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Fußballrelikte – Willkommen im Käfig

Die Wahlen sind geschlagen, der Song Contest ausgetragen, Gebote beantragt und Verbote verhängt – alle sind zufrieden. Endlich darf mann/frau sich der wirklich wichtigsten Nebensache der Welt widmen – Alles Fußball.

So fand neulich eine Postwurfsendung ihren Weg in meinen Aufmerksamkeitsradar. Innsbrucker Kinder, Jugendliche usw. wurden aufgerufen den „Hof“ wieder als Lebens- und Bewegungsraum ruckzuerobern. Etwas befremdlich für meine Generation, da damals der Hof noch in harter Konkurrenz zum wohligen Kinderzimmer stand und Erziehungsberechtigte mehr darauf fixiert waren den Hofgang zu beschränken, denn für ihn zu werben.

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Der Hof:

Für „Hoflose“ eine kurze Erläuterung: Im städtischen Ballungsgebiet werden alle Natur- und Spielstätten im näheren Umfeld  des eigenen Wohnblocks/-haus als „Hof“ bezeichnet. Eine Hoheitszone um das Haus in welcher sich das Kind ohne Erwachsene, Eltern, Lehrer oder sonstigen Kontrollen frei entfalten konnte. Kind durfte nur die Grundregeln nicht vergessen und zur vereinbarten Zeit wieder in der Wohnung erscheinen. Lediglich ein inbrünftiger Schrei aus dem Fenster konnte diese Freiheit unterbrechen: „xxxxxx komm sofort, oder es setzt was“- Eltern waren nicht immer politisch korrekt…

Der Käfig:

Besonders für männliche Hofbenutzer war oft der sogenannte „Käfig“ ein Dreh- & Angelpunkt vieler Heldengeschichten wie auch Identitäsfindungen. Vielerorts auch „Gstätten“ genannt, ist im wesentlichen eine unnormierte eingezäunte Fläche die meist für Ballsportarten genutzt werden kann. Oft sind sie in ihrer Grundanlage als Fussballfeld gedacht, aber auch viele andere Freizeitaktivitäten finden so einen gewollt, begrenzten Platz. Der Bodenbelag ist nicht unerheblich und reicht von der klassischen Rasenfläche, über Kunstrasen zu Gummi, Schotter u.a.

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Qualifikationen:

Es gibt ja durchaus Stimmen die gerade im Mangel an Hof- und Käfigkultur eine Korrelation zu Schwäche unseres Fussballteams herstellen. Ja, diese Stimmen gehen sogar soweit zu behaupten, dass die verdigitalisierte Wohlstandsgesellschaft schuld sei, dass diese grandiose, sportliche Talenteschmiede in Vergessenheit geriet. Ein Play-stationballer kann die wichtigsten Instrumente des sozialen, sportlichen, fairen, zwischenmenschlichen Zusammenlebens gar nicht mehr erlernen. Wieder andere meinen es wäre gut, dass dieser „Proletensport“ zusehends an Bedeutung verliert.

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Die Aussender der Einladung, den Hof wieder zu entdecken, scheinen jedenfalls überzeugt es gäbe Defizite im urbanen Bewegungsdrang.

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…das beherrschende Thema der nächsten Wochen:

Brasilien 2014

Brasilien verkörpert vllt. wie kein anderes Land den „Geist“ des Fußballs – extreme soziale Gegensätze, Straßenball und die Leichtigkeit des Samba, machen die Brasilianische Mannschaft zur „Selecao“ – Die Auswahl der Begnadeten unter den Besten. Ob es dort Aufforderungen zur Hofbenutzung gibt kann der Schreiber nicht beantworten.

Brasilien ist ein Schwellenland, allerdings gezeichnet von zunehmenden Selbstvertrauen und Wissen um das wirtschaftliche Gewicht des größten Landes Südamerikas. Auch wenn es noch viel zu lösen gibt, kann getrost ein historisches Fest der Superlative erwartet werden – getragen von den „fan“atischen Brasilianern, ebenso wie von Milliarden Menschen auf allen Kontinenten.

Mögen die WM Spiele friedlich ablaufen, den Menschen nutzen und das beste/fairste Team gewinnen.

Das Tippen ist eröffnet:

-> Spanien wird den Titel nicht verteidigen können, Brasilien wird am Druck zerschellen und es wird keinen Weltmeister aus Europa geben…..meine Geheimtipps bis ins 1/4 Finale: Ecuador, Japan 😉

 

 

Martin Kapferer

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