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Maidemonstration in Innsbruck: „Unsere Freiheit! Unsere Rechte! Unsere Welt!“

mai

Es begann mit 17 Toten. In den Maitagen des Jahres 1886 demonstrierten in Chicago Arbeiterinnen und Arbeiter für die Einführung des Acht-Stunden-Tags. Gegen die Demonstration rückten Polizeikräfte vor, deren Vorgehen erschossene und über 100 verletzte Menschen hinterließ.

Zum Gedenken an diese Ereignisse und um die Forderungen der damals Demonstrierenden fortzusetzen, beschloss 1889 der internationale ArbeiterInnenkongress von Paris, jeweils am 1. Mai einen weltweiten Feier- und Aktionstag der ArbeiterInnenbewegung stattfinden zu lassen. An der ersten dieser Maidemonstrationen im Jahr darauf nahmen bereits in vielen europäischen Städten mehrere Millionen Beschäftigte und Erwerbslose teil.

Seit 1919 ist der 1. Mai in Österreich gesetzlicher Feiertag. Ständestaat und NS-Regime versuchten den traditionellen ArbeiterInnen-Tag seines Sinns zu entleeren und zu Feierstunden der bürgerlichen Nation und der faschistischen Volksgemeinschaft zu machen. Während in den meisten europäischen Staaten es die Gewerkschaften sind, die zu den Maidemonstrationen aufrufen, ist es in Österreich Tradition, dass die Parteien zu den Veranstaltungen einladen.

In Innsbruck ist aus der früheren KPÖ-Demonstration schon seit Langem eine gemeinsame Demonstration erwachsen, an dem sich hauptsächlich migrantische Organisationen, sozialdemokratische und gewerkschaftliche Jugendorganisationen, sowie nachwievor die KPÖ und nun auch die von ihr abgespaltene PdA beteiligen. Und sehr viele nicht organisierte Menschen, denen es ein Anliegen ist, am 1. Mai als einem zentralen Termin für ihre Interessen als Arbeitende oder Arbeitssuchende, als PensionistIn, Jugendliche, Frauen aufzutreten.

Dieses Jahr steht die Demonstration unter dem Motto „Unsere Freiheit! Unsere Rechte! Unsere Welt! Rassismus, Sozialabbau und Repression bekämpfen – Kapitalismus und Imperialismus überwinden“. Im umfangreichen Aufruftext wird die Verteidigung der Mindestsicherung und der anderen sozialen Leistungen, die Abschaffung des Staatsschutzgesetzes und die Austrocknung der sog. „Steueroasen“ genauso gefordert, wie ein Ende der „Festung Europa“ – einschließlich der Grenzschließungen am Brenner und anderswo-, Bewegungsfreiheit und gesichertes Bleiberecht für Menschen auf der Flucht und die Überwindung der Austeritätspolitik in der EU.

Doch dabei wird nicht stehen geblieben. So heißt es im Aufruf abschließend: „Am 1. Mai sagen wir es deutlich und für immer: Bauen wir gemeinsam eine andere Welt auf, die auf Solidarität und Gleichheit, wirklicher Demokratie und wirtschaftlicher Gerechtigkeit beruht! Eine Welt ohne Kapitalismus und Imperialismus, ohne Diskriminierung, Repression und Ausgrenzung.“

Treffpunkt für die gemeinsame 1.Mai-Demonstration in Innsbruck ist um 11 Uhr am Landhausplatz. Übrigens findet dieses Jahr das traditionelle 1.Mai-Fest der SPÖ Innsbruck im Rapoldipark nicht statt. Die gemeinsame 1. Mai-Demonstration ist auch so die einzige öffentliche Veranstaltung in Innsbruck, die das, was vor 130 Jahren in Chicago unter schweren Opfern begann, heute und für die Zukunft weitertragen möchte.

Matthias B. Lauer

Gast

3 Comments

  1. ANTIKAPITALISTISCHE WALPURGISNACHT am 30. April 2016

    Nachttanzdemo Treffpunkt ist um 18 Uhr am Franziskanerplatz, um 19:30 Uhr gehts los! Für ein Leben in Freiheit, Solidarität, ohne Zwang, Herrschaft und Grenzen: Die Welt gehört uns allen und nicht den Konzernen!

  2. Heute bei der Demo selbst erlebt: Ich ging mit einem großen Packen Metallstangen in der Salurnerstraße, da ich gerade übersiedle, als mir die Demo entgegen kam. „Hoch die internationale Solidarität“ wurde lauthals gerufen. Fänd ich auch gut, anstatt Banken zu retten… Mir fielen einige der Stangen runter, ich war wohl zu patschert. Sie aufzuheben war wirklich nicht einfach, ich hätte echt Hilfe gebraucht. Ich wurde von den Demonstrantinnen und Demonstranten beobachtet, wie ich mich plagte. Helfen wollte mir aber niemand. Geschätzt 80 Menschen gingen langsam, mich ansehend an mir vorbei. Laut die internationale Solidarität fordernd an mir vorbei. Niemand außer einem Polizisten, der nahm unkompliziert meine Stangen auf, legte sie wieder zu den anderen auf meine Arme und ich konnte meinen Marsch weitergehen. Der Polizist, der nichts von Solidarität brüllte war der einzige, der mir half. Er brüllte nicht, sondern er handelte. Spannend dachte ich mir danach. Wahrscheinlich ist schreien auf einer leeren, verregneten Straße wichtiger als zu helfen. Solidarisch zu sein und so….
    Ach ja, falls der Polizist das hier liest, Danke!

  3. Hm, ich war auch auf der Demo und habe dich nicht gesehen. Habe jetzt gerade „ganz egal“ und provinnsbruck gegugelt und eigentlich nur Kommentare gefunden, in denen du über Linke und „GrünInnen“ herziehst. Ist natürlich dein gutes Recht, provi ist ein Forum für alle, die etwas zu sagen haben.

    Wenn dein Erlebnis stimmt und nicht nur ein Gschichterl ist, um die DemonstrantInnen schlechtzumachen, muss gesagt werden, dass diese zu dem Punkt (Salurnerstraße) schon länger als eine Stunde im strömenden Regen gingen … viele waren vollkommen durchnässt und schließlich ist dir ja trotzdem geholfen worden (es gibt ja bekanntlich auch nette Polizisten).

    Ganz egal wie du heißt oder aus welcher politischen Ecke du kommst: Wir freuen uns immer über kritische Kommentare, schließlich hat niemand die Weisheit für sich gepachtet. Wir hoffen jedenfalls, dass nächstes Mal jemand dir die Stange hält.

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