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Fertig, Feuer, Mut&los?

Politisches Kabarett unerwünscht1Da überlegt eine Gemeinde, im Vorfeld der Gemeinderatswahl eine Jungbürgerfeier abzuhalten (und fasst gleich 6 Jahrgänge pünktlich vor der GR-Wahl zusammen). Ich werde als kabarettistischer Festredner ins Spiel gebracht. In der Gemeinderatssitzung kommt es zu Diskussionen: A:“Der ist zu politisch. Es ist ja knapp vor der Gemeinderatswahl.“ B: „Ja, wen könnten wir denn sonst fragen?“. A: „Den Platter“. (sic!)

Da eröffnet eine Gemeinde ein neues Gemeindezentrum. Ich werde als Kabarettist ins Spiel gebracht, dieses Mal vom Bürgermeister höchstpersönlich. Im Gemeindevorstand kommt es zu Diskussionen: „Die Gemeinderatswahl ist nah. Besser nix Politisches“. Eingeladen wird schließlich ein Musikquartett.
Ich finde: Schluss mit lustig. Das kann es ja nicht sein. Wann, wenn nicht vor Wahlen, sollten politische Themen Platz haben, über Skurriles und Absurdes in der Politik gelacht werden dürfen, Diskussionen angestoßen werden?

Ja, ich bin sauer. Doch eher: enttäuscht.
Ich bin enttäuscht von der offenbaren Mutlosigkeit, die in Tirol vielerorts herrscht. Was spricht dagegen, einen Kabarettabend mit einem Programm zum Tiroler Hypo-Desaster (immerhin rund 500 Mio Euro) und zur Halbzeitbilanz zu Schwarz-Grün zu machen – gerne mit anschließender Diskussion? Können sich die Gemeinden Kabarett nicht leisten oder wollen sie es sich nicht leisten? Wohl eher Zweiteres.

Denn: Ich bin so blöd und biete den Gemeinden in bester Tiroler-Versicherungs-Manier ein Risiko-Minimierungs-Rundum-Sorglos-Paket an: Auch hier, ganz transparent: 1.000 Euro Basishonorar (Hin- und Rückfahrt, Technik und Techniker inklusive; Plakate werden in jeglicher Anzahl und in jeglichem Format gestellt). Bei einem Kartenpreis von 15 Euro ist dieses Honorar ab dem 67. Zuschauer zur Gänze wieder eingespielt. Kosten für die Gemeinde außer der Bereitstellung des Saals: Null. Dazu kommen Einnahmemöglichkeiten für die Gemeinde oder einen Verein (Ausschank). Ab dem 1001. Euro erfolgt eine 70:30 Einnahmenaufteilung. So ist es möglich, dass alle Beteiligten ein sehr geringes bis gar kein Risiko haben und am Ende auch mit einem Plus aussteigen.

(c) Birgit Pichler

(c) Birgit Pichler

Warum schreibe ich diese Zeilen? Weil ich dringend Auftritte brauche? Mitnichten. Ich habe eine intensive „Österreich liest“-Woche hinter mir, ein gemeinsames Projekt mit dem Tiroler Symphonieorchester ebenso, schreibe derzeit an einem Buch, bereite mich auf den „Jahrmarkt der Heiterkeiten 2015“ vor, schreibe ein Theaterstück für’s Innsbrucker Kellertheater und bereite mich auf ein Projekt im Rahmen des Dramatikerfestivals Innsbruck vor und und und. Anfragen abseits des Kabaretts muss ich längst auf Herbst 2016 und danach vertrösten. Und ein Privatleben will ich ja auch noch haben.

Und dann kriege ich zu hören: „Zu politisch“?
Hier bisherige Kritiken: „Spektakulär, fulminant“ bis zu „Grünmandlsche Dimensionen“.
Ich bin halt privat ein Trottel aber politisch kenn ich mich aus (zugegeben: in jüngster Zeit immer weniger).

Ich frage mich: wo sind sie? Jene Gemeinden, die eben auch gerade in Zeiten des (Vor-)Wahlkampfs politisches Kabarett haben wollen, Diskussionen anstoßen wollen, schlicht: den Leuten zeigen wollen, wie nah das Politische sein kann, sein muss und ist? Eine entsprechende Anfrage ist vor Wochen an sämtliche Tiroler Gemeinden ergangen. Sind Flirsch (6.11.) und Nassereith (21.11.) nach schon erfolgten Auftritten zb in Weissenbach oder Leutasch die einzigen? (Info am Rande: ein Auftritt in Umhausen, der Gemeinde von ÖVP-Klubobmann Wolf, ist schon fast auf der Zielgeraden).

Ich mache den Tiroler Gemeinden ein Angebot: Der erste Kabarett-Abend, der nach diesen Zeilen fixiert wird und bis zum 27. Februar 2016 stattfindet, ist GRATIS.
Oder doch nicht ganz gratis: Eine Spende an das Tiroler Rote Kreuz, dessen ehrenamtliche HelferInnen in der Versorgung der vielen Flüchtlinge zur Zeit Grandioses leisten, wäre schön. Oder ist das auch „zu politisch“?

Markus Koschuh

Markus Koschuh

One Comment

  1. Lieber Markus, die Frage „Wann, wenn nicht vor Wahlen, [sollte]… über Skurriles und Absurdes in der Politik gelacht werden dürfen…“ kann ja in Tirol leicht beantwortet werden: im Fasching. da hams dann ihnere Feschtwagelen, wo’s ganz zahm a bissl über Politik läschtern…

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