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Liebe, rote Kecks und Pop’n’Roll

Schon ein Weilchen her ist die Albumtaufe von „Love.“, dem Debüt der neu formierten Band LoveLoveLove, aber ein Eindruck, der über länger erhalten bleibt, ist vielleicht umso mehr wert.

Die drei Jungs der aus Anoroc hervorgegangenen Konstellation – Manuel Eisner (drums), Alexander Oberarzbacher (vocals, bass) und Philipp Osanna (guitar, accordion) – sind Love-Rocker mit der richtigen Brise Pop, Geschichtenerzähler, Stimmungsmacher. Eine ganz besondere Stimmung, schwebend, das Publikum mitnehmend, Leidenschaft in die Luft legend.

Die Präsentation ihres ersten Albums Ende März im Stromboli in Hall vereinte laute rockige Töne mit zarter Emotionalität. Eine Wohltat für die Gehörgänge, und damit der Gaumen nicht eifersüchtig wird, gab‘s nicht nur Musik, sondern auch Kekslein. Herzförmige, weiße und rote. Stimmig. So wie die Fangemeinde, die sie vernaschte – in sich stimmig, die neue Formation willkommen-heißend, aber vielleicht noch, mehr als sie zugeben würde, an Anoroc hängend. Es war ein bisschen wie mit Freunden im Wohnzimmer zu sitzen (bzw. rumzustehen), ein Bierle zu kippen, und dazu die Band seines Vertrauens für sich spielen zu lassen. Die Jungs enttäuschen nämlich nie, schon bei den Konzerten ihrer früheren Band wusste man im Vorhinein, was man kriegt. Auch wenn sie sich über die Jahre stetig weiterentwickelten, vor allem mit neuen Shows und Inszenierungen aufwarteten – man wusste, worauf man sich einlässt, konnte sich darauf verlassen, auf die gleiche Art unterhalten zu werden. Man wusste, man wird in bester Gesellschaft sein, man wusste, man wird mitgerissen werden, und wenn nicht, traf man eben den alten Freund an der Bar für ein Schwätzchen.

Das besagte „Wohnzimmer“ war das Kulturlabor Stromboli in Hall, das sich ab 21 Uhr nach und nach füllte. Sehr schöne Location, wahrscheinlich noch immer viel zu selten genutzt, für die ganz großen Konzerte. Gemütliche Stimmung und, wie gesagt, viele bekannte Gesichter, feines Bier, lecker Kekse. Rumstehen, die Vorband 2seedsleft genießen – entspannte, poppig-jazzige Retroklänge, der perfekte Support.

Flammender Auftakt des Hauptacts dann gegen 22.30 Uhr: die LoveLoveLover wissen, wie man sich gut inszeniert, was eine „Bühnenshow“ alles sein kann. Drei Ls, funkelnd, blinkend, unvorhersehbar mal hell und dann wieder dunkel – ganz wie die Liebe selbst – leuchten im Hintergrund. Und zu den Klängen von „All you need is love“ der Beatles wird die Bühne nach und nach von den Hauptakteuren betreten. Im Laufe der Show kommen sie mal ganz leger in Jeans und Hemd, dann, passend zu Song und Video, in Arzt-Aufmachung daher.

LoveLoveLove-1.3L

LoveLoveLove.Arztkittel

Das Programm, das natürlich die Track-Liste der CD wiedergibt, ist abwechslungsreich, aber schön ineinander über fließend. Songs, die vom Leben erzählen, den guten und den schlechten Seiten. Vom Weg, den man geht. Der manchmal Kurven nimmt, steiler wird, und dann wieder flach dahingeht. Und der sich im Fall auch rückwärts gehen lässt. Und von der Liebe natürlich, nicht ohne die nötige Ironie und Überzogenheit, manchmal zumindest. Im titelgebenden Song „Love Love Love“ ist von Liebe „from now on for everyone“ die Rede, „to all the things that are going on“, ja sogar „to the unknown space behing the sun“. Kitschig, könnte man sagen. Aber wovon, wenn nicht vom Kitsch, lebt moderner Indie-Sound.

Die Musik von LoveLoveLove lässt sich, zusammenfassend, als salon- bzw. lokalfähigen Rock’n’Roll bezeichnen, umspült von schön wellenartigem Pop, der die Hüften schwingen macht. Große Melodien mit experimentellem Touch. Gut tanzbar, ist man erst mal drin, beizeiten auch mitgrölbar, hört man die Lieder bzw. den Chorus nicht gerade zum ersten Mal.

LoveLoveLove-1.Phull    LoveLoveLove-1.Manu   LoveLoveLove-1.Alex

Die Darbietung hat den Charakter einer großen Show, da ist was los auf der Bühne. Alle drei voll in ihrem Element. Was einen als Zuhörer und –schauer mitreißt. Leider war das Programm zu kurz, um den Boden tanzend zum Beben zu bringen – das Publikum hätte wohl etwas mehr Zeit gebraucht. So waren es nur ein paar der schon treuesten Anoroc-Fans, die die 1m-Grenze zur Bühne hin überschritten und zur Tanz- und Hüpffläche machten. Ein kurzes Vergnügen, wogegen man ja immerhin mit dem „Man soll aufhören, wenn‘s am schönsten ist“ argumentieren kann.

Zum krönenden Abschluss, als Zugabe, gab’s „So long, Marianne“ von Leonard Cohen, mit Ziehharmonika und mindestens zwei Stimmen. Voll im Trend, ein wenig Volkstümliches im Kontrastspiel mit Rock einzubringen, wirkte aber trotzdem nicht zu gewollt. Das Spiel mit dem Image des schneidigen Tirolers, der sich seinen Wurzeln trotz international inspiriertem, englisch-sprachigen Rock bewusst ist, wurde auch schon von Anoroc erfolgreich eingesetzt. Jetzt geht es in die zweite Runde, und zieht mehr denn je.

LoveLoveLove.Ziehharmonika

Nach dem Konzert konnte man sich am liebevoll gestalteten Merchandising-Stand ausstatten, sowohl musikalisch mit dem schwarz-weiß beschachtelten Album als auch hipster-technisch mit Love-Shirts und Jutebeuteln im Stil des bekannten Innsbrucker Schmus-Labels – die Message ist ja eigentlich die gleiche. Ganz im Sinne von „Spread the love“ war auch, dass sich die Jungs bei fast jedem Einzelnen fürs Dabeisein bedankten – schöne Geste, die dazu beiträgt, sie auch ein nächstes Mal gern zu erleben.

www.lovelovelove.at

Text: Anja Larch

Bildquelle: Anja Larch, LoveLoveLove

Anja Larch

One Comment

  1. Da hab ich ja was versäumt! Gefällt mir. Auch der Clip recht gut und professionell gemacht!

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