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Die musikalische Laufbahn des Unterländers Charles Guilty

Seit ich denken kann, waren Charles und seine Brüder anders als die anderen im Ort. Immer schon waren sie quirlig, kreativ. Ihr Haus galt seit jeher als Kunstkommune, in der sich Leute aus der Gegend zu ‚Sessions‘ zusammenfanden. Da ich zum Zeitpunkt des Höhepunkts ihrer Kultpartys allerdings noch zu jung war, kreuzten sich meine mit ihren Wegen erst später im Ballettstudio, als sie zu unserem Stangentraining live musizierten, an Trommeln und Didgeridoos.
Bei den Sub Area DJ Nights war Charles auch meist zugegen, die alte Gerberei bot ihm mit verschiedensten Bandprojekten selbst auch eine Plattform. Weiters begegnete ich ihm öfters im Café Rainer, das Ort etlicher, von meinem Vater, dem Deutschlehrer Jochen, veranstalteter Lesungen war.
(Es war im Rainer, wo ich als Pre-Teen der Erika Pluhar einen Blumenstrauß überreichte, an der Seite von Köhlmeier dem Gespräch lauschte und von, neben einigen anderen, H.C.Artmann sowie Gert Jonke begeistert war.)

 

Auf der Dachterrasse vom Café Rainer traf ich mich nun mit Charles zu einem Gespräch, wie man hier sagt zu einem „Hoangascht“, über seine musikalische Laufbahn bis jetzt und wie er sich seine Zukunft zusammenzuschustern im Sinn hat. In Schwarz von Kopf bis Fuß sitzt C.G. auf einem Schattenplatz. Schon seit vielen Jahren umgibt ihn eine gewisse schwarze Aura. Als ich noch ein Teenager war, tummelten sich in den Lokalitäten noch mehr Grufties, diese Szene hat sich meines Wissens mehr und mehr aufgelöst, doch Charles blieb der Szene treu, zumindest nach außen hin. In ihm drinnen, sowie in seinem Musikstudio experimentiert er mit unterschiedlichsten Musiken. Dazu nun genaueres …

 

Charles‘ erste Band gründete er mit seinem Bruder und einigen Kumpels aus der Clique, sie nannten sich „Waxatoti“, die Charles, seinen Blick von seiner „Tuschtn“ (Torte), zu mir, zum Huber-Bräu-Turm schwenkend, als „Dilettantenband“, die aus „Langeweile“ und mangelndem interessanten Angebot entstand, bezeichnet. (www.myspace.com/waxatoti) Sie waren eine nicht herkömmliche Hardcore-Band, da sie die harten Sounds mit chilligen Flöten und Didgeridoos unterlegten. X-over-folkig und sphärisch wurde im Keller der Villa ihrer Oma, wo Charles heute noch lebt, geprobt. Diese Band existierte von ca. 1996 bis 1999, 2 Demo-Cds wurden gepresst, Höhepunkte waren unter anderem die zweimalige Mitgestaltung des „House of Pain“ auf FM4, sowie der Auftritt auf der Hanfdemo, vor dem Stephansdom in Wien, wo die Band „Texta“ anno dazumal noch als ihre Vorband auftrat.

Die nächste Unterländerband, der sich Charles hinzugesellte, waren die Alternativerocker „Shyne 11“: www.myspace.com/shyne11 . Welche bereits mit „Tito & Tarantula“ auf Tournee waren. Was er dieser Kombo anzubieten hatte, waren sein Schaffen am Keyboard, er fügte der Band einen Synthesizer-Touch hinzu. Mit dieser Band hat Charles die FM4 Bühne am Donauinselfestival erklommen. An jenem Tag spielte später auch „Element of Crime“. Nach dem baldigen Aus dieser Band, zog es Charles wieder ins Musikzimmer, wo er mit verschiedensten Gerätschaften Töne im Synthese-Verfahren zu Tracks verschmolz. Über der Garage beherbergte er immer wieder mal wechselnde Untermieter, die meisten davon Musiker. So entstanden Mitschnitte einiger spontaner Sessions, nachzuhören auf www.myspace.com/propellerypsilon . Immer wieder klimperte er auch am Piano, so entstand dann sein „We all are guilty“-Künstlerego, er spielt am Klavier, so trat er etwa als Vorband in der „Alten Gerberei“ oder im „Cave“ in Salzburg auf. (www.myspace.com/weallareguilty)

Somit kommen wir der Gegenwart schon näher. Zusammen mit DJ Pjotr, dem Perchtold Peter (der ist apropos auch mit den Subarea DJs in einen Topf zu werfen), sammelte Charles Synthesizer. Ziel war es, „elektrisch zu fetzen“. So in Richtung „Artpunks“. Es wurde mit Loops herumgespielt und Drumcomputer aneinander gestöpselt. Zu den sessions kam dann auch der Gitarrist Dave von den „Dave and the Pussies“ (eine Band aus dem Unterland, die ich laut Sub Area DJ Achi sowie Charles unbedingt auch mal vorstellen soll) hinzu. Charles, der sich als D.I.Y-Künstler ohne den Anspruch auf kommerziellen Erfolg sieht, werkelt nun als „Corps Noir“. Warum nennt sich sein neues Projekt so?

Ihm schwebt hier die „Schwarzkörperstrahlung“ als Inspirationsquelle vor den Augen, wobei es sich hierbei um etwas handelt, das man garnicht sehen kann, weil es sich um die kosmische „Hintergrundstrahlung“ handelt. Ein Nichts, das im Grunde eben doch alles zusammenhält, oder so. Jedoch die Lederjacke und der Frack mit dem „Corps Noir“-Schriftzug existierten und bedecken Charles auf seinen Reisen durch den Musik-Kosmos.

 

„Corps Noir“ – www.myspace.com/corpsnoir – befindet sich noch in der Schwebe, ist trotzdem eine Band, die schon teilweise aufgetreten ist, bis jetzt als One-Man-show oder zu dritt, als Supporter in München. Als „Corps Noir“ ist Charles schon ziemlich herumgekommen, mit einem batteriebetriebenem Koffer im Schlepptau. In Augsburg musizierte er mit Daniel, aka DJ Neon Force, auf einer Party, die von der Polizei beendet wurde. Daraufhin wurde das Konzert auf den Gehsteig verlagert, möglich gemacht durch den mit Batterie betriebenem Musik-Koffer. Inmitten des „müden Rests der Party auf dem Gehsteig“ meinte Daniel, dass gerade das „Weird Science Festival“ in Stuttgart stattfände. Man machte sich auf den Weg, um spontan auf dem Klo des Festivals zu musizieren.

 

Eine Innsbruckermusikantin „Gertrud Stein“ hat vorort die beiden in Klopapier gehüllt, was wiederum eine Klopapierattacke auslöste, die bald das gesamte Festivalgelände umspannte…Auch nach Leipzig zu Kollaborationen mit „Ben Bloodygrave“ oder „Nachtanalyse“ verschlug es den DIY Koffer bereits, wo auch zum ersten mal der FM-Transmitter zum Einsatz kam. Dabei geht es um die gegenwärtige Realisierung von „instant legal authorized bootlegs“

… Leute nehmt eure Kassettenrecorder mit! Die nächsten Gelegenheiten dafür sind bereits in Planung und weisen in Richtung Berlin, Frankfurt, Bochum, Köln, Wien, Paris, Halle und wieder zurück nach Augsburg, München und Leipzig. Termine hierfür werden auf der Homepage bekanntgegeben, auch im Facebook zu finden, oder demnächst auf www.corpsnoir.com .

 

„Corps Noir“ ist andererseits als Viermannband in Planung, eine Sängerin wird gerade gesucht, ich meine augenzwinkernd: „eine Corpse Bride?“. „Bald“, erfahre ich,“ wird eine zum Vorsingen kommen“. Es bleibt, wie man sieht, spannend, und aus der schwarzen Leere St.Johanns wird es bestimmt noch lange Klangwellen sprudeln, die unser aller Herzen erfüllen. 

Und hier noch Sehenswertes:

 




Christina Burger

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