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Ohne Massenbewegung keine Revolution!

 

 

Martin Balluch, Tierrechtsaktivist aus Österreich, hat ein neues Buch geschrieben. Nach seinen bisher vier Veröffentlichungen, davon zwei philosophische Ansichten zu Tierrechten und Autonomie und zwei Tatsachenberichten, ist dies sein erster Roman.

Vorweg: Ich lese für gewöhnlich keine Romane, obwohl ich an sich durchaus lese; das war vielleicht der vierte oder fünfte Roman, den ich (auch zu Ende) gelesen habe… Ich finde das Buch überaus empfehlenswert!

Der Roman spielt im Milieu der Tierrechtsbewegung im England der 1980er und 1990er-Jahre. „Nein, sie halten keine Biographie von mir in Händen“ betont Martin Balluch gleich im ersten Satz! Ebenso aufrichtig möchte ich anmerken: Nein, das hier kann keine Rezension im klassischen Sinne werden! Für eine wahrhaft objektive Sicht auf dieses Buch, verbindet mich zu vieles mit dem Autor! Gemeinsame Aktionen, gemeinsame Gefangenschaft und ein gemeinsamer Prozess.

Auch viel von der Grundstimmung die Paul, die fiktive Romanfigur in Martin Balluchs Buch schildert, ist mir durchaus vertraut; wie wohl vielen Leser_Innen die politisch aktiv sind oder waren. Allerdings in den meisten Fällen wahrscheinlich nicht in den selben Ausprägungen!

Wie auch Martin Balluch im wirklichen Leben, kommt Paul aus Österreich nach England. Wie auch Martin Balluch im wirklichen Leben, arbeitet Paul als Universitätsdozent an der Uni Cambridge am Institut für angewandte Mathematik und theoretische Physik sozusagen neben Stephen Hawking.

Paul kommt mit der für ihn völlig unbekannten Tierrechtsbewegung in Kontakt. Er beteiligt sich an den ersten Demos und Aktionen, er wird vegan.

Er erlebt wie die anfangs betont pazifistische Bewegung und deren Akteur_Innen immer wieder Opfer von Gewalt werden; besonders auf feudalen Treibjagden aber auch auf Demos gegen Tierzirkusse beispielsweise. „There is no justice, just us!“ wird mehr und mehr zum Leitspruch der Bewegung.

Spätestens als Paul Zeuge wird, wie der Aktivist Tom Worby auf einer Treibjagd absichtlich überfahren, und der Todesfahrer in allen Punkten freigesprochen wird, trägt er diesen Leitspruch mit. Die Gewalt seitens der Tierausbeuter_Innen steigert sich immer mehr, bis sich die meisten Aktiven mit dem Thema Gegengewalt auseinandersetzen.

Während Paul zum Schluss kommt, dass sich die Pflicht Widerstand zu leisten allgemein nicht immer an den Erfolgsaussichten orientieren muss, beteiligt er sich auch an Wald- und Baumbesetzungen. Mittlerweile findet er es auch durchaus adäquat eine Baustellenbrücke niederzubrennen um das besetzte Waldgebiet vor den Baggern zu schützen!

Er lebt in zwei Welten. Einerseits begeistert er sich nach wie vor für seine wissenschaftliche Arbeit an der Uni Cambridge, wo er an den mathematischen Problemen von Singularitäten, Differenzialtopologie und Twistoren forscht, andererseits sieht er seine Verantwortung ganz klar im politischen Aktivismus. Paul schildert Tierbefreiungen, direkte Aktionen mittels Sand in den Getrieben der Fahrzeuge der Tierausbeutungsindustrie und lässt uns schlussendlich an seiner Zeit im Untergrund wie auch an seiner spektakulären Flucht zurück nach Österreich teilhaben.

Dieses Buch liefert neben einer spannenden Story auch viele Hintergrundinfos zur Tierrechtsbewegung als soziales Phänomen sowie, selbstverständlich mit einem Augenzwinkern!, durchaus hilfreiche Tipps für Aktivist_Innen!

 

Chris Moser, November 2018

 

Gast

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