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Der Brückenmann

Donaudampfschiffahrt, Pferdezucht, Flußregulierung, wissenschaftliche Akademie. Diese Begriffe sind mit dem Namen István Széchenyis bis heute verbunden. Der ”Brückenmann”, oder der „größte Ungar”- wie manche UngarInnen ihn nennen, hat auch eine versteckte Statue in Innsbruck.

 

 

In der Kaiserstadt geboren

István Széchenyi stammt aus einer bekannten Adelsfamilie, sein Vater, Graf Ferenc Széchényi gründete das Ungarische Nationalmuseum und die Nationalbibliothek. István Széchenyi ist in Wien geboren (am 21. September 1791) und dort aufgewachsen. Als junger Mann kämpfte er unter anderem gegen Napoleon und erwarb sich verschiedene Auszeichnungen. Er wollte aber nicht als Soldat oder Staatsangestellter dienen, da er das damalige Staatssystem des Habsburgischen Reiches für ungerecht hielt und fast alles reformieren wollte.

 

Er genoss aber auch das Leben: er trug immer die modischsten Kleider und lebte ein aktives Gesellschaftsleben. Der weltbekannte Komponist, Franz Liszt war einer seiner besten Freunde. Er war ein schöner, junger Mann, auch bei den Frauen sehr beliebt.

 

 

England, das Traumland

1814 reiste er nach England, in das damals höchstentwickelte Land Europas. Er war von der Entwicklung des Landes sehr begeistert. Im Jahre 1825 hat er das Jahreseinkommen seiner Grundbesitze für die Gründung der Ungarischen Akademie der Wissenschaften angeboten. Mit Hilfe weiterer Mäzene entstand die Institution im Jahre 1830. Politische Reformen wollte nicht nur Széchenyi, sondern auch die Mehrheit der Adligen einführen, sie waren sich aber bei der Durchführung nicht einig. Er übte mit der Veröffentlichung seiner drei Werke – Über den Credit (1830), Licht (1831) und Stadium (1833) – Kritik an der Feudalwirtschaft, bewirkte Wirtschaftsreformen, und den Aufbau eines neuen Zollsystems.

 

 

Er wurde im ganzen Land bekannt und populär. 1848 wurde er zum Arbeits- und Verkehrsminister der ersten verantwortlichen ungarischen Regierung nach der Revolution vom 15. März ernannt. Er war ein Genius seiner Zeit, der viele Änderungen unternahm: Unter anderem führte er die Regulierung der Donau und der Theiß durch, nach englischem Muster organisierte er die Donaudampfschiffahrt, die Pferdezucht, das Pferderennen und die Bahngesellschaften. Ihm ist der Bau der ersten Donaubrücke im heutigen Budapest, der Kettenbrücke, zu verdanken, die auch heute als ein Wahrzeichen der ungarischen Hauptstadt gilt. Deshalb trägt auch der Film, der sein Leben vorstellt, den Titel „Der Brückenmann” (2002). In seinem Schloß in Nagycenk ließ er als erster in Ungarn ein Wasserklosett (WC) einbauen, und führte die Gasbeleuchtung ein.

 

 

Zwischen Spannungen

Mit seinen Reformen und seinen sowohl politisch als auch wirtschaftlich fortschrittlichen Ideen hatte er das Vertrauen des Wiener Hofes schon längst verspielt. Leider konnte er die Spannungen zwischen Wien und der ungarischen Regierung nicht lindern, deswegen ging er am 5. September 1848 ins Sanatorium nach Döbling. Die ständigen Hausdurchsuchungen nahmen seine Kraft, am 8. April 1860 setzte er seinem Leben mit einem Pistolenschoss ein Ende.

 

 

Erinnerung im Garten einer Innsbrucker Villa

Das Lebenswerk von István Széchenyi ist für die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung Ungarns von großer Bedeutung. Seine Statue wurde im Jahr 2010 zum 150-jährigen Todestages des berühmten ungarischen Politikers und Mäzens im Garten des Ungarischen Studentenheimes und Kulturzentrums in Innsbruck (Richard-Wagner-Straße 3) eingeweiht. Die Statue hat Zsolt Nyári, ein ungarischer Bildhauer aus Pécs (Fünfkirchen) geschaffen.

 

In Budapest gedachte man seines Lebenswerkes mit großen Veranstaltungen. Im Gebäude, das sein Vater bauen ließ, fand eine Ausstellung statt. Im Ungarischen Nationalmuseum konnte man seinen Sessel aus Döbling, Entwürfe der Kettenbrücke und sogar die extravaganten Kleider, die er sich damals nach der neuesten Mode machen ließ, besichtigen.

 

 

von Miklos Szentpetery

 

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