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Melancholia

  Nach dem doch etwa enttäuschenden Antichrist hat das cineastische Enfant terrible Lars von Trier wieder einen hervorragend gemachten Film abgeliefert, der sehr zum Nachdenken anregt. Melancholia, Lars von Triers neuester Film, der zur Zeit auch im Innsbrucker LEOKino läuft, lässt aber doch nichts von der „Trier’schen“ pessimistischen Weltsicht vermissen. Vielmehr hat man den Eindruck, der Regisseur hat dabei seine persönlichen Aversionen, Ängste und psychischen Befindlichkeiten doch etwas zurückgenommen, und so der Handlung des Films und auch den Schauspielerinnen  und Schauspielern mehr Raum gelassen. So dass sich diese frei entfalten können, auf den Zuschauer / die Zuschauerin wirken kann.
 
Der Film besteht aus zwei Teilen. Der erste handelt von der Hochzeit der jungen von Kisten Dunst gespielten Justine, die schließlich an der Ehrlichkeit von ihr scheitert – das ganze spielt ja in einem Schloss und die Gesellschaft besteht aus den sogenannten „oberen Zehntausend“, und berstet nur so vor Verlogenheiten – was Justine aber in eine tiefe Krise stürzt, wo sie nur von ihrer Schwester betreut und vielleicht auch verstanden wird. Unterlegt wird das ganze von für manche vielleicht etwas schwülstig erscheinenden Wagnermusik, die aber meiner Meinung nach hier gut passt und den Film etwas Zeitloses vermittelt, und einem mysteriösen Stern oder Planeten, der sich scheinbar unaufhaltsam der Erde nähert und diese am Ende zu zerstören droht.
 
 Im Zweiten Teil hat sich Justine dann völlig zurückgezogen, wartet in völliger Gelassenheit das angebliche Ende der Erde durch den Planeten Melancholia ab und lässt sich nur mühsam zum Aufstehen und zum Verrichten der alltäglichen Dinge überreden. Während ihre Schwester Claire Angst um ihren Sohn hat und zusammen mit ihrem Mann, durch ein Fernrohr das Näherkommen des Planeten beobachtet. Mehr soll hier nicht mehr verraten werden. Nur so viel noch: Einfach ganz großes Kino, große darstellerische Leistungen, schöne Aufnahmen. Und viel Platz für philosophische Reflexionen.
 
 
 

Helmut Schiestl

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