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Ist die ÖVP „Charlie“? Oder „Charlie Brown“?

Zugesagt hat er gleich. Und reden hat er dürfen.
Die Rede ist von Landtagspräsident Herwig van Staa bei der Gedenk- und Solidaritätsveranstaltung „Je suis Charlie. Je suis Ahmed. Tirol zeigt Solidarität“, die ich zusammen mit dem Friedensforum am vergangenen Sonntag vor dem Goldenen Dachl organisiert habe.
Und alle, die dort gewesen sind, haben seine Worte der Betroffenheit und auch seine Worte zur Meinungs- und Pressefreiheit gehört. Die Zeitungen haben es geschrieben, der ORF hat es gefilmt. Es waren schöne Worte. Denn das kann Herwig van Staa sehr gut. Das Reden.van staat bei se juis charlie 1 c niewo
Van Staa war als oberster Vertreter des Landes von mir eingeladen worden. Ausdrücklich eingeladen worden. Ich habe dafür einige Kritik einstecken müssen. Und ich habe ihn aus zweierlei Gründen eingeladen: Für die mediale Breitenwirksamkeit. Und ich wollte auch sein Bekenntnis zur Presse- und Meinungsfreiheit hören.

Ja, jenes Herwig van Staa, dessen ÖVP den Ötztaler Publizisten Markus Wilhelm (dietiwag.org) wegen der Karikatur eines Logos und scharfer Kritik auf 30.000 Euro verklagt hat.
Ja, jenes Herwig van Staa, der als oberster Eigentümervertreter der TIWAG vor Jahren nicht „Halt!“ gesagt hat, als die TIWAG den provider von dietiwag.org und Markus Wilhelm selbst in Grund und Boden verklagt hat und derart ruinieren wollte (und verloren hat).
Ja, jenes Herwig van Staa, dessen ÖVP-(Regierungs)riege sich mit „Je suis Charlie“-Postern ablichten lässt und derart Solidarität mit Frankreich und ein Bekenntnis zu Presse- und Meinungsfreiheit ablegt. Medienwirksam. Bildhaft.

v.l.n.r.: ÖVP-Landesgeschäftsführer Mallaun, ÖVP-Landtagsklubobmann Wolf, ÖVP-Landesrätin Palfrader, Landeshauptmann Platter (ÖVP), ÖVP-Landesrätin Zoller-Frischauf, ÖVP-Landesrat Geisler, Ex-EU-Kommissar Fischler (ÖVP), Landtags-Vize-Präsident Mattle (ÖVP)

v.l.n.r.: ÖVP-Landesgeschäftsführer Mallaun, ÖVP-Landtagsklubobmann Wolf, ÖVP-Landesrätin Palfrader, Landeshauptmann Platter (ÖVP), ÖVP-Landesrätin Zoller-Frischauf, ÖVP-Landesrat Geisler, Ex-EU-Kommissar Fischler (ÖVP), Landtags-Vize-Präsident Mattle (ÖVP)

Die ganzen Bekundungen der letzten Tage, der Auftritt und die Worte von Herwig van Staa vor dem Goldenen Dachl am Sonntag lassen nur einen logischen Schluss zu:

Herwig van Staa und seine ÖVP müssen sich bei Markus Wilhelm entschuldigen.
Herwig van Staa und seine ÖVP müssen Markus Wilhelm die bisher entstandenen Prozesskosten zurückerstatten.
Herwig van Staa und seine ÖVP müssen dabei kein „Je suis Wilhelm“-Poster in die Höhe halten – sie müssen einzig ihren Worten auch Taten folgen lassen und die Presse- und Meinungsfreiheit ernst nehmen und sie nicht bei eigener Betroffenheit per horrender Klagen zu Grabe tragen.

Herwig van Staa und seine ÖVP müssen das jetzt tun. Ja, die ÖVP muss das nun tun.
Mehr als 1.000 Leute haben es von Herwig van Staa live gehört, das ganze Land hat es in den Medien gehört, gelesen, gesehen: die ÖVP ist „Charlie“. Die ÖVP ist für Presse- und Meinungsfreiheit. Bleibt ein einziger logischer Schluss:

Herwig van Staa und seine ÖVP müssen sich bei Markus Wilhelm entschuldigen.
Herwig van Staa und seine ÖVP müssen Markus Wilhelm die bisher entstandenen Prozesskosten zurückerstatten.
Herwig van Staa und seine ÖVP müssen das jetzt tun. Ja, die ÖVP muss das nun tun.
Wenn Markus Wilhelm das will.

Markus Koschuh

5 Comments

  1. ja, ich weiß nicht, ob sich alle, die dieser tage „je suis Charlie“ zetterln hochhalten, klar drüber sind, dass sie jetzt ehrlich, tolerant, freiheitsliebend sein müssen und nicht mehr hirngewaschen und auch nicht mehr hirne waschend sein dürfen. so ein zettel war ja schnell einmal ausgedruckt – aber was der genau heißt – wenn sie das so genau wüssten… das bild ist jedenfalls lustig, die leut schauen nicht so aus, als ob sie sich damit wohl fühlten oder sich das zetterl selber glaubten ;-))

  2. Da auch der Kardinal bzw. die Bischöfe sich an diesen Veranstaltungen teilnehmen, sollten sie einmal nachdenken,
    wie es in Ihrem eigenen Bereich (Pfarrerinitiative, Kirchenvolksbegehren, etc.) weitergeht.

  3. lieber markus koschuh!

    satire, satirische comics sind, wie humor an sich, eine sehr ernsthafte angelegen. die griechische kömödie ist neben der tragödie die wichtigste gattung des europäischen dramas.
    niemals ist satire eine angelegen der mächtigen, das ist ein ganz grundsätzliches missverständnis. es geht nicht an, dass sich so ein machtl wie der herr staa vorne hinstellen kann, ausgerechnet ihm die bühne überlassen wird, ausgerechnet dieser ausgeburt des machtmissbrauchs, gerade er sollte schweig(n)en, in solch ernster angelegenheit.
    die satire ist die höchstpersönliche freiheit der ohnmächtigen, der gefolterten, der ausgepeitschten. sie ist ein fundamentales menschenrecht. sie verlacht die macht, sie verlacht gott und den tod. wie lässt umberto eco jorge de burgos in „der name der rose“ sagen: „lachen tötet die furcht….dann können wir auch über gott lachen.“
    die satire ist das „gebet“ derer die keinen gott haben, brauchen, in anspruch nehmen wollen.
    die rede eines popanzes, bei einer solchen veranstaltung, in einen sieg der satire umzudeuten, da bleibt mir das lachen im halse stecken.
    „sie werden uns nie verzeihen, dass sie uns umgebracht haben“, das ist satire.

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