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NICHT KAMELE GEHEN INS NADELÖHR

Der Autor Albert Kneringer (geboren 1969 in Zams) studierte in Wien Mathematik bei Rudolf Taschner, setzte sich in Reisen zu den Britischen Inseln schon früh mit Lyrik auseinander, und ist langjähriger Mitarbeiter im Bereich des ISD (speziell Wohnheim Tivoli).
Seine kreativen Arbeiten manifestieren sich zunehmend in Gedichten, die zum Glücken eines gelungenen Lebens auf ethischer Grundlage inspirieren möchten.
In dem seiner hörenswerten Lesung zugrundeliegenden ersten Band „Vom Grund her Lyrik“ (Rediroma 2017) gehen Texte als Orientierungshilfe von Lebenserfahrungen aus, durch die mitunter Lebensweisheiten bestätigt, häufiger widerlegt oder abgeändert werden. Sprichwörter und Sprüche werden aus Sicht der praktischen Realität untermauert und unterlaufen, ja konterkariert und korrigiert; Wortspiele bemühen sich um Klärung von Phänomenen.
Diese derartige, darum sehr allgemein artikulierte Gedankenlyrik trifft genuin spirituell oder ideologiekritisch interessierte LeserInnen. Statt Sagenswertes mit literarischen Bildern zu garnieren, reduziert es der Autor auf klare und einfache Axiome. Und statt seine AdressatInnen durch Beispiele abzulenken, an denen sie womöglich hängenbleiben und so den Blick fürs Wesentliche verlieren, notiert Kneringer allgemein-menschliche Ideen ohne Vergleiche, die hinken, stets aber so, dass auf Empfang Eingestellte bei diesen Gedanken selber Kontexte assoziieren können. Gelegentlich stellt der sich in der Tradition der Aufklärung Verstehende in spiegelverkehrten Gedichten gegensätzliche Lebensmöglichkeiten (zum Beispiel Opti- versus Pessimist) einander exakt gegenüber.
In „Der Individualist“ (Seite 7) etwa wurmt das philosophische Ich:

Der Mitläufer
ist kein Individualist.
Der Mitläufer
denkt nicht selbst,
handelt nicht selbst,
passt sich an.
Sieht seine Fehler nicht.

Albert Kneringer setzt konsequent auf die Eigenverantwortung des Einzelnen:
für die einen Chimäre, für andre ergänzungsbedürftig, für dritte der Clou.
SAMSTAG, 27. 1., 19 UHR, NÄHCAFÉ NADELÖHR, DEFREGGERSTR. 18
http://naehcafe-innsbruck.blogspot.co.at/p/das-nahcafe_20.html

Ankündigungstext: Michael Voldrich

Gast

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