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Innsbruck dichtet zum Alk-Verbot. Und wie!

innsbruckZugegeben: die Einreichfrist war mit gerade mal 2 Tagen schon ein bisschen knapper als bei gängigen Schreibbewerben. Und doch wurden 11 Gedichte eingeschickt. Das heute zum Beschluss anstehende „Alkoholverbot“ brennt so manch Schreibendem/r unter den Fingern. Und es sind echte highlights dabei. Hier alle Gedichte zum Nachlesen (Unter allen EinsenderInnen wurde eine Koschuh-Wohnzimmerlesung für FreundInnen, Bekannte, Verwandte verlost – das Verständigungs-E-mail ist schon unterwegs!)

adé Lirium (anonym)
Vorbei die Zeit des frohen Weilens
am Ende ist die Siecherei
die Rede ist vom freien Saufen
nicht von Prosecco schlürferei

Nicht schön, nicht fein, nicht g‘sund
So oft wir saßen Hand an Mund
So manchen Tag in jungen Jahr’n
und später, als wir Herren war’n

Von den Hohen nicht gewollt
der Gleichheit keiner Achtung zollt
adé du schnöder Biergenuss
Bist du des Wahnsinns erster Kuss?

Ohne Titel (Elisabeth Förg)
i trink alkohol
du trinksch alkohol
warum sogns’ zu dir pfui?

i bin hui
und du bisch pfui
dös isch a so bei ins

bei ins in innschbruck
es isch gonz verruckt
do trink i bier
und zohl dafier
darum bin i hui

oder i trink an wein
und wohr den schein
sitz am tisch
iss an fisch
gib vill aus
leb in saus und braus
die wirtsleit streifen ein
so solls sein

ob außn hui
inna eppa pfui
dös isch ganz egal
ois andere fatal

iatz oba zu dir
du trinksch dei bier
sitzscht nid am tisch
ischt koan fisch
sitztscht auf die stoan
auf die stiagn
im dreck
drum muasch weg

hui
pfui

Ohne Titel (Dave Bullock)
schnapp. schnapp.
gespielt.
federleicht.
gewissen verspielt.
ertappt.
schnapp. schnapp.

schnapp. schnapp.
gefallen gefunden.
eingefallen.
ausgefallen.
in die falle getappt
schnapp. schnapp.

schnapp, schnapp.
aufgegriffen.
zugegriffen.
nicht begriffen.
ertappt.
schnapp. schnapp.

übergeschnappt.
die schnapsidee.

alkoholverbot – lieber stadtsenat (Ma Ferli)
des stadtsenates alkverbot,
dem gemeinen bürger droht

betroffen ist der kleine mann,
der sichs ja nicht leisten kann

torkelst aus dem gasthaus raus,
eins ist sicher, gibt applaus

sehn den obdachlosen wolln wir nicht,
das sich macht der senat zur pflicht

willst den schilling vom touristen haben,
ist der bürger nicht zu fragen

eine lösung die sieht anderst aus,
daraus machst du dir nichts draus

Der Theresien-Straßen-Prohibition-Limerick (Emanuel Straka)
„In Innsbruck wird es ausgerufen,
Königin COP schreit‘s von den Rathaus Stufen,
der Upperclas‘ Lohn,
die Theresien-Straßen-Prohibition,
weg mit uns Gesindel, die sich mündige BürgerInnen rufen.

In Innsbruck hat sich’s ausgesoffen
Gott behüte, den Spritzer für 3,80 hat’s nicht getroffen,
wer nicht blecht,
hat auch kein Recht,
mit Respekt ist’s dann nicht weit her – müss’ma weiter hoffen.“

Ohne Titel (Hester Margreiter)
Eiskalt lässt es Oppitz schaudern:
„Dosenbier und öffentliches Plaudern,
ohne Perlenkette, Schlips und Kragen.
Was soll‘n die Touristen sagen?“

Selbstgebrannter an der Säule,
hier sieht Federspiel nur Fäule:
„Während Gästemassen schwitzen,
soll kein Sandler dort nicht sitzen.“

Uns‘re Gastwirtschaft fordert Benimm,
denn sie leidet sonst ganz schlimm:
„Willst du an der Säule saufen,
sollst du dort Prosecco kaufen!

Gäste die durch Innsbruck laufen,
sollen kaufen, kaufen, kaufen.
Was wenn sie statt zu dinieren,
lernen Dosenbier zu konsumieren?“

Alkoholverbot in der Maria-Theresien-Straße (Gastgärten ausgenommen) (Sebastian Vith)
Es rülpst die Mona,
Es speit der Franz,
Der Peter betet einen Rosenkranz.

Die Herta schlürft Bier aus der Dose,
Der Mechmed lernt Steuerrecht in kurzer Hose.
Der Paul wirft Stühle nach Passanten,
Die Lilli pinkelt im Stehen an Hydranten.

Wer nun meint es gebt noch wilder,
Dem sei nachdrücklich gesagt:
Wenn Regierungen mit Verboten drohen
werden Probleme nur vertagt.

Die Pluralität der Lebensentwürfe,
macht es uns nicht immer leicht:
Wie sollen wir and’re ertragen,
die sich öffentlich ansaufen?
Doch Toleranz beginnt erst da,
wo Dinge uns zu wider laufen.

Bürgermeisterinverordnung (Michael Steger)
I bin die Bürger Meisterin
und ihr habt’s mich gewählt,
drum seids jetzt stad, wir ham entschieden!
Inns’ Wurst ob euch des quält.
Des Sommerloch des wird gestopft mit Rudi’s Federspiel,
s‘ Geld der Touristen und sonst nix bleibt stets dasselbe Ziel.

Ich pick mir die Rosinen raus
koalieren tuan nur Blinde,
die rot-grün gfärbten Beiwaagerl
stört’s bestenfalls gelinde,
In meiner Stadt des is jetzt gwiss da gilt ab Donnerstag,
saufen darf wer schian ausschaut da Rest isch nur a Plag.

I bin die Bürger Meisterin
und ihr habt‘s mich gewählt,
ihr Gutmenschen wollt‘s nit kapieren,
Geld isch’s oanzige des zählt.
Drum sag ich’s euch ein letztes Mal
ich duld hier keine Störer
die MÜG schick ich euch auf den Hals,

gezeichnet

Oppitz-Plörer
(Bürgermeisterin)

Raunz‘ nicht, sauf‘! (Kathrin Gritsch)
Die Maxi kam neulich
nach langem Gesuch
auf Besuch von Linz –
erfreulich! – zu ins.

Im Gasthaus noch fleißig
an Spritzer bestellt,
verhält sich der Spaß:
„Drei dreißig das Glas!“

Beim nächsten Mal g‘scheiter
im Freien ein Bier
oder vier für das Geld!
Leider kostet die Welt.

Sogleich denn daneben
vier Doserl‘ sie holt,
bezohlt nur drei zehn.
„Das Leben ist schön!“

Das dachte sie sich,
doch Schreck, doch Graus –
kommt raus ein Malheur.
„So nicht, du Gör!

Ein Bier da draußen,
zur Information,
kost‘ schon etwas mehr.
Zweitausend, bitte sehr!“

Und Maxis Reaktion
auf hiesige Farce?
„Das war’s. Ungeheuerlich!“
(Ihr Ton ist säuerlich.)

„Drei dreißig der Vino,
ein Doserl‘ zweitausig.
Lausig ist Innsbruck!
I wü‘ nur nach Linz zruck.“

Alkoholverbot (Günter Jungmann)
Oh du meine
Maria Theresienstrasse
Alkohol ich unterlasse,
und all die anderen Drogen
alles andere wäre gelogen.
Mich frisst auf dieses Verlangen
hier was neues anzufangen,
was zu probieren,
die Truppen marschieren
und nehmen mich mit
ein katastrophaler Ritt.
Nur noch Gewalt
Und ab in die Anstalt!

Ohne Titel (Lenz Lechner)
Alkoholverbot in der Maria-Theresien-Straße
Dazu sag ich nur wie ich sowas Hasse
In den Gastgärten Besäuft man sich bis zur Besinnungslosigkeit
Ach kein Wunder es ist ja in unserer Stadt wieder mal so Heiss

Ja so mancher kann sich das auch Leisten
Leider nicht jeder man sucht nach Ausweichmöglichkeiten
Bald kann man auf keinen Platz mehr Genüsslich ein Bierchen zischen
Ja da gibt es Menschen in unserer Stadtführung ein paar Leute Inzwischen

Die machen sie Wichtig und haben leider die Macht
Haben sich so Manchen Unsinn schon Ausgedacht
Und da sag ich zu Aller guter letzt
Waehlt wen anderen Ihr habt Recht

Markus Koschuh

8 Comments

  1. Wenn eine Gesellschaft ihren Mitgliedern Dinge des privaten Lebens wie den Konsum gewisser Getränke verbietet, sagt das viel aus über die Hilflosigkeit der derzeitigen Entscheidungsträger respektive der Entscheidungsträgerinnen, vermeintliche oder tatsächliche Konflikte und Spannungen des öffentlichen Raums an- und auszusprechen.

    Was aber noch mehr Anlass zur Sorge gibt, ist die Unfähigkeit der Befürworter, ihre wahren Absichten für das Alkoholverbot auf den Tisch zu legen und zu sagen, was sie nun eigentlich wirklich so sehr stört und warum sie dieses Verbot wollen. Der Alkoholkonsum an sich kann es nicht sein, weil die Befürworter ansonsten ja für ein generelles Alkoholverbot eintreten würden und sogar müssten, und konsequenterweise auch den Konsum auch und vor allem in den Gastgärten und Cafes zu untersagen hätten, weil hier ja wesentlich mehr und sozusagen systematisch getrunken wird. Diese Art des gesellschaftlich erlaubten Konsums scheint aber keinen zu stören, also wird es wohl einen anderen Grund geben, der aber nicht ausgedrückt wird. Vermutlich hat es etwas mit Vorurteilen und Angst (geistiger Enge) zu tun, nicht unbedingt rassistische, eher allgemeine Vorurteile gegenüber bestimmten Menschengruppen, die nicht ins konformistische und dem (ohnehin nur) äußeren Schein nach widerspruchsfreie Weltbild der Befürworter (Bürgermeisterin und rechtsorientierte Gruppierungen) passen. Jener Umstand, nämlich die aus sogenannter politischer Korrektheit vorgenommene Verstellung und Verschleierung der wahren Absichten und Interessen ist gelebte Unaufrichtigkeit und somit die eigentlich Besorgnis erregende Grausamkeit hinter derartigen politischen Machtdemonstrationen, die sich momentan in unserer Gesellschaft wieder auszubreiten scheint.

    Dieser Tendenz haben aber leider auch die Gegner derartiger Verbote, so bemüht und richtig ihr ebenso demonstrativ zur Schau gestellter Aktionismus auch sein mag, ziemlich wenig bis gar nichts entgegen zu halten, was wiederum daran liegen mag, dass sie eigentlich konformistischer sind, als sie sich selber präsentieren. SIe vertreten zwar eine Gegenposition in der Sache, die aber offenbar nicht ihrer Überzeugung entspringt, sondern eher einem Oppositionsreflex. Zudem sind sie nicht in der Lage und verfügen über keine geistigen Instrumente, sich der Wirk- und der faktischen Macht der Befürworter zu entziehen beziehungsweise über diese hinwegzusetzen.

    • Auf den Punkt gebracht, würde ich sagen. Bis auf den Oppositionsreflex. In meinem ganz persönlichen Fall. Und um eben die angesprochenen Instrumente vielleicht doch zu finden, gibt es heute (Sonntag, 15. Juni) ein Treffen: 18 Uhr, Treibhaus.

  2. Ihr vergesst über eurem Gesülze, dass die ganze „Verbotskultur“ DIE politische Hauptschlagader der GRÜNEN (und Teile der Bonzen-Linken) ist: diese gut getünchten braunen Natur- und Bodenmystiker wollen uns doch immer weis machen, was die Menschen dürfen und was nicht.

  3. Innsbruck ich lieb dich
    nicht weil du makellos
    sondern weil du echt bist
    und bunt.

    Weil du Geschichten erzählst,
    vom Leben in allen Gestalten.
    Am Boden kauernd und in Luxus schwelgend.
    Lachend gemeinsam und eilend alleine.

    Geschichten vom Fremd sein
    der Angst
    und wie sie entsteht.

    Geschichten von der Liebe,
    die sich an unsere Brücken klammert
    und für die Herzen ein Zeichen setzt.

    Du pulsierst in der Nacht
    nicht weil überall bunte Reklame leuchten.
    Sondern weil alles was passiert
    Jetzt ist. Grölend und Singend.
    Unterbrochen von Blaulicht.
    Auch das bist du.
    Nicht schön; aber Wahr macht es dich.

    Innsbruck.
    Du brichst dir dein Herz,
    wenn du alles Liebenswerte, das du bist
    verbietest,
    um eine glänzende Fassade zu zeigen
    in der sich die Leere einer seelenlosen Stadt
    spiegelt.

  4. Was würde denn passieren, wenn – sagen wir mal – 150 Leute in der Maria-Theresien-Straße eine selbst mitgebrachte Bierdose aufmachen und trinken würden? Und alle hätten ihren Ausweis zu Hause vergessen. Würden dann alle 150 verhaftet werden und eine Anzeige bekommen?

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