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Innsbrucks moderne Kirchenbauten .. Pfarrkirche St. Norbert in Pradl Ost

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Adresse. Burgenlandstraße. Öffentliche Verkehrsmittel: Straßenbahnlinie Linie 3 und Buslinie T.

 Einige moderne Kirchenbauten in Innsbruck haben wir in dieser Kolumne schon besprochen. Eine, die von außen weniger markant als Kirche vielleicht gar nicht auf den ersten Blick erkennbar ist, ist die Pfarrkirche zum heiligen Norbert in der Burgenlandstraße in Pradl Ost. Sie wurde in den frühen Siebziger Jahren nach Plänen des bekannten Innsbrucker Architekten Josef Lackner errichtet. Ihm verdankt Innsbruck wohl die schönsten und auch bekanntesten seiner neuen Kirchenbauten.

Nachdem in den sechziger und auch noch in den frühen siebziger Jahren die Zahl der Kirchgänger/innen noch weitaus größer war, und die Stadtteilkirchen daher zu klein waren, ging man daran, die Pfarren zu teilen – nicht zuletzt wurden die Stadtteile ja auch um neue Siedlungen erweitert – und so neue Kirchen und Pfarrzentren zu errichten. So geschah es auch im rasch wachsenden Stadtteil Pradl, wo in dieser Zeit einige neue Kirchen entstanden sind, so etwa die Schutzengelkirche, die Evangelische Auferstehungskirche und eben auch die Kirche St. Norbert.

Ursprünglich diente eine kleine Kapelle den Gläubigen, die Konradkapelle, die dem damaligen Heeresspital eingegliedert war und am beginnenden zwanzigsten Jahrhundert errichtet worden war. Diese Kapelle wurde dann in den beginnenden siebziger Jahren abgebrochen und die neue Kirche nach einem Architektenwettbewerb, an dem sich einige der bekannten Tiroler Architekten beteiligt hatten, den dann Josef Lackner gewann, in einem kurzen Zeitraum von zwei Jahren errichtet.

Was an dieser Kirche zuerst auffällt, ist ihre zeltartige Konstruktion, die durch das herabgezogene Dach erzeugt wird. Es ist ein heller Zentralraum ohne Chor, mit einem fast mittig und nur durch eine Stufe abgehobenen Altarraum, um den herum sich die Kirchenbänke gruppieren, ein Umstand, der in den Kirchenbauten der siebziger Jahre sehr oft zu sehen ist und wohl auch an die frühchristliche Kirche erinnern soll, nicht zuletzt aber auch den liturgischen Reformen des II. Vatikanischen Konzils geschuldet ist.

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Das Licht empfängt die Kirche durch in die Decke eingelassenen Oberlichten und kleinen runden Glaskuppeln, in denen kleine Kugellampen für die Beleuchtung am Abend sorgen. So wirkt der Raum sehr hell und lichtdurchflutet, und alle Architekturelemente kommen so groß zur Geltung.

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Was nun die Inneneinrichtung betrifft, so ist diese – wie in fast allen modernen Kirchenbauten – sehr reduziert, man könnte sagen, auf das Wesentlichste beschränkt. Hinter dem Altarraum befindet sich eine Art Ikonostase, darstellend den Leidensweg und die Auferstehung Christi, gemalt vom Tiroler Maler Anton Tiefenthaler (1929-1982), Er war an der Wiener Akademie Schüler von Herbert Boeckl und Sergius Pauser und in der Nachkriegszeit in der Tiroler Kunstszene sehr bekannt vor allem durch seine Porträts und Aquarelle, meistens Landschaften darstellend, scheint mir aber in der letzten Zeit schon etwas in Vergessenheit geraten zu sein. Die in der Art der Naiven Kunst gehaltenen Bildtafeln bestechen durch ihre Schlichtheit und ihren literarischen Duktus, und können so wohl als eines der wenigen Beispiele von psychologisch durchdringender Kunst in modernen Sakralbauten gelten. Nicht zuletzt auch, weil sie so einen – fast möchte man sagen, dialektischen Gegensatz – zur kühlen sachlichen Ausstrahlung des Kirchenraumes darstellen.

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Der vom Architekten Josef Lackner entworfene Tabernakel wiederum ist ein auf einer Säule stehender Würfel, den drei runde Kreisscheiben – die Hostie darstellend – tangieren.

Leider sieht es um die Zukunft dieser Kirche gar nicht so gut aus, wie ein Artikel aus der Tiroler Tageszeitung vom März 2012 informiert. Darin ist von einem geplanten Verkauf des Areals und einem eventuellen Abriss der Kirche die Rede, so das Denkmalamt dem zustimmt. Der eingangs erwähnt Zulauf von Kirchenbesucher/innen noch zu Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts hat sich in den letzten dreißig Jahren desselben ziemlich reduziert, was den Erhalt dieser mit viel Idealismus und Energie in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts errichteten Kirchenbauten sicher nicht leichter macht. Es bleibt zu hoffen, dass hier noch nicht das letzte Wort gesprochen ist und der doch sehr schöne und markante Sakralbau in seiner Funktion erhalten werden kann.

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https://www.youtube.com/watch?v=Oq25RXPSX54

Helmut Schiestl

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