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Innsbruck, deine Plätze … Verdroß-Platz

verdrossMan soll eine Stadt erst dann verlassen, wenn man alle Straßen und Plätze in ihr ohne Stadtplan oder sonstige Hilfsmittel finden kann. So gesehen merkte ich vor einigen Wochen, dass ich noch länger in Innsbruck bleiben muss, als ich mich, angeregt durch meine Suche nach Innsbrucks teils verborgenen Plätzen nach dem Verdroßplatz aufmachte. Er ist irgendwo im Saggen, wie ich dem Buch Innsbrucker Straßennamen – Woher sie kommen und was sie bedeuten  von Josefine Justic, erschienen 2012 im Tyrolia-Verlag – auf die Suche machte. Und ohne Stadtplan war mir das gar nicht möglich, so versteckt liegt der Platz und wahrscheinlich geht es vielen Innsbrucker/innen so, dass sie ihn, so sie nach ihm gefragt werden, nicht oder zumindest nicht genau wissen, wo er ist, noch weniger wahrscheinlich, wer sein Namensgeber war. Nun gut, er liegt am nordöstlichen Zwickel von Saggen. am Ende der Senn-Straße. Hier zur Hilfe ein kleines Aufsuchkärtchen von Google-Maps.https://maps.google.de/maps?hl=de&q=innsbruck+verdro%C3%9Fplatz

Nun vielleicht gar nicht ganz unpassend für die erste Platzkolumne des eben erst begonnenen Jahres 2014, hatte dieser mit dem Ersten Weltkrieg zu tun. Ignaz VerdroßEdler von Drossberg– er lebte von 1851-1931 – stammte aus Südtirol und schlug die militärische Laufbahn ein, mit der man damals in vielen Kreisen noch gut reüssieren konnte. So brachte er es vom Infanteriekadettenschüler bis zum Kommandanten des Dritten Tiroler Kaiserjägerregiments und wurde dann noch mit der Organisation der Tiroler Standschützen beauftragt. Sein Sohn Alfred Verdroß-Droßberg, 1890-1980, war ein berühmter Völkerrechtler und Rechtsphilosoph, Professor an der Universität Wien und arbeitete auch als Richter beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Immerhin eine bekannte Tiroler Familie, auf deren Name der Geschichtsinteressierte immer wieder mal stoßen wird.

Was nun den Platz anlangt, so zeichnet sich dieser erst mal als eine kleine Oase der Ruhe am nordöstlichen Ende der Stadt aus. Besteht er doch aus einer kleineren Parkanlage mit Ruhebänken und diversen Kinderspielgeräten, und wird im Westen von einem Wohnblock begrenzt, der ein klein wenig an die Wiener Arbeiterwohnbauten (Karl-Marx-Hof) erinnert. Er wurde 1930-32 nach Entwürfen von Wilhelm Prachensky errichtet, einem wichtigen Vertreter der Tiroler Zwischenkriegsarchitektur, der auch Maler war. Innsbruck verdankt ihm zum Beispiel das Neue Rathaus am Adolf-Pichler-Platz sowie die Fassade des Hauses zum Sparkassendurchgang in der Maria-Theresien-Straße. Er beschäftigte sich auch bereits mit der Umgestaltung der Dogana, sein Neffe Hubert Prachensky umbaute diese dann mit dem heutigen Kongresshaus.

verdross_1Die Ostseite des Platzes wiederum wird beherrscht vom Gebäude des Sanatoriums der Barmherzigen Schwestern, genannt auch „Sanatorium an der Kettenbrücke“, weil hier bis 1937 eine Kettenbrücke über den Inn führte, ehe diese von der heutigen Mühlauer Brücke abgelöst wurde. Nördlich davon befindet sich das sogenannte Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern des Heiligen Vinzenz von Paul. Der Orden betreibt neben dem Sanatorium, einem Altenheim, auch noch verschiedene Schulen sowie einen Kindergarten. Das Sanatorium ist ein typisch neubarocker Bau, ähnlich der Neuen Universität, und wurde 1909 von der Baufirma Johann Huter errichtet.

Interessant ist die an das Mutterhaus angeschlossene Kirche, die wahrscheinlich die wenigsten Innsbrucker/innen kennen werden. Es handelt sich dabei um eine neoromanische Basilika, mit einer bemalten Holzdecke und Mosaiken. Der beeindruckende Bau hat die Römische Basilika St. Maria in Cosmedin zum Vorbild. Die Innenausstattung und die Bilder stammen von Josef Schmid, einem bekannten Künstler und Innenarchitekten des Historismus, der auch an der Tiroler Glasmalereianstalt wirkte und verschiedene Kirchen in Tirol und Innsbruck ausstattete. 2011-2013 wurde dem Sanatoriumskomplex ein Neubau, bestehend aus Operationssälen und Behandlungsräumen, nach Plänen des Innsbrucker Architekten Karlheinz Röck errichtet und damit einen schönen Akzent zum Altbau gesetzt.

Verlässt man das Areal des Sanatoriums und geht einen schmalen Feldweg den Inn entlang ostwärts, so tut sich noch ein schöner Blick auf eine Wiese und noch freies unbebautes Gelände auf, und noch weiter treffen wir doch noch auf einen Bauernhof. Wir sind am Land und doch in Innsbruck.

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Helmut Schiestl

3 Comments

  1. (Verfasst am Mo., 06.01.2014 – 12:13.)

    ich finde an innsbruck scheiße, dass sich hier so viele piefke breit machen.

  2. (Verfasst am Mo., 06.01.2014 – 14:58.)

    und die marmeladinger wollen sowieso nur unter sich bleiben

  3. Verfasst am Do., 09.01.2014 – 12:48.
    Liebe Tiroler, Liebe Innsbrucker, Lieber Helmut Schiestl,

    selbst auf die Gefahr hin mich jetzt als bayerischer „Piefke“ zu outen, so möchte ich doch eine notwendige Ergänzung anbringen.
    Der in Mals geborene Ignaz Verdroß Edler von Drossberg,
    brachte es nicht nur zum Kommandanten des 3. Tiroler Kaiserjägerregiments. Im Jahr 1916 übernahm er das Kommando der 8. Infanteriedivision (Kaiserjägerdivision) und ab Februar 1918 bis Kriegsende war er Kommandant des XIV.Korps (Edelweißkorps). Sein zuletzt erreichter militärischer Rang war „General der Infanterie“.

    Mit herzlichen Grüßen von Nürnberg nach Tirol

    Reinhard Roth

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