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Innsbrucks moderne Kirchenbauten – Pfarrkirche Saggen

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Der städtebaulich sehr interessante Innsbrucker Stadtteil Saggen hat neben einigen von außen her eher unscheinbaren Sakralbauten, wie etwa die Kirche des Klosters der Barmherzigen Schwestern oder die Kirche zur Ewigen Anbetung, die aber einen Besuch sehr wohl lohnen, auch eine schöne Pfarrkirche. Diese allerdings nicht aus der Zeit seiner Gründung, sondern  aus den späten sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Ein Betonbau, den man als Beispiel des sogenannten Brutalismus bezeichnen könnte. So heißt der Baustil, wörtlich übersetzt, eigentlich „roher Beton“. Es sind Bauten, die in Sichtbeton errichtet sind, bei denen nichts kaschiert wird, und die sich so ihrer Zeit und wohl auch der Intention ihrer Auftraggeber/innen nicht schämen. Die sind was sie sind. Wo eben nichts behübscht wird oder Anleihen an frühere Baustile genommen werden wie etwa in der späteren Postmoderne.

Die Pfarrkirche unserer lieben Frau – Marie unbefleckte Empfängnis wie sie genau heißt – ist wohl eine Art „späte Geburt“, könnte man sagen. Lange Zeit hatte der Stadtteil Saggen überhaupt keine eigene Pfarrkirche. In den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde von Baumeister Alois Wörle eine Schulkirche für das Gymnasium der Barmherzigen Schwestern gebaut. die dann zur Notkirche für den wachsenden Stadtteil geworden war. Diese Kirche wurde in den siebziger Jahren abgerissen. Es existierten allerdings schon in den dreißiger Jahren Pläne zum Bau einer neuen Pfarrkirche, auch der Tiroler Stararchitekt Lois Welzenbacher hatte einen Plan dazu eingereicht. Es waren auch schon die Baugründe  dafür am Haydnplatz ausgewählt worden. Doch der 1938 in Österreich an die Macht gekommene Nationalsozialismus machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung, und die Saggener mussten weiterhin in die Notkirche oder in eine der Klosterkirchen die Messe besuchen.

Erst in den frühen sechziger Jahren konnte dann der Plan eines Neubaues einer Kirche, diesmal in der Erzherzog-Eugen-Straße – Ecke Falkstraße, ins Auge gefasst werden. Der Entwurf des Architekten Walter Anton Schwaighofer wurde zum Siegerprojekt erkoren und mit der Ausführung des Baues betraut. Am 2. November 1964 konnte mit dem Bau begonnen werden. Und am 8. Dezember 1964 die Erhebung zur Pfarre. Am 4. April 1965 erfolgte die Firstfeier und am 24. Juli des gleichen Jahres schließlich die Weihe der neuen Kirche.

Der auf sechseckigem Grundriss errichtete Bau besticht durch seine „rohe Eleganz“, eben ein typisches Zeichen des bereits oben erwähnten Brutalismus. Der Turm ist klar konturiert und scheut keinen Vergleich mit den in der näheren Umgebung stehenden Türmen wie etwa den der Evangelischen Kirche oder den der Handelsakademie und des Canisianums.

Über eine überdachte Rampe gelangen wir in das Innere der Kirche, das uns erst mal durch einen zur Apsis hin abstufenden Raum und eine diesen bestimmende hölzerne Faltdecke  einnimmt. Der Altarraum wird durch seitlich verdeckte Lichtschlitze nur indirekt beleuchtet, was diesem einen schönen etwas mystischen Eindruck verleiht.

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Das große Altarkreuz wird von einem Natursteinmosaik umrahmt, das die Sieben Sakramente symbolisiert. Der Tabernakel trägt zwölf Bergkristalle. Ein schönes Symbol, sind Kristalle doch die reinste und erhabenste Form der Materie in ihrem festen Aggregatzustand und können so als eine Brücke zum Geistigen des Sakralen gesehen werden.

Beeindruckend finde ich auch die fünfzehn  Kreuzwegstationen, Bronzereliefs von eine sehr expressiven Gestik. Ein Werk der Bildhauerin Esther Szabados.

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Es könnte noch viel über diese moderne Kirche und ihre Einrichtung gesagt werden, das den Raum hier sprengen würde. So sie abschließend noch die 1995 erschienene Österreichische Kunsttopographie über Innsbrucks Sakralbauten zitiert. Über die Saggener Liebfrauenkirche schreibt dieses Standardwerk in seiner Würdigung: „Mit diesem Sakralbau beginnt in Innsbruck der ‚Kirchenbau im Obergeschoß’ Diesem Typus folgen die Pfarrkirchen hl. Petrus Canisius und hl. Norbert. Auch die quergelagerte Grundrissform stellt ein Novum dar. Sie bildet zusätzlich Platz für den Altarbereich, der durch das abgesenkte Fußbodenniveau gut einsehbar ist und durch die Lichtführung hervorgehoben wird.“

Schauen Sie sich die Kirche an, wenn Sie mal in dieser Gegend sind. Und lassen sie den Raum und seine Kunstwerke auf sich wirken.

http://www.pfarre-saggen.at/geschichte.html

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Helmut Schiestl

3 Comments

  1. Hallo Helmut!

    Schöner Artikel über meine Lieblingskirche in Innsbruck. Ich weiß nicht, ob du der Helmut Schiestl bist, mit dem ich vor ca. 40 Jahren in die Volksschule gegangen bin, wenn ja hast du ja auch ein paar Messen dort erlebt.
    Ich war gerade vor kurzem zum Semesterbeginn-Gottesdienst von meiner Tochter wieder dort.
    Mir gefällt die Kirche, weil sie so hell und freundlich ist und trotzdem schlicht.

  2. Nein, der bin ich nicht. Ich bin in Hall zur Schule gegangen. Aber freut mich, wenn Ihnen der Artikel gefallen hat. Ja, ich finde die Kirche auch sehr schön. Schau immer wieder mal rein. Interessant ist ja auch, dass es bei dem Architekten eine Fast-Namensgleichheit gibt: Es gibt einen Wiener Architekten mit dem Namen Anton Schweighofer, der in Wien vieles gebaut hat, wie etwa das Institutsgebäude der Hochsule für Bodenkultur und einige Schulbauten. Er ist ein Holzmeisterschüler und international bekannt, aber wohl nicht ident mit dem Erbauer dieser Kirche, der sich Walter Anton Schwaighofer schreibt. Leider konnte ich über diesen nichts Weiteres in Erfahrung bringen.

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