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Der 3-Mio-Euro Verzicht. Warum es richtig ist.

Ein verheerender Waldbrand und seine Folge

Als der 18-Jährige aus Absam seine Zigarette weg warf, tat er dies wie so viele andere auch: achtlos. Als er bemerkte, dass seine weg geworfene Zigarette das Unterholz in Flammen gesetzt hatte, hat er das getan, was wohl viele von uns ebenso getan hätten: er hat versucht, den Brand zu löschen. Ein hoffnungsloses Unterfangen bei dem staubtrockenen Gehölz und dem vorherrschenden Wind. Als er sah, dass sein Bemühen nichts bringt, hat er das getan, was wohl viele von uns ebenso getan hätten: er hat die Einsatzkräfte alarmiert. Dabei hat er aber auch das getan, was die allermeisten von uns (mich eingeschlossen) im ersten Moment vermutlich verschwiegen bzw nicht getan hätten: nämlich zugeben, dass er selbst es war, der den Brand verursacht hat. Ich selbst hätte vor den erwartbaren Konsequenzen vermutlich duckmäuserisch irgendwelche anderen als Verursacher vermutet, während ich als „Entdecker des Brandes“ fein raus gewesen wäre.

Dass die Landesregierung in ihrer heutigen Sitzung auf mögliche Schadenersatzforderungen in Höhe von ca. 3 Millionen Euro verzichtet hat, werden wohl nur Dummköpfe als „verantwortungslosen Umgang mit Steuergeld“ bezeichnen. Es wurde der gesamtgesellschaftlich gesehen einzig richtige Weg beschritten: Jemandem, der aus Fahrlässigkeit einen so großen Schaden verursacht und dann auch noch den Mumm hat, dazu zu stehen, darf „nicht die Existenz verbaut werden“, wie es heute bei der Pressekonferenz der Landesregierung geheißen hat.
Es gehört eine ordentliche Portion Mut dazu, zu einem Fehler zu stehen. Mit dem Verzicht auf Schadenersatz sendet die Politik das richtige Signal aus: es gibt auch eine andere Form der Zivilcourage und die gehört geschätzt und derart gefördert.

Gratulation den Offiziellen zu dieser symbolkräftigen Entscheidung. Gezogener Hut und tiefer Respekt für den 18-Jährigen. Wenn nun auch noch Staatsanwälte und Gerichte weise und vor allem milde entscheiden, ist ja (fast) alles wieder gut.

Markus Koschuh

2 Comments

  1. Ja, stimmt. Sich das Geld zu holen versuchen wäre eine lose-lose-Situation. Da geht es nicht um ‚dazu stehen‘ sondern darum, dass der junge Mann sein ganzes Erwerbsleben lang aufs Existenzminimum gepfändet würde. Damit kriegt man vielleicht einen Teil wieder rein, produziert aber gleichzeitig einen Sozialfall, der vermutlich mehr kostet.

    Die Entscheidung ist daher logisch, verkauft wird sie als ‚menschlich‘ und auch die Politiker sind fein raus.

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