma.de/artikel/die-konvertitin-warum-ich-zum-islam-uebertrat-264023
    Aber wahrscheinlich haltet ihr es nicht durch diese Artikel zu lesen, denn die Wahrheit tut weh 😉

  4. Artikel von meinem Freund und Filmemacher Imad Karim.
    Dieser Bericht deckt sich mit den Informationen, die ich von vielen Bewohnern in verschiedenen Aufnahmelagern erhalte. Meine Kontaktleute sind Menschen, die in ihren Ländern verfolgt wurden, weil sie dem Islam abgeschworen haben oder politisch gegen Regime aber auch gegen die fanatiker aktiv waren:
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    Eine BAMF-Mitarbeiterin.
    Hier der ganze Artikel, dann müsst ihr euch nicht registrieren.
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    Ich bin morgens früh im Amt, die Asylsuchenden hocken dann schon am Gang. Da mache ich meine Tür erst mal von innen zu. Ich muss schauen, ob es neue Asylpakete gibt, ein neues sicheres Herkunftsland – wegen der Bleibeperspektive. Dann geht’s los, irgendwie auf Deutsch und Englisch. Das Nötigste können die meisten schon, sie sind ja nicht erst seit gestern da. „Gib mein Geld! Ich Mann! Ich fick dich! Du Nazi!“ Nach dem 30. Typen habe ich selbst so geredet und bekam einen Verweis. Jetzt halte ich meine Klappe. Wird schön bunt in Deutschland.
    Einen Wachdienst könnte man gebrauchen in den Dienststellen. Die sitzen vor meinem Schreibtisch und holen sich einen runter, fummeln am Hosenschlitz, spielen mit dem Taschenmesser, winseln, werden grantig, werden laut. Aggression pur. Natürlich nicht jeder. Das ist mir wichtig zu sagen, dass ich nicht in Verdacht komme, ich wäre ein Rassist. Aber die Mehrheit, die ist so, junge Burschen, die sind fit! Die haben ein Ego! Fordern, verlangen. Respekt wollen sie. Umgekehrt gibt es keinen.
    Bei uns laufen die Telefone heiß. Kolleginnen von den Erstaufnahmelagern. Manch eine gibt den Job auf. Sogar mir rücken sie zu nah. Und ich gehe auf die 50 zu! Hinterher gab es eine Dienstbesprechung, wie wir damit umgehen sollen. Ja, wie denn? Die Mitarbeiterinnen sollen sich hochgeschlossen anziehen. Am nächsten Tag waren zwei Kolleginnen krankgemeldet. Wir würden gern Deutsche mit Migrationshintergrund zur Erstaufnahme in die Dienststellen schicken. Aber vor allem Frauen wollen das nicht machen.
    Von uns fragt keiner: „Bist du Muslim? Bist du Christ?“ Weil in Deutschland haben wir die Toleranz. Die Flüchtlinge aber, die tun sich ja grad unterscheiden nach ihrem Glauben. In den Lagern sind die Muslime in der Mehrheit, und zwar ganz deutlich. Und die Leute vom Security-Dienst, das sind fast alles Muslime aus Deutschland. Da haben die Christen aus Syrien oder aus dem Irak keine Chance. Verprügelt wurden die, und die Security-Männer haben zugeschaut. Bei den Frauen genauso. An der Waschmaschine, da wird die Christin von der Muslima angegangen: „Du musst warten, du bist haram.“ Haram, das ist bei Muslimen unrein. „Du trägst kein Kopftuch, da bist du kein Mensch.“ „Dein Bub ist unrein, der darf nicht spielen mit meinem Bub.“ So geht’s da ab. In Turnhallen, Kasernen, Containerlagern, da regiert der Islam, da hat mancher seine Stereoanlage, und da kriegen es alle um die Ohren, was der Imam spricht.
    Beim Wach personal , die Deutschen, die mischen sich nicht ein. Was sollen die auch machen? Razzia? Hinterher läuft es eh weiter wie gehabt. Das muss man hinnehmen, weil eben so viele da sind. Die wollen es nicht anders. Da kannst du integrieren, soviel du willst. Deutschland schafft die Integration! Ja, wie denn? Das ist doch keine Dressur, keine Umerziehung. Das muss der Zuwanderer schon selbst wollen.
    Es kommen Männer, Männer, Männer – sehr jung die meisten. Dass auf der Dienststelle die Frau ihnen was sagt, dass sie etwas ablehnt, was verlangt wird, das gibt es für die überhaupt nicht. Dann reden die miteinander in ihrer Sprache, ich soll’s nicht verstehen. Aber dem sein Grinsen, das verstehe ich schon. Klar, die haben alle Druck. Nur, das ist es nicht. Die haben keinen Respekt vor der Frau, und ich sitze da vor ihnen und habe die Macht. Da kriegen die einen Hass.
    Was wir uns in Europa erkämpft haben, Gleichheit für Frau und Mann, für Homosexuelle, das verachten die meisten. Und das gibt den Rechten bei uns Zulauf. Die hassen Muslime und profitieren von ihnen. Obendrein haben sie manches gemeinsam in der Unterwerfungskultur. Da muss der Schwarzafrikaner im Sammellager die Klos putzen, der wird von den Arabern dazu gezwungen, und nachts wird er am Klo vergewaltigt. Die meisten Muslime fühlen sich diskriminiert, wenn sie putzen sollen. Im Lager, auch bei den Männern, da ist jeder mal dran. Gemeinschaftsküche sauber machen, Sanitärbereich. Aber das muss zuerst der Schwarze machen, und nach dem Schwarzen der hellhäutige Christ. Das ist die Realität. Wir an der Basis, wir wissen
    Das. Wir kriegen es ja ab. Der Job, der kostet schon Kraft.
    Die da jetzt klagen vor Gericht, die 200 aus Syrien und Eritrea, weil sie seit über einem Jahr warten müssen auf ihren Bescheid vom BAMF, ob sie jetzt akzeptiert sind als Asylbewerber, weil sie arbeiten wollen, weil sie rauswollen aus dem Lager, das passt mir gut. Denn wenn du als Sachbearbeiter etwas nach oben sagst, dann bringt das ja nichts, maximal einen Bandscheibenvorfall.
    Syrien, ist klar, da ist Bürgerkrieg, das ist schon schwer für die. Es kommen aber viele nicht von dort, und das sollen wir prüfen. „Ja, erzählen Sie mal, wie schaut’s da aus in Syrien?“ Sagt der: „Alles kaputt.“ Dem Übersetzer wird gedroht. Das passiert vor meiner Nase. Ich verstehe sowieso nichts. Die jungen Männer aus dem arabischen Raum, die legen Schulzeugnisse vor, picobello. 70 Prozent gefälscht. Wir wissen das. Das muss man aber beweisen. Unschuldsvermutung. Wir sind ein Rechtsstaat. Also schiebst du diese Leute durch auf Wartehalde.
    Es gibt welche, bei denen merkt man gleich, da stimmt’s vom Zwischenmenschlichen her. Da hilft man gern. Und wenn ein paar Schlitzohren mit durchschlüpfen: Passt schon, die braucht’s auch. Aber so ist es eben nicht. Drei Viertel bescheißen uns. Das wissen wir, das wissen die. Die Männer haben keine Perspektive, wo sie herkommen, gerade die Jungen nicht. Das ist eine Massenauswanderung. Die Frauen müssen Kinder kriegen, noch mehr Kinder, und die Söhne wandern aus, die kommen zu uns und machen auf Asyl. Weil sie es müssen, weil Deutschland kein Einwanderungsland ist.
    Jeder Antragsteller auf Asyl ist ein Einzelfall, das ist unser grundgesetzlicher Auftrag. Erkennungsdienstliche Erfassung, Fingerabdruck und Foto für den Ausweis. Gibst du einen Abschiebungsbescheid, kriegt der aus seiner Community andere Papiere und geht damit zu meinen Kollegen. Wir können unsere Arbeitsdurchgänge nicht pausenlos abgleichen. Die Flüchtlinge versorgen sich untereinander mit ihren Apps. Geben Auskunft über uns. Wo man wie am leichtesten durchrutschen kann. Apps gibt’s auch von deutschen Dschihadisten.
    Eritrea, da gilt es, Leben zu retten. Frauen von da, die sind total eingeschüchtert, total traurig schauen die dich an, keine Energie, leblos. Aber die Integration von denen: Wie soll das gehen? Die werden zu uns reingeschmissen und bleiben verloren. Deren Männer hocken sich hin und warten, bis sie etwas kriegen. Ich hab noch nie einen gehabt, der einen Plan hatte.
    Die aus Nordafrika, die wissen, was sie wollen. Ein besseres Leben. Asylbewerber sind das keine. Es sind halt schon viele, viele da, die verstopfen die Arbeitsabläufe im Amt, und den meisten Ärger machen sie obendrein. Ein paar hübsche Kerle hat es drunter, aber saufrech. Schicken ihre Youngsters zum Klauen, jugendliche Einzeltäter, die kriegen keine Strafe. Das wissen die alles. „Ja“, heißt es dann, „wir müssen Anreize schaffen.“ Schmarrn. Die hätt man gar nicht reinlassen dürfen.
    Die Nordafrikaner kommen meistens aus Algerien, aus Marokko, Libyen, Tunesien. Das sind Loser, die daheim schon auf der Straße waren in Gangs. Was sollen die bei uns arbeiten? Wir sind ein hochtechnisiertes Land. Die tauchen ab in ihre Community, kriegen ein Taschengeld von uns, das reicht denen. 143 Euro sind es monatlich.
    Bedenken gibt es von oben, es würde die Flüchtlinge kränken, wenn man ihnen das Geld auf die Refugee-Card gäbe. Da können sie nichts sparen für zu Hause, und ohne Bargeld auch niemanden schmieren. Und das wär wichtig. Bei den Schwarzen gibt es viele, die würden das akzeptieren. Bei den Arabern aber nicht, die fühlen sich diskriminiert. Ich staune immer, was die für Ansprüche haben.
    Immer wieder verschwinden welche aus den Sammellagern. Und immer sind es junge Männer – mal sechs, mal zehn, mal zwölf. Da ist die Lagerstatt leer am nächsten Morgen. Es sind ja freie Menschen, keine Gefangenen, da gibt es keine Anhaltspunkte, dass man nach ihnen suchen müsste. Es gibt auch noch keine Fingerabdrücke, keine Namen, nichts. Die haben vielleicht Familie und gehen dorthin. Gut, dann wären sie wenigstens
    Schon mal versorgt. Oder auch nicht. Wo tauchen die ab? Neulich hat es wieder einen Zug gegeben von Niederbayern nach Norden: 700 Flüchtlinge, noch nicht registriert, und 20 von denen ziehen die Notbremse, hauen über die Gleise ab. Was wird aus denen?
    Die jungen Mädchen, oft noch halbe Kinder, sind fast alle schwanger, vergewaltigt auf der Flucht. Da herrscht die Haltung vor, die muss man nicht einschulen, das ist für deren Integration zurzeit nicht zielführend, und sowieso haben wir zu wenig Lehrer. Was denn? Sind wir hier in Afghanistan und Nordafrika, dass man die Mädchen vernachlässigen kann?
    Ich hab zugenommen in den vergangenen Monaten, Schokoriegel gegen den Frust. Für meinen Kollegen hat das alles etwas Schicksalhaftes. Deutschland muss helfen und holt sich zugleich den Dschihadismus ins Land und den IS. So sagt er. Das hab ich gern. So richtig aufbauend ist das.
    Wir brauchen Menschen, Deutschland muss jünger werden, heißt es von oben. Ist das keine Aufforderung zum Einwandern? Der Asylbewerber, der keiner ist, der hockt monatelang in der Erstaufnahme, von dort in die Gemeinschaftsunterkunft, noch ein Jahr und noch ein Jahr: darf nicht einwandern, darf nicht arbeiten. Klar, dass da einer auf dumme Gedanken kommt. Es ist ein Wahnsinn. Wir brauchen ein Einwanderungsgesetz, wir brauchen Quoten. Oben blockieren sie es. Weiß einer, warum?
    Viola Roggenkamp ist Schriftstellerin und lebt in Hamburg. Für dieses Protokoll hat sie die BAMF-Mitarbeiterin mehrfach getro­ffen
    Berliner republik Report
    „Es ist ein Wahnsinn“

  5. Kurze Musikalische Intervention des SNO vor Traglufthalle per Polizeigewalt abgebrochen

    Die IG-Arzl, ein Zusammenschluss von Bürgern die sich gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in der Traglufthalle im Gewerbegebiet Mühlau-Arzl wehrt hat für Samstag 2.4. 11:00 Uhr zu einer Demonstration aufgerufen.

    Die IG-Arzl wird nicht nur von der Liste Fritz, sondern auch von der FPÖ finanziell unterstützt, hat auch eine Gruppe der Identitären nach deren Anfrage eingeladen und macht generell schlechte Stimmung gegen die Geflüchteten, schürt Ängste mit Formulierungen wie „Sexueller Missbrauch“, „240 Männer“, „unsere Sicherheit ist in Gefahr“ usw.
    Grund genug für das StreetNoise Orchestra mit einer kurzen musikalischen Intervention den Panikmachern von rechts ein wenig Fröhlichkeit und Leichtigkeit entgegenzublasen.
    Da wir deren freie Meinungs- und Unmutsäusserungen nicht stören wollten sind wir um Punkt 11 mit 13 MusikerInnen gekommen um noch, bevor deren Programm mit Redebeiträgen startet kurz aufzuspielen und dann wieder zu verschwinden.
    Bei der Absperrung wurden wir von der Polizei aufgehalten und am weitergehen gehindert, mit der Begründung wir seien eine Gegendemonstration, die nicht angemeldet ist und weil wir „Instrumente“ dabeihaben dürften wir nicht hinein. Wir argumentierten, dass das keine Gegendemonstration ist sondern lediglich ein musikalisch-künstlerisches Gegenstatement, und um die Versammlung nicht zu stören, sollen sie uns vernünftigerweise sofort anfangen lassen. Man hat uns warten lassen um Direktiven des Einsatzleiters einzuholen. Der ist dann auch gekommen, wir haben das gleiche nocheinmal erzählt, und den Vorschlag wiederholt uns ohne lange Verzögerung , bevor die anderen beginnen, spielen zu lassen, damit wir umso schneller wieder abziehen können. Nach einigem Hin&Her, wohl weil auch keine Gefahr für die Sicherheit greifbar war, hat er uns immerhin gestattet gleich bei der Absperrung kurz zu spielen. dann wollten seine Kolleginnen aber unbedingt noch vorher die Personalien aufnehmen, wofür es keine gestzliche Grundlage gab, und was zu weiterer Verzögerung führte. Auf unseren Einwand, dass man das ja auch nacher machen kann, um eben nicht die gleich beginnenden Redebeiträge zu stören gabs nur die unfreundlich gebellte Androhung, wenn wir uns den Anordnungen widersetzten bekämen wir eine Anzeige wegen Störung einer Versammlung.

    Wir haben das erste Stück gespielt, die Demonstranten die nicht selber durch das heftige Geschrei im Zentrum der Versammlung abgelenkt waren haben sich uns erfreut über die Musik zugewendet und erst beim 2.Stück mit dem gesungenen Text „Refugees are welcome“ kapiert dass wir nicht ganz auf der selben Linie sind wie die offizielle Demo. Da ist auch schon der Einsatzleiter heftig gestikulierend dahergestürmt und hat „Aus! Aus! Sofort aufhören!“ gebrüllt. Leider hat er dabei absolut nicht das Bild eines besonnen Beamten geboten der darin geschult wäre, Agressionen niedrig zu halten und sich nicht persönlich aufzuregen. Während ich signalisierte, dass wir gerade noch das Stück beenden wollen, haben 7 seiner Kolleginnen schon die Schutzhandschuhe angezogen und uns persönlich während des Spielens attackiert, und gewaltsam hinausgeschoben, Unserem Tenorsaxophonisten haben sie mit beiden Händen das Instrument aus dem Mund gerissen während ein Kollege ihn gleichzeitig wegzutragen -schieben versuchte. Nach einigen Rempeleien haben sie uns hinter die Absperrung gedrängt, und die Musik war dann natürlich auch aus. Das alles unter Wiederholung der Drohung man würde uns anzeigen.
    Es ist richtig, dass wir trotz dem Gebrüll des Einsatzleiters nicht unser Stück mittendrin abbrechen wollten, sondern versucht haben die 1 Minute noch fertigzuspielen, was weder eine nennenswerte Störung der Veranstaltung, noch irgendein Sicherheitsproblem gewesen wäre. Wir haben daraufhin natürlich protestiert, nicht nur wegen des völlig unsensiblen und unnotwendigen Abbruchs unserer Darbietung, sondern insbesondere darauf aufmerksam gemacht, dass man spielenden Musikern weder ans Instrument greift, schon gar nicht Instrumente aus dem Mund reisst, und am besten überhaupt nicht berührt, weil das alles gefährlich ist, für die Instrumente und für die Musiker. Der Beamte ders am meisten übertrieben hat war schnell verschwunden als wir ihn identifizieren wollten.

    Unseren Tubaspieler haben sie dann noch zu viert zu seinem Fahrrad begleitet, zur weiteren Identitätsfeststellung, weil sie zuerst seine Daten falsch eingegeben haben.

    Fazit:
    Unsere Polizei ist noch viel humorloser als befürchtet.
    Unsere Polizei ist mit künstlerischen Interventionen völlig überfordert und vermutet im Zweifelsfall ein Sicherheitsrisiko
    Sie sind in ihrer Angst unsensibel und agressiv, welche Gefahr geht schon von ein paar Musikern aus, um sie mit Gewalt am Spielen zu hindern und vom Demogelände drängen zu müssen?
    Dass die anderen sich nicht von ein paar Musikern ans Bein gepinkelt fühlen bevor sie ihre Hetzreden loslassen können, war offensichtlich viel wichtiger als die Bedachtnahme auf Kalmierung und Verhältnismässigkeit.

    Als Musiker haben wir mit derlei Brachialgewalt nie zu tun, und waren ein bissl dernaggelt, das Tenorsaxophon übrigens auch. Wir habens überlebt und werden weiterhin gegen die Blödheit anspielen!!

    RechtsInfo:
    Die Polizei hat am Vortag, auf Anfrage wie wir das ohne Schwierigkeiten zu bekommen, machen sollen behauptet, das was wir vorhaben sei eine Gegendemo und anmeldepflichtig. Die 24h Frist war bereits abgelaufen, weitere Kooperation der Polizei gabs keine,
    Wir sind nicht der Meinung, dass der Auftritt einer Blaskapelle eine Gegendemo wäre. Und selbst wenns eine wäre dann wäre es erst recht im Sinne der Versammlungsfreiheit zu ermöglichen gewesen dass wir unsere 2 Stückln spieln.

    lg
    Felix & SNO

  6. Lieber Felix!

    Jeder Obmann einer Blasmusikkapelle in ganz Tirol hat Kenntnis darüber, dass er eine Veranstaltung (auch wenn nur zwei Stücke gespielt werden) – rechtzeitig – dh. 24 Stunden vorher, bei den zuständigen Behörden anmelden muss.
    Dass Du die Frist versäumt hast, kannst Du keinem anderen anlasten.
    Da offensichtlich – laut Deinen Schilderungen – die Polizei Gewalt angewendet hat, steht es Dir frei die Beamten anzuzeigen.

    LG Markus

    • Lieber Markus:
      es gibt einen grundlegenden Unterschied zwischen Veranstaltung (Veranstaltungsgesetz) und einer Versammlung (Versammlungsgesetz)
      Ein musikalischer Beitrag bei einer angemeldeten Versammlung ist keine eigene Veranstaltung, und auch keine Gegendemo, unabhängig davon ob die Versammlungsorganisatoren eine große Freude haben damit. Diese habens wohl eh ausgehalten. Den zwar hämisch gemeinten Kommentaren auf FB über einen Auftritt von „ZirkusClowns“ entnehmen wir, dass die Leute dort doch verstanden haben was wir machen: Mit unseren fröhlichen, gewaltfreien musikalischen Interventionen versuchen wir bei gesellschaftlichen Auseinandersetzungen die Verbissenheit, den tierischen Ernst und die Agressionen herauszunehmen.
      Dass wir damit der Polizei eher zu- als dagegenarbeiten haben die Einsatzkräfte in ihrer Aufregung übersehn.
      Diesmal haben wir auf unsere Art, mit musikalischen Mitteln, zwar eine thematisch gegensätzliche Botschaft mittransportiert, den lustigen „Zirkus“ deshalb gewaltsam aufzulösen war in der Sache und in der Anwendung der Mittel eine Fehleinschätzung. Wir wären von uns aus 1 min. später ohnehin abgezogen, um den Ort der Panikmacherei mögichst schnell zu verlassen.

  7. Die (Gegen)Aktion des Street Noise Orchestra bei dieser offenkundig vorurteilsbeladenen und pauschal gegen Asylwerber und Flüchtlinge gerichtete „Kundgebung“ werte ich – und das kann man als vernunftbegabter Menschen auch ohne dabei gewesen zu sein nur so sehen – als zivilcouragiertes Handeln.

    Dass sich ein Musiker wie Felix hier offen als politisch engagiert deklariert, ist ein Zeichen der Hoffnung und (Mit)Menschlichkeit. Die klare Position und der mutige Auftritt des Orchesters verdient Applaus und Respekt. Und ein Dankeschön. Denn das ist ganz im meinem und aller anderen, weltoffen und positiv denkender Menschen Sinn!

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