0

Erfrischende Sommerausstellung

Von der nichtwissenschaftlichen Öffentlichkeit wahrscheinlich ziemlich unbemerkt gelang im Jahr 2010 erstmals die Erzeugung eines künstlichen Elements. Unuseptium heißt es, weil es im Periodensystem der Elemente die Ordnungszahl 117 trägt – von lat. unus und septum sieben. Und es verdankt seine Entstehung einem 250tägigen Bestrahlung, 150 Tage wurde es mit Atomen beschossen, und dann konnte das neue Element sozusagen das „Licht der Welt“ erblicken, hatte allerdings nur eine Lebenszeit von 14 Millisekunden, ehe es dann wieder in seine Isotope zerfiel.

Eine schwere Geburt, könnte man sagen, aber dem menschlichen Forscherdrang sind ja bekanntlich keine Grenzen gesetzt. Und dieses Ereignis hat nun die bekannte Innsbrucker Galerie artdepot zum Anlass genommen, Positionen verschiedener meistens noch junger Künstlerinnen und Künstler unter dem Motto der Kurzlebigkeit und Wirksamkeit zusammenzubringen. Kunst wird ja oft als ein lebenswichtiges Element für unsere Gesellschaft betrachtet.

Die Fragestellung dabei ist vielleicht ähnlich der Entstehung eines neuen – eben künstlichen Elements – zu vergleichen.  Was ist etwa alles notwendig, damit eine künstlerische Karriere gelingen kann. Neben der Originalität des Werkes, sind es auch noch ganz andere „Elemente“ wie etwa die richtige Vernetzung, der Bekanntheitsgrad der Künstlerin / des Künstlers, die Risikobereitschaft eines Galeristen oder einer Galeristin, und noch vieles mehr. Nicht zuletzt vielleicht der Glaube des Künstlers /der Künstlerin an das, was er oder sie macht. Die Idee ist mal der Anfang, aber dann braucht es eben noch viele Ingredienzien, bis das künstlerische Werk seine Öffentlichkeit findet.

Die in der gegenwärtigen Ausstellung im artdepot vertretenen 17 Künstlerinnen und Künstler  die mit 17 Kunstwerken vertreten sind beschäftigen sich nun zum Teil eher mit Grenzgängen, neuen Medien, die sich meistens neuen technologischen Entwicklungen verdanken, sind zum Teil aber auch mit herkömmlichen Techniken wie Malerei oder Grafik vertreten.

Katja Duftner etwa gestaltet die russisch-amerikanische Zusammenarbeit – die auch bei der Entdeckung des Elements Unuseptium Pate gestanden hat – mit  durchsichtigen Kugeln, die mit 3D-Farbstiften bemalt sind, die feine Verbindungen herstellen, die eine kurze Zeit des Tauwetters nach dem Ende des Kalten Krieges symbolisieren.

Nicoletta Auersperg wiederum nähert  sich mit ihren Collagen der Thematik des menschlichen Forscherdranges, und dessen Auswirkungen auf das Erforschte, eben die Welt und ihren Ursprung und wohl auch ihre Zukunft  Ihre geometrischen Platonischen Körper finde ich etwas vom Eindrucksvollsten der Ausstellung.

Alfred Grafs Körper wiederum presst sich in die Kiesel des Strandes und üb erlasst dieses so entstandene „Bild“ dem Spiel der Flut. Das erinnerte mich ein wenig an das schöne Gleichnis von Michel Foucault: Die Spur des Menschen wir eines Tages so verschwinden wie eine Spur im Sand des Meeres von dessen Fluten weggespült wird.

Das führt geradewegs zu den Aschebildern von Heidi Holleis, von denen eines ebenfalls in der Ausstellung vertreten ist. Asche ein schönes Medium der Vergänglichkeit, in dem leis die Spur des einmal Lebendigen verklingt, und in dem die junge erfolgreiche  Künstlerin schon seit längerem arbeitet.

Das Künstlerduo JUFI  (das sind Ivana Juric und Fedor Fischer) aus Kroatien  beschäftigen sich in ihren Malereien mit der Natur und der Reichhaltigkeit ihrer Lebewesen. Es ist eine Begegnung des Animatorischen mit dem Gemalten, das in einer in der Ausstellung vertretenen Arbeit sehr gut zum Ausdruck kommt. Während Fedor Fischers großformatige Gemälde „zoki“ im beinahe fotorealistischen Stil wohl als eine Art Eyecatcher der Ausstellung wirkt. Während seine Partnerin Ivana Juric mit einem reizenden Animationskurzfilm vertreten ist.

Musik aus Dosen wiederum hat der Wiener Künstler Roland Maurmair als seinen Beitrag. „happiness is made for you“ hat er einfach Sprühdosen mit MP3-Playern versehen, die auf Knopfdruck statt des erwarteten gasförmigen Inhaltes verschiedene Musik von sich geben. Eine sicher witzige Idee, wie überhaupt eher der Witz und die Ironie bei vielen der ausstellenden Künstlerinnen und Künstlern über die Schulter geschaut haben mag.

Es würde den Rahmen hier sprengen, auf alle in dieser erfrischenden Sommerausstellung  zu sehenden Exponate und ihre Künstler/innen einzugehen. Die Webseite der Galerie hat sie mit ihren Werken alle schön aufgelistet, so dass sich die Interessierten „ein Bild davon machen“ können, um sich auf einen Besuch, der sich  lohnt, vorzubereiten.

galerie artdepot
maximilianstraße 3/stöckl
6020 innsbruck, austria

Dauer der Ausstellung: 5. 8. – 15. 9. 2015

Fotos: artdepot

Helmut Schiestl

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert