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An Tagen wie diesen …

von_wegen12.27 Uhr: Im Radio laufen die Toten Hosen. Ich denke an Frau Merkel und fühle mich kurz wie Griechenland.

Heute ist Feiertag. „Schön“, dachte ich mir. Oder „schon wieder“, um bei der Wahrheit zu bleiben. Nicht, dass ich etwas gegen Feiertage habe, nur  wenn sie verlaufen, wie sie verlaufen… Aber jetzt mal alles der Reihe nach:

08.07 Uhr: Erstkontakt mit der Außenwelt. Quizduell, das schaurig schöne Millionenshow-Erlebnis für die Kamerascheuen unter uns. „Passt schon“, hab ich mir gedacht. Und weil ich mir ja immer einbilde, ganz schön viel zu wissen, gings dann auch gleich los. Im Gegensatz zu oben genannter Fernsehshow muss man bei Quizduell ja keine Angst haben, sich vor großem Publikum zu blamieren. Sprich, auf dem eigenen Fachgebiet abzuloosen. Leider stand bereits nach der dritten Runde fest, dass es trotzdem ganz schön peinlich werden kann. Nicht, dass ich scharf drauf wäre, Fragen über familiäre Beziehungen im Ego-Shooter „Call of Duty: Ghosts“ mit vollendeter Eleganz zu beantworten, aber in der Kategorie „Bücher und Wörter“ gegen eine beliebig ausgewählte Spielerin namens „cindy96“ (oder so ähnlich) abzustinken, will wirklich niemand. Dann schon lieber Hausarbeit.

09.00 Uhr: Handywecker. Als ob ich den brauchen würde. Ich bin konditioniert.

10.19 Uhr: Erstkontakt mit der Innenwelt. Wer kennt es nicht, dieses Gefühl. Die Waschmaschine piepst, man wehrt sich noch ein bisschen, schindet Zeit, wischt vorher vielleicht noch ein paar Mal gedankenverloren über den Küchentisch und begibt sich dann doch irgendwann Richtung Badezimmer. Da steht es nämlich, dieses penetrante „räum mich aus!“ signalisierende Haushaltsgerät. Nun gut. Auf den Türöffner drücken und ab die Post. Außerdem kann Ablenkung ja ganz gut sein, wenn man ohnehin schon an der eigenen Qualität zweifelt. Bei Waschmaschinen ist das ja anders. Die bekommen sowas bescheinigt. Aber egal, wir waren beim Türöffner. Und ja, was da zum Vorschein kam war in jedem Fall schlimmer, als die Frage: „Was ist die Komplementärfarbe zu Gelb im RGB-Farbkreis?“ mit „rot“ zu beantworten. Obwohl, mit Flüchtigkeitsfehler hat es wohl auch zu tun, wenn die Waschmaschine mir nix dir nix kleine Klumpen ausspuckt. Oder von winzigen weißen Fetzen heimgesuchte Kapuzenpullis, Hosen und T-Shirts. Nun gut. Überzeugte Schwarzträger_innen können das weiß getupfte Zeug aus meiner Waschmaschine ja auch als Statement, fortan optisch etwas optimistischer wirken zu wollen, ansehen.

11.00 Uhr: Terminerinnerung. Also ich den wahrnehmen könnte. Ich bin implodiert.

12.27 Uhr: Im Radio laufen die Toten Hosen. Ich denke an Frau Merkel und fühle mich kurz wie Griechenland.

12:29 Uhr: Verzweifelte Suche nach Papiertaschentüchern, die nicht in der Waschmaschine gelandet sind. Danach bravuröses Umschwenken auf die Ausgangslage der Feiertage. Sprich: Wieder Halsweh statt Schnupfen. Erster Hoffnungsschimmer: Tee wurde nicht mitgewaschen.

13:54 Uhr: Zweitkontakt mit „cindy96“ (oder so ähnlich). „Typisch für manipulative Sekten ist das Verdrängen der Außenwelt. Wie lautet das Fremdwort hierfür?“ Ihre Antwort: „Absolutismus“. „Quizduell…“, meine.

Isabella Krainer

One Comment

  1. Verfasst am Sa., 18.01.2014 – 14:50.
    Wie gut, dass man das nervige Piepsen des Waschvollautomaten ausschalten kann und hinfort von den störenden Tönen, die einen permanent an die Unlust dem Piepen auch Folge zu leisten und desweiteren der drohenden Gefahr der Pawlov’schen Piepkonditonierung, befreit ist.

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