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Flucht ist Hoffnung INNS’ALLAH!

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Vor einigen Wochen löste ich mit folgendem Posting auf Facebook höchst kontroverse Reaktionen aus: „Mein Vorschlag für ein neues Innsbruck-Logo nach Inns’bruck und Inns’wurscht: INNS’ALLAH!“

Dabei hatte ich durch die Zusammenführung des Stadtnamens „Innsbruck“ mit dem arabischen „Inshallah“ nichts anderes im Sinn, als ein witziges Wortspiel, das freilich niemanden beleidigen oder gar Ängste und Vorurteile auf den Plan rufen sollte. Heute gestehe ich meinen Fehler ein. Tatsächlich war ich mir der tieferen Bedeutung dieses Postings zum damaligen Zeitpunkt nicht so sehr bewusst wie heute. Ich hätte mit diesem Wort nicht spielen sollen, denn es ist in den letzten Wochen bitterer Ernst geworden.

Was ich in meinem Posting nämlich fälschlicherweise als grundlegendes Wissen vorausgesetzt habe und wahrscheinlich erklären hätte sollen: „Inshallah“ bedeutet wörtlich übersetzt „So Gott will“. Als sprachliche Phrase wird es verwendet, um den Wunsch über eine bestimmte Zukunft auszudrücken und bedeutet somit nichts anderes als „hoffentlich“. Und wahrlich, nach all den Ereignissen der letzten Wochen ist heute klar, dass es niemals wichtiger war, die gemeinsame Hoffnung nicht aufzugeben.

Wir alle haben – ob wir dies nun wollten oder nicht, ob wir es gutheißen oder nicht – Aylan gesehen, dessen kleiner Körper zum Symbol für eine längst völlig gescheiterte Flüchtlingspolitik wurde. Wir alle haben schockiert und betroffen aufgehorcht angesichts eines in Österreich aufgefundenen LKWs mit 71 elendiglich erstickten Menschen. Betroffen waren wir, so ungern wir das zugeben, nicht nur über das Sterben, sondern auch über die Tatsache, dass das Sterben nun innerhalb der österreichischen Staatsgrenzen angekommen ist.

Wir haben zugesehen, wie Menschen unter menschenunwürdigen Bedingungen auf der Straße ausharren, wie sich hunderte verzweifelt in einen Zug quetschen wollen und wie sie sich, wenige Kilometer später, ebenso verzweifelt auf die Gleise werfen. Wir sehen eine Politik, die im besseren Fall nur schweigt, im schlechteren diese Zustände sogar mitverursacht. Wir sehen aber auch, wie trotz alle dem, nein deswegen, tausende Menschen aufgestanden sind, um sich zu engagieren, um zu helfen wo sie können und um ein Zeichen der Hoffnung für Flüchtlinge zu setzen.

Am Freitag, den 2. Oktober 2015, veranstaltet das Integrationsbüro Innsbruck wieder das Weltfest im Innsbrucker Treibhaus. Das Motto des Festes ist, wie bereits vor 2 Jahren und heute aktueller denn je: Flucht ist Hoffnung. Weil das Weltfest eben mehr als nur ein Fest ist werden sich im Vorfeld hunderte ehrenamtliche MitarbeiterInnen und junge Menschen intensiv mit der Frage auseinandersetzen, wie wir mit den Hoffnungen von Menschen auf der Flucht umgehen. Die Möglichkeit zur Mitarbeit steht allen offen, die am Freitag, den 11. September 2015 um 19 Uhr in den Begegnungsbogen zum Opening Meeting kommen.

Das Weltfest ist natürlich bei weitem nicht die einzige Möglichkeit, sich in Innsbruck zu engagieren. Im Gegenteil. In den letzten Wochen habe ich ein Innsbruck gesehen, das trotz der vielbeklagten Berggrenzen über sich hinausgewachsen ist. Eine Stadt, in der die Menschen mit ihrem vielseitigen Engagement also Berge ver- und damit ein ganz klares Statement setzen: Es ist genug Platz für alle da!

Und wir beweisen es, indem wir gemeinsam mit Flüchtlingen lachend, singend und tanzend auf eine Alm wandern, Konzerte mit ihnen und für sie abhalten, Feste feiern wie etwa das gelungene Fest am Lanser See oder auch der regelmäßig stattfindende MoustacheMonday. Viele InnsbruckerInnen helfen mit Sachspenden oder engagieren sich regelmäßig in verschiedenen Projekten oder auch auf Eigeninitiative. Und nicht zu vergessen:  2000 InnsbruckerInnen, die vergangene Woche für die Rechte von Flüchtlingen auf die Straße gegangen sind.

Kurzum, ich habe in den letzten Wochen, teils mit Gänsehaut und teils mit Tränen in den Augen, ein Innsbruck gesehen, das aufgestanden ist, um geflüchteten Menschen ihr wichtigstes Gut, nämlich ihre Hoffnung, zurückzugeben. Und deshalb schreibe ich es an dieser Stelle noch einmal aus tiefstem Herzen: INNS’ALLAH!

BIRGIT HOHLBRUGGER

Gast

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