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Das Ende ist nah

knochenmann

Manchmal träume ich davon zu sterben. Das sind aber meistens keine Albträume – im Gegenteil. Vor ein paar Monaten habe ich geträumt, Werner Faymann würde mich erschiessen. So witzig, wie es klingt, war das zwar nicht, aber ziemlich absurd. Mein Verhältnis zur Sozialdemokratie wäre vermutlich ein guter Anlass für eine jahrelange Psychotherapie.

Schon im Kindergarten war ich fasziniert vom Tod. Eigentlich habe ich mich immer gefürchtet, dass meine Eltern sterben und ich dann völlig allein auf der Welt bin. Menschen in meinem Alter werden sich vielleicht an Perrine erinnern, eine ziemlich depressive Zeichentrickserie, die in den 80ern lief und in der –  zumindest in meiner Erinnerung –  ständig jemand todkrank war, starb oder gerade beerdigt wurde.

Vielleicht war das pädagogisch sogar wertvoll, als Kind bekam ich jedenfalls regelrechte Depressionen davon. Zugleich stellte ich mir gerne meine eigene Beerdigung vor, vor allem, wenn ich mit meinen Eltern gestritten hatte. Ich läge tot im Sarg und sie würden weinen und mich schrecklich vermissen. Heute weiß ich, dass die meisten Kinder solche und ähnliche Gedanken haben.

Noch heute wundere ich mich oft, wie stark der Tod tabuisiert wird. Die meisten Menschen reagieren allein auf die Erwähnung ziemlich verstört und selbstverständlich ist die Vorstellung zu sterben nicht gerade angenehm. Andererseits ist der Tod eine der wenigen absoluten Sicherheiten und vor ihm Angst zu haben, ist fast so, als habe man Angst vorm Ausatmen oder Einschlafen.

Wenn ich einmal sterbe, wünsche ich mir, dass alle Menschen, die mir nahe sind und mich mögen, ein Fest feiern. Sie sollen feiern, dass sie am Leben sind – ich möchte möglichst wenige meiner Lieben überleben, denn wirklich schlimm ist der Tod nur für die, die wir „Hinterbliebene“ nennen. Auch wenn ich die allermeiste Zeit wirklich gerne lebe, bin ich nicht traurig, sondern ziemlich erleichtert, nicht ewig leben zu müssen.

 

Andreas Wiesinger

3 Comments

  1. Perrine! Jaaaaa! Ich erinnere mich! Furchtbar! Pinoccio und Perrine, das waren die Horror-Filme meiner Kindheit! 🙂
    Wunderbarer Artikel, lieber Andreas, die Fete kriegst du, falls ich dich überleben sollte und nun träum schön weiter …. 🙂

  2. Ohh, verdammt, plötzlich ist meine Angst vor „Pinocchio&co“ wieder da, dabei lüge ich doch gar nicht. Diese Serie hat bei mir immer merkwürdig bedrückende Gefühle geweckt. Wenn dies dazumal scheinbar harmlose Zeichentrickserien schafften, dann führt euch bitte vor Augen wie heutzutage in dieser massenmedialen Welt Angst ein verdecktes Thema ist.
    Ich hab mich jedenfalls mit dem Tod selbst weitestgehend selbst auch angefreundet und wünsche mir zu gegebenem Zeitpunkt auch ein Fest mit vielen Blumen des Lebens!

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