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da stand es

Da stand das Bäumchen manches Jahr, im Sommer und wenn Winter war. Im Schnee, im Föhn sah Liebespaare, Blechlawinen, Demozüge und auch dich. Du gingst vorüber, es blieb stehen, warf seinen zarten Schatten, klärte Abgase zu Atemluft und verströmte Bäumchens Duft.

 

Das Bäumchen ist Geschichte – sie habens abgehackt. Bald fallen die Bäume; wir Menschen fallen auch. Der Ewigkeit kann es wurscht sein, endlich nur glimmen wir. Bäume, Menschen, alle Wesen vergehen und entstehen im Kreislauf der Zeit. Wir wissen, dass wir endlich sind, manchmal macht es uns ängstlich und befreit uns doch.

 

Dieses Bäumchen stand am Marktplatz und wurde im Namen der Neugestaltung geopfert. Ein Baum von vielen, die jedes Jahr im Stadtgebiet verschwinden – um uns Platz zu machen. Wer sich diesen Platz ansieht, mag sich ein Bild davon machen.

 

Fotos von Michaela Krunic


Andreas Wiesinger

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