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Einmal Schlampe, immer Schlampe

Wer will, dass dich die eigenen Bücher wie von selbst verkaufen, setzt entweder auf seichte Ratgeberliteratur oder auf Körperflüssigkeiten. Barbara Balldini bedient den heimischen Buchmarkt zeitgleich mit beidem. Einmal Schlampe, immer Schlampe: Ein masochistisches „Lesevergnügen“ – die Freude daran, dass Ratschläge auch nur Schläge sind, vorausgesetzt.

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„Voilà. Das ist das Leben.“

Ah, Swing: „Liebe Frau B., kennen sie das? Sie sprechen mir Ihrem Mann über erotische Fantasien und landen unerwartet im Swingerclub.“ Oh, Kopfkino: „Dank meiner Fantasie, wie ich es in diesem Bett mit diesem fremden Mann treibe, werde ich immer feuchter und schlussendlich schiebe ich mir diesen großen, festen Latexschwanz in die Möse.“ Juhu, Thermentag: „Am Ende trinke ich ihre Säfte – ausnahmsweise, denn in so einer Örtlichkeit hinterlässt man höflichkeitshalber keine Spuren“.

„There is no way to happiness. Happiness is the way!“

Nun gut. Veröffentlichter Privatverkehr, wohin das Auge blickt. Leider geil? Nicht wirklich. Wer das Konzept der Autorin nicht kennt, sollte sich das gute alte Dr.-Sommer-Team in Erinnerung rufen. Erkennbarer Unterschied? Buddhistische Weisheiten sind die neue Foto-Lovestory. An Sprichworten und anderen Gemeinplätzen wird ohnehin nicht gespart. Lohnt sich auch nicht, wo wir doch alle wissen, dass guter Rat teuer ist, obwohl Fragen nichts kostet. Was sagt die Autorin dazu? „Die Antworten liegen nicht bei mir, sondern bei ihnen. Dies ist das Geheimnis, das sie gerne ausplaudern dürfen: Wir tragen die Lösungen und Antworten auf unsere Probleme bereits in uns selbst.“

„Du bist heute, was du gestern gedacht hast.“

Was die Tiroler Sexualpädagogin auf Fragen, die im Unterschied zum Rest nicht immer kommen, sonst noch antwortet? „Der Mann ist ein Stratege. Er will die Welt im Außen erfahren, will erforschen, will verändern, will Neues schaffen.“ Und Frauen? „Die Frau hingegen sucht Beziehungen. Ihre Empathie, die Fähigkeit sich in andere hineinzuversetzen, ihr Wunsch, hilfreich zu sein und unterstützend, ihre Sehnsucht nach Nestwärme und Geborgenheit, dies alles wünscht sie im kleinen, überschaubaren Rahmen zu finden. Sie möchte beschützen und beschützt werden. Die große, weite Welt macht vielen Frauen Angst – zumindest wenn sie daran denken, allein in ihr bestehen zu müssen.“

Mein Fazit: Dass Frau B. morgen ist, was sie heute denkt, ist ihr nicht zu wünschen. Denn von gestern, dürfte sie heute schon sein.

Barbara Balldini
Einmal Schlampe, immer Schlampe
Intimer Schriftverkehr
Fine Paperback, 110 Seiten, Kyrene, € 13,90

Isabella Krainer

4 Comments

  1. >Denn von gestern, dürfte sie heute schon sein.

    Wie lautet denn jetzt nun die konkrete Kritik am Buch? Wenn eine Buchkritik zu 70% nur aus Zitaten besteht und der Rest Gemecker über Dr. Sommer Analogien und Sprichworten ist bringt das für den Leser deiner Buchbesprechung keinen Wissensgewinn.

    Was genau deiner Meinung nach so schlecht an dem Buch ist bleibt mir also weiterhin ein Rätsel… War dir die Sprache zu direkt, die schlüpfrigen Themen zu feucht oder stößt du dich primär an ihrem Frauenbild von wegen „Die große, weite Welt macht vielen Frauen Angst – zumindest wenn sie daran denken, allein in ihr bestehen zu müssen.“ ??

    Ich selbst würde das Buch nur gegen Bezahlung lesen, aber wenn schon lästern dann bitte ausführlich 😉

  2. Ratgeberliteratur ist grundsätzlich nicht mein Fall. Schon gar nicht, wenn bereits im Vorwort darauf hingewiesen wird, dass die Antworten eh jede_r selbst in sich trägt. Schon klar, dass sich die Autorin damit weniger angreifbar macht, aber als Expertin könnte sie auf aneinandergereihte Verallgemeinerungen meiner Meinung nach verzichten.

    So gesehen, ist auch deine Kritik an meiner Rezension berechtigt. Nur, dass ich eben keine Literaturexpertin bin und das Buch für ohne Geld besprochen hab 😉 Barbara Balldini hingegen hat ihre Bücher über 40.000mal verkauft und führte die Bestsellerlisten in Westösterreich an. Nur warum, weiß ich nicht. Dass mir diesbezüglich das Verständnis fehlt, liegt in erster Linie daran, dass ich mir etwas ganz anderes erwartet habe – nämlich Fachwissen. Diesbezüglich ist mir das Buch schlichtweg zu oberflächlich, zu klischeeverhaftet und in Hinblick auf ihr Rollenbild wirklich zu tradiert.

    Außerdem besteht das Buch zum Großteil aus Erzählungen, die ihr von Leser_innen zugesandt wurden, wie es heißt. Gerechnet habe ich mit Fallgeschichten, nicht mit einer Sammlung sprachlich unausgefeilter Sexabenteuer namens „Eine Muschi für den Kater“ oder „Heißer Thermentag“, die zum Teil sogar unkommentiert bleiben.

    Intention meiner Rezensionen ist, auf provInnsbruck Literatur mit Tirol-Bezug vorzustellen. In wie weit mir das gelingt, entscheiden die Leser_innen. Dass neben Büchern auch Buchbesprechungen verrissen werden können, finde ich spannend.

    PS: Wer selbst rezensieren und kritisiert werden will, ist natürlich auch Willkommen 🙂

  3. …“von LeserInnen zugesandt“?…ganz, ganz sicher und wirklich? – das nicht verstehst warum dies Bestseller sind? – Tja – wirf mal Blick auf die Pornxxo Branche, dann weißt wie das geht – mittlerweile sogar für die selbstbewußte Frau in Tirol…ich lach mich grad schief, Danke 😉

  4. Ich vermute mal, man kann über Sexualität nicht dumm oder banal genug schreiben, oder niveaulos oder was auch immer, es wird immer ein Bestseller werden. Siehe „Feuchtebiete“, das in allen Feuilletons der großen Tageszeitungen besprochen wurde. „Sex sells“, das wissen wir doch schon länger. Wobei mir „Feuchtgebiete“ sogar gefallen hat, weil ich es mit null Erwartung gelesen habe, so wars einfach eine leichte Sommerlektüre

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