Morgendliche Kaffee-Exzesse treiben mich im Zug hinter Kufstein auf die Toilette, wenngleich dieser Ort wohl eher zu den unbeliebtesten Durchgangszonen zählen dürfte. Aber irgendwann ist auch das das geringere Übel. Bevor ich es mir im Raum einrichten kann, rüttelt es auch schon an der Tür. Toll, wozu verschließt man die Tür, wenn dann doch grobmotorisch daran rumgerüttelt wird?
Naja… Erneutes Rütteln. Langsam nervt es. Ich rufe: „Besetzt!“. Die Person, deren Harndrang offensichtlich alle weiteren Synapsenverbindungen außer Kraft gesetzt hat, klopft nun auch noch. Da ist es mit Freundlichkeit und Nachsicht dahin: „Besetzt, verdammt!“ entfährt es mir. Hörbar wird das Schloss von außen geöffnet. Zack! Schließe ich es im Bruchteil einer Sekunde sofort wieder von innen. Olá, das wird ja immer schöner.
Nun folgt vehementes Rütteln, Pochen, gefolgt von Rufen „Türe öffnen! Sofort!“ Binnen Sekunden zur rasenden Furie mutiert, öffne ich das Schloss, reiße die Tür auf und brülle: „Verflucht noch mal, was soll die Scheiße, kann man nicht mal auf’s Klo?“ Mir gegenüber stehen zwei Polizeibeamte, zunächst in sprungbereiter Angriffsposition. Schnell verändert sich deren Körperhaltung. Der Eine: „Dann machen Sie halt die Tür auch zu!“. „Hab ich, Witzbold. Sonst hätten Sie den Speck hier wohl nicht veranstaltet“ pöbel ich zurück. Er schiebt nach: „Das Schloss-Schild war aber auf weiß, nicht rot.“ „Sorry, hab die Tür nicht gebaut“ – was soll man da noch sagen?
Die Herren lassen, ohne Herkunftsnachweis oder Gentest zu verlangen von mir ab. Sie ziehen ihrer Wege, ich wende mich wieder dem zauberhaften und erfolgreich verteidigten Refugium zu. Beim Verlassen schau ich nach: ja, die Schloss-Anzeige ist verschlissen und zeigt mehr weiß als rot. Jede Menge Denkblasen füllen noch lange den Ausstiegsbereich.
Seltsame Zeiten… Ähnliche Erlebnisse kenne ich nur vom DDR-Grenzübertritt. Damals. Neulich.
riri
