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Bilderberger-Konferenz in Tirol – das Treffen der Reichen und Mächtigen in den Alpen

Bilderberger_Interalpen-Hotel_Tyrol
Schon seit einiger Zeit ist klar, dass im Juni nächsten Jahres die österreichische Polizei im Ausnahmezustand befindet. Zwei Großereignisse halten die Polizisten Anfang Juni auf Trab: die Bilderberg-Konferenz in Telfs-Buchen und der G7-Gipfel im Schloss Elmau in Bayern, nicht weit von der Grenze zu Österreich entfernt.

Der G7-Gipfel (Putin will man ja nicht mehr dabei haben) dient dazu, die Politik der sieben Industrienationen Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Kanada, USA und Japan miteinander zu koordinieren. Dass diese Koordinierung eher den Interessen der Mächtigsten als dem Wohl der gesamten Menschheit dient, liegt auf der Hand.

Auch die Bilderberg-Konferenz, die sich Anfang Juni im Interalpen-Hotel Tyrol einquartiert, einer Oase der Luxusklasse mit einem der größten Spa-Bereiche im Alpenraum, ist ein Treffen der Reichen und Mächtigen. Eliten aus Politik, Wirtschaft, Militär, Adel und Medien geben sich dort ein Stelldichein. Wenn an diesen Treffen gewählte Repräsentanten der Bevölkerung, wie etwa der Bundespräsident Heinz Fischer (2010) oder Kanzler Werner Faymann (2009,2011 und 2012), zu diesen Treffen eingeladen werden und daran teilnehmen, dann kann man konstatieren, dass ein öffentliches Interesse daran besteht, zu wissen, was bei diesen Treffen besprochen wird.

Nun, worüber da diskutiert wird, erfahren wir ja. Heuer standen etwa die Themen Weltwirtschaft, Ukraine und China auf dem Tagungsplan. Wenn wir uns die Gästeliste von 2014 ansehen, dann findet sich dort eine Reihe von illustren Persönlichkeiten, deren Namen das Programm und die Agenden der Treffen durchaus ganz gut umreißen können. So war der NATO-Generalsekretär Anders Forgh Rasmussen auf dem Treffen, die EU-Kommissarin Viviane Reding, die Chefin des Internationalen Währungsfonds Christine Lagarde und der Aufsichtsratsvorsitzende des Google-Konzerns Eric Schmidt. Henry Kissinger muss nicht extra erwähnt werden. Er gehört mittlerweile fast um Inventar der Bilderberg-Gesellschaft.

Die Bilderberg-Treffen finden alljährlich seit 1954 statt. Sie gehen auf eine Initiative von Prinz Bernhard der Niederlanden zurück, der ausgewählte Leute aus Politik und Wirtschaft zusammenbringen wollte, um die Beziehungen zwischen USA und Westeuropa zu verbessern. Dies war vor dem Hintergrund des Kalten Krieges von wesentlicher Bedeutung.

Dementsprechend waren die Inhalte des ersten Treffens:
-Kommunismus und Sowjetunion
-Kolonien und Bevölkerungen
-Wirtschaftspolitik
-Europäische Integration und Verteidigungsgemeinschaft

Bernhard zur Lippe-Biesterfeld hat eine weniger rühmliche Vergangenheit. Er war bis 1937 Mitglied der NSDAP und der Reiter-SS und auch Direktionssekretär der Pariser Niederlassung der berüchtigten IG-Farben. Nach der Heirat in das niederländische Königshaus verbot sich eine weitere Mitgliedschaft in einer deutschen Partei. Dennoch misstraute ihm der britische Geheimdienst auch noch in den 40-er Jahren.
Im Zuge des Kalten-Krieges sah man eine solch dubiose Vergangenheit nicht mehr so eng. Was ausschlaggebend war, war glühender Antikommunismus.
Auch später war der Prinz für Skandale wie etwa das Projekt Schloss oder der Lockheed-Skandal.

Doch zurück zur Bilderberg-Konferenz. Die Treffen gelten als „privat“. Mensch kann sich allerdings fragen, wie ein Treffen mit über 100 TeilnehmerInnen aus Politik und Wirtschaft, dieses Prädikat erhalten kann.
Dass man diese Treffen als „geheim“ bezeichnen kann, liegt an den Chatham-Regeln, an die sich die TeilnehmerInnen halten. Diese besagen, dass die Informationen, die sie auf diesen Treffen erhalten, frei verwenden dürfen, aber die Quellen dafür nicht angeben dürfen. So darf nicht darüber berichtet werden, wer was auf der Konferenz gesagt hat. Und genau genommen auch nicht, dass man eine bestimmte Information auf der Konferenz erhalten hat. Dies soll dazu dienen, dass die TeilnehmerInnen bei den Treffen frei sprechen dürfen, ohne befürchten zu müssen, dass das an die Öffentlichkeit gelangt. So können Kontroversen da auch ausgetragen werden, ohne dass die Medien, darüber berichten. Interessant ist hier jedoch, dass auch JournalistInnen an diesen Treffen teilnehmen, ohne darüber zu berichten.

Der Mechanismus ist einfach: Wer plaudert, wird von den exquisiten Treffen ausgeschlossen und ist daher von diesem Informationsfluss ausgeschlossen. Das ist neben den strengen Sicherheitsvorkehrungen eine weitere Vorkehrung, die der Geheimhaltung der Treffen dient.

Die Eliten sprechen sich ab. Während die BürgerInnen immer gläserner werden, während Hunderte Kameras allein in Innsbruck uns auf Schritt und Tritt überwachen, leisten sich die Eliten eine Privatsphäre.

Der „geheime“ Charakter der Bilderberg-Treffen ist auch der Stoff für zahlreiche Verschwörungstheorien. Es ist nicht verwunderlich angesichts der Tatsache, dass der Einfluss dieser Treffen nicht absehbar ist. Die Bilderberg-Treffen sind nicht die einzigen Treffen dieser Art. Und sie sind auch nicht die geheime Weltregierung. Außerdem sind sie nicht für alle denkbaren Missstände in der Welt verantwortlich. Auch für den angeblich nicht mehr so blauen Himmel sind die Bilderberger wohl nicht verantwortlich sondern eher der Feinstaub. Geschichten Rund um die Rothschilds kann man getrost in das Reich der Fabeln verweisen.

Wenn allerdings von diesen Treffen die Öffentlichkeit möglichst wenig erfahren sollen, dann deshalb, weil die strategische Ausrichtung dieser Treffen ebenfalls weniger das Wohl der Menschheit vor Augen haben, sondern eher die Bedienung der Interessen des Kapitals. Dieser Schluss wäre nicht zwingend. Aufgrund der Tatsache, dass wir viele der geladenen Damen und Herren auch sonst sehr gut kennen und wissen, wessen Interessen sie vertreten, darf man getrost davon ausgehen.

Der Mechanismus ist uns ja übrigens auch aus den TTIP-Verhandlungen bekannt. Lobbyisten klüngeln und heraus kommt ein Prachtstück aus dem neoliberalen Horrorkabinett. Ob die Ideen für Freihandelsabkommen dieser Größenordnung auf den Bilderberg-Konferenzen geboren werden oder woanders, lässt sich natürlich nicht sagen. Es spielt aber keine Rolle.

Was sich aber sagen lässt, ist dass diese Treffen ein Symptom für eine Politik sind, die die Bevölkerung vor vollendete Tatsachen stellt und der Bevölkerung verkaufen will, dass es keine Alternative zu der neoliberalen Kürzungspolitik gebe.

Dazu kommt noch, dass die Aufwendungen für den ruhigen Verlauf dieser Treffen wir alle zahlen dürfen. Auch wenn die Kosten für diese Konferenz wohl um einiges geringer sein dürften als die für die Sicherheit des G8 in Heiligendamm, dürfte es sich doch um eine stattliche Summe handeln. Dazu kommt noch, dass der G7-Gipfel nicht weit von der Bilderberg-Konferenz entfernt ist und dadurch die Sicherheitsvorkehrungen zusätzlich erhöht werden müssen. Man hofft auf Synergieeffekte. Doch es wird trotzdem teuer genug.

Protest bei diesen Treffen der Reichen und Mächtigen anzumelden ist daher notwendig. Diejenigen, deren Strategie es ist, die Mehrheit der Bevölkerung vor vollendete Tatsachen zu stellen, müssen mit der Tatsache konfrontiert werden, dass wir diese Politik nicht mehr dulden wollen.

Daher findet sich auch bereits ein kleiner Haufen, der sich überlegt, wie den Bilderberg-Treffen zu begegnen ist. Das nächste Treffen findet am Donnerstag, dem 27. November, um 19:30 im KPÖ-Lokal (Gumppstraße 36) statt. Alle, denen das Thema wichtig ist, sind dazu herzlich eingeladen. Der Charakter der Allianz ist ausdrücklich überparteilich, (Neo)Nazis, Rassisten und Antisemiten sind hier allerdings nicht willkommen, umso mehr all diejenigen, die an einer emanzipatorischen Kritik an der Veranstaltung der Reichen und Mächtigen interessiert sind.

ROLAND STEIXNER (KPÖ Tirol)

Gast

9 Comments

  1. Lieber Herr Steixner!

    Danke für diesen sachlichen Artikel zum Thema.
    ich bin bei der Friedensmahnwache/ Friedensforum Innsbruck.
    wir planen für die Bilderberg Tagung einen Friedensmarsch zur Friedensglocke in Mösern.
    Kontakt: Mesut Onay mesut.onay@gruene.at
    wir brauchen natürlich Vernetzung, damit recht viele sich anschliessen
    wir haben nicht viel Erfahrung darin, kann ich mich einmal mit Ihnen treffen,damit wir Gedanken austauschen können, wie man das am Besten gut abwickelt.

    mit freundlichen Grüssen
    Barbara Weber

    • Liebe Frau Weber,

      falls es Ihnen nicht aufgefallen sein sollte, der Artikel stammt vom 10. November. Die ersten Treffen fanden im Parteilokal der KPÖ statt. Mittlerweile sind wir auch aus Gründen der Überparteilichkeit in den Kulturverein Evrensel übersiedelt.

      Es handelt sich aber um das selbe Bündnis.

    • Mit Mesut Onay gehe ich auf keinen Friedensmarsch. Der soll vor der eigenen Tür kehren.

  2. Es wird eine Alternativveranstaltung geben (Der Name der Veranstaltung befindet sich noch im Ideenfindungswettbewerb), einige Vorabveranstaltungen und mehrere Demonstrationen / Kundgebungen. Es gilt die Einladung bei den Vorberatungsarbeiten mitzumachen.

    Wir werden die Bilderberger_innen in Tirol gebührend empfangen 😉

    Solidarische Grüße
    Mesut Onay

  3. Wenn man bedenkt, dass der fünf- bis sechstägige Polizeieinsatz sowie die Flugraumüberwachung uns Bürger_innen über eine Million kosten wird, dann ist dieses unter Ausschluss der Öffentlichkeit und der (kritischen?) Presse sehr undemokratisches Elite-Treffen, wo Politiker mehrere 5-Sterne Hotel Übernachtungen und (Hauben-)Verköstigungen als dann PRIVATMÄNNER über sich ergehen lassen, sehr demokratiebedenklich und dem Anfütterungsgesetz augenscheinlich. Wer glaubt, dass Werner Faymann für seine EINLADUNG selber zahlt?

  4. Die Tiroler werden heuer von den Bilderbergern heimgesucht.
    Sie quartieren sich in dem fünf Sterne Hotel Interalpen ein.
    Die Welt schaut auf den idyllischen Ort mitten im Wald bei Buchen.
    Alles fragt sich- was werden die Tiroler tun. Werden sie sich wehren, werden sie ihre Meinung kund tun ?
    Nein- werden sie nicht – sie werden von den Behörden nicht gelassen. Nur teilweise. Nur an harmlosen Orten, wie unten im Tal -im Kilometer weit entfernten Telfs, wird es einen Demonstrationszug geben. Im noch weiter entfernten Treibhaus in Innsbruck wird es eine Veranstaltung geben. Das wird die Mächtigen da oben am Fuß des großen Pyramidenberges Munde noch weniger beeindrucken.
    Die Montag Friedensmahnwache Innsbruck plante für die erwarteten Demonstranten auch aus dem Ausland einen großen Sternmarsch zur Friedensglocke in Mösern. Die mächtige Friedensglocke hätte ein großartiges Zeichen sein können. Aber es wurde nicht gestattet. Von den Besitzern der Hotels und Wiesen rund um die Glocke. Die Bürgermeister und diensteifrige Befürworter der wichtigen Konzernchefs und Banker und Politiker nahmen Einfluß auf die gesamte Bevölkerung um Telfs und verhinderten alle Pläne der Gegenströmungen. Die Glocke darf scheinbar nur für Regime Getreue und die auserwählte Elite läuten. Man raubt uns die Stimme.
    Die Friedensmahnwache wollte beim Lottensee ein Camp zur Verfügung stellen mit Trommeln, Musik, Vorträgen, Tanz. Irgend wo muss man die Demonstranten ja hinleiten. Sie brauchen sanitäre Anlagen, Gastronomie. Der Besitzer war ursprünglich offen und hat das Camp gestattet. Aber dieser kleine See ist viel zu nahe bei dem Bilderberger Hotel gelegen- die Polizei und der Verfassungsschutz setzten den Besitzer unter Druck. Er hat das Camp verboten.
    Dieser Verstoss gegen die Grundrechte der Bürger auf Versammlungsfreiheit gehört an die ÖFFENTLICHKEIT:

    Kontakt: Klaus Schreiner
    Friedensmahnwache Innsbruck
    aktivist4youat@gmx.at

  5. Lasst Alphörner bei Tag erklingen und des Nachts Scheinwerfer den Ort der Verschwörung aufhellen.
    Schallverstärkte Verlesung eines Manifestes gegen Bilderberg’sche Geheimniskrämerei.
    Sie treffen sich wohl nicht um die Welt gerechter zu machen, Kriege zu beenden, das Geldsystem zu demokratisieren und damit Staaten zu entschulden.
    Sie bunkern sich ein und beschmutzen den „Adlerhorst“ und wundern sich , dass sie keiner liebt….

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