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Innsbruck, deine Plätze … Eduard-Wallnöfer-Platz

Vielleicht den meisten noch besser bekannt unter „Landhausplatz“; Wallnöferplatz heißt er ja erst seit 1994. Und als er vor zwei Jahren umgestaltet wurde, schieden sich die Geister am Ergebnis dieser Umgestaltung. Und aus einer „Gstättn“ ist  eine – für manche Innsbruckerinnen und Innsbrucker zumindest – weiße Betonwüste geworden.
Über Geschmäcker lässt sich bekanntlich streiten. Fest stehen dürfte, dass der Platz vorher auch nicht besonders schön gewesen ist. Eine Anhäufung von verschiedensten Denkmälern, die vielleicht bis auf das Befreiungsdenkmal nur nie richtig zur Geltung gekommen sind.
Das Neue Landhaus selbst ist ja ein Bau aus dem Jahr 1938 und wurde gleich nach dem Anschluss errichtet und diente zuerst als Gauhaus, ehe es dann nach dem Krieg als Neues Landhaus umgewidmet wurde. Es abzureißen hätte wohl zu viel gekostet und wahrscheinlich würde sich auch der Denkmalschutz dagegen sträuben, weil auch Bauten aus der NS-Zeit inzwischen eben unter diesem stehen. Dazu gibt es immer wieder interessante Diskussionen, wie mit dem unseligen Erbe dieser Zeit umgegangen werden soll. Immerhin schließt den Platz das von den Franzosen errichtete Befreiungsdenkmal ab, ein eher luftiges Denkmal, entworfen von einem französischen Architekten Namens Jean Paschaud.
 Entstanden ist der Platz ja erst als Folge von Bombenangriffen während des Zweiten Weltkrieges, die da einige Gebäude völlig zerstört haben. Der Rest wurde dann nach dem Krieg abgerissen, um dann einen für das Gedenken an die für die Befreiung Tirols und Österreichs Getöteten eine würdige Gedenkstätte zu errichten.
Wobei auch nicht unerwähnt bleiben soll, dass der Ermordung der jüdischen Mitbürger/innen durch die Errichtung des Progromdenkmals erst in erst in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts erfolgte. Es war ein Schulprojekt und ein HTL-Schüler aus Fulpmes, Mario Jörg, gewann schließlich den Wettbewerb.
 Nichtsdestotrotz aber war der Platz lange Zeit ein Hotspot diverser politischer Kundgebungen und Aufmarschgebiet diverser Schützenumzüge nationalpatriotischer Provenienz und das ist er noch immer.
 Erinnerlich ist vielleicht einigen noch der gloriose oder doch eher martialische Empfang von Skirennläufer Karl Schranz 1972, als er im japanischen Sapporo den damals noch strengen olympischen Amateurqualifikationsregeln nicht entsprochen hatte und diese Entscheidung Österreich in einen Taumel nationaler Selbstgerechtigkeit gestürzt hat.
Die Umgestaltung, die der Platz 2010 durch das Architektenteam LAAC erfahren hat, hat einigen Unmut erregt, zu wenig Grün den einen, zu karg und steril durch die weißen Betonflächen den anderen, und obendrein noch zu laut durch die Skater, die den Platz schon gleich mal nach seiner Fertigstellung übernommen haben.

Ich würde mal sagen, er hat gewonnen und gibt heute doch ein nicht unwesentliches Zeichen dafür, dass auch in Innsbruck moderne Urbanistik Einzug gehalten hat. Manche Elemente, die den Platz bisher schon geprägt hatten, wurden besser ins Licht gesetzt, verbinden sich durch die im Großen und Ganzen hügeligen, unterschiedlichen Bodenniveaus, die den Platzcharakter  betonen.

Wenngleich ich auch zugebe, dass manches  besser umgesetzt werden hätte können – vielleicht wäre auch ein bisschen mehr Grün dem Platz nicht schlecht angestanden. Grüne Lungen sind in diesem Viertel ja eher selten. Alles in allem: Man wird sich daran gewöhnen, wie an so vieles. Und irgendwann wird es ja wieder eine Neugestaltung des Eduard-Wallnöfer-Platzes geben. Vielleicht heißt er dann auch schon wieder anders.

Helmut Schiestl

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