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10 Mille für ein „Innsbruck: Douze points“?

Lichtgestalt Conchita Wurst als Werbeträgerin für den Song Contest 2015 in Innsbruck? (c) Andres Putting EBU

Lichtgestalt Conchita Wurst als Werbeträgerin für den Song Contest 2015 in Innsbruck? (c) Andres Putting EBU

Am 12. Juli kommt Conchita Wurst nach Innsbruck. Vielleicht wird das Aushängeschild der plötzlichen rot-weiß-roten Toleranz vom Dach des aDLERS sogar die Bundeshymne trällen. Aus reinem Trotz, samt den Töchtern und nicht ähnlich wie ein seine Hüften schwingender Gockel, der jüngst etwas zu lange am Auspuff eines Formel-1-Boliden geschnuppert haben dürfte. Wenig später am 12. Juli trällert Conchita in der Innenstadt den Song mit Phönix und seiner Asche. Dem Innsbrucker Gemeinderat ist das was wert: das Innsbruck-Marketing hat um eine rasche Sonderladung Geld gebeten. Und es wird kommenden Donnerstag per Gemeinderatsbeschluss wohl geliefert werden. So weit, so nachvollziehbar. Man mag zum Song Contest stehen wie man will – eine Siegerin aus Schnitzelland gibt es nicht alle Tage.

Der 12. Juli markiert jedoch auch den showdown um die Austragung des Eurovision Song Contest 2015. Wenig später will sich der ORF entschieden haben, wo der Gesangsbewerb der Post-Postmoderne stattfindet: Wien, Graz oder – Innsbruck. Und Innsbruck hat nicht die schlechtesten Karten, wie dem STANDARD am 4. Juli zu entnehmen war: Wie berichtet, rechnet der ORF fürs Erste mit rund 25 Millionen Euro Aufwand, zehn Millionen will er jedenfalls hereinspielen. Innsbruck wurde intern am besten bewertet, noch im Rennen sind noch Graz und Wien. Vielleicht liegt Tirol auch wegen seiner Investitionsbereitschaft weit vorn: Rund zehn Millionen an Geld- und Sachleistungen sollen die Innsbrucker geboten haben.

Olympiaworld 2015Dass die Olympiaworld ein knappes dreiviertel Jahr vor dem Song Contest-Termin 2015 überhaupt garantieren kann, im Mai für mehrere Wochen frei zu sein (Bedingung für Auf- und Abbau etc), spricht Bände in Sachen Auslastung. Und tatsächlich: ein Blick auf die Homepage der Olympiaworld übertrifft die schlimmsten Befürchtungen. Nicht, dass es nicht viele Konzerte oder Ähnliches im Jahr 2015 geben wird. Exakt 1 (!) Termin ist angeführt. Ein Seminarkabarett am 29. Oktober 2015. Da hat man uns eine ach so tolle Veranstaltungshalle gebaut und dann so etwas. Und das bei einem so top-qualifizierten Olympiaworld-Geschäftsführer wie dem (ehemaligen) Vize-Bürgermeister Michael Bielowksi.

10 Mille will Innsbruck locker machen. Und Kennerinnen und Kenner wissen: dabei wird es nicht bleiben. Man ist versucht, den Reflex „Die spinnen ja!“ zu aktivieren. Doch wäre das zu billig. Der Kampf um Sendezeit=Werbezeit für Innsbruck und Tirol ist generell ein harter – und teurer. KritikerInnen würden im Fall des Zuschlags für Innsbruck eine „Politik der Großevents“ bemängeln. BefürworterInnen würden im Gegenzug sagen, dass eine Tourismusregion, die nicht laufend im Gespräch ist, gleich abdanken könne. Und dann kommt noch dieses Unwort: „Umwegrentabilität“. Kaum wer kann es noch hören. Zig Millionen für die Fußball-EM 2008? Umwegrentabel. Youth olympic games 2012? Umwegrentabel.

BBB - Besonders, Bunt und manchmal ganz schön Belämmert. All das ist der Song Contest. (c) Andres Putting EBU

BBB – Besonders, Bunt und manchmal ganz schön Belämmert. All das ist der Song Contest. (c) Andres Putting EBU

Transparenz ist angesagt. Zahlen auf den Tisch. Und bitte keine weitere „Leiche im Keller“ wie nach der Fußball-EM 2008. Vielleicht stellt sich die Frage für Innsbruck aber ohnedies nicht. Wien und Graz hoffen darauf. In zwei Wochen werden wir es wissen. Und vielleicht hat die Olympiaworld bis dorthin sogar ein zweites Event für 2015 im Programm. Helene Fischer im September würde meiner Mutter gefallen. Wohl nicht nur für meine Mutter eine Garantin für „douze points“.

Markus Koschuh

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