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Kinder getarnt als kleine Erwachsene

Vor ein paar Wochen eröffnete ein Laden einer nobleren Kinderbekleidungskette eine Filiale in der Nähe des Bozner Platzes und ich bin enttäuscht und verärgert: In der Auslage befindet sich ein großes Foto eines etwa achtjährigen Mädchens in einem buntes Kleidchen.

Dieses Kind ist gestylt und geschminkt wie eine erwachsene Frau und mir graut es vor dieser Respektlosigkeit gegenüber Mädchen und generell gegenüber Kindern. Sie sind keine kleinen Erwachsenen und diese Darstellung eines Mädchens, das wie eine kleine Frau abgelichtet wurde, ist mehr als Fehl am Platz und versetzt mir einen Stich in der Magengegend.

Anstatt ein Foto eines spielenden Kindes für die Auslage zu wählen, sehe ich diese fotografierte Anziehpuppe. Wie wäre es stattdessen mit einem Foto eines Mädchens und eines Jungen, die gemeinsam am Spielplatz spielen und Freude dabei haben, sich zu bewegen und gemeinsam ein neues Spiel zu erfinden?

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Oder werden künftig die Spielplätze leer sein, weil sie durch einen ausgedehnten Aufenthalt vor dem Schminktisch ersetzt werden und sich das geschminkte Kindchen in dem sauberen modischen Kleidchen nicht schmutzig machen darf? Szenarien von kreischenden Eltern, die rufen: „Mädchen hör auf zu spielen, damit du dir die Frisur und die Schminke nicht ruinierst!“, schweben mir vor und das daraufhin heulende Kind.

Dazu sage ich von ganzem Herzen: Nein danke und hoffe, dass dieses geschmacklose Foto schnellstmöglich ausgetauscht und durch eines ersetzt wird, das sich auf die Lebenswelt von Kindern bezieht. Unsere Innsbrucker Innenstadt entwickelt sich zu meinem Bedauern auffällig zu einer Kleidungskommerzmeile begleitet vom Verschwinden von Ästhetik, Kreativität und Nischen.

 

Barbara Tatschl

2 Comments

  1. Wie wäre es denn generell, wenn man Kinder nicht in solch teure Kleider steckt, damit dieses „Ich bin besser als du, weil ich Marke xy trage“ nicht schon im Kindesalter anfängt? Grauenhaft!

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