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Abschied vom WIESENROCK – Thank you for the music … and all the good times

Seinen 10. Geburtstag feierte das legendäre Wiesenrock-Festival in Wattens vergangenes Wochenende – und damit auch seinen Abschied. Es heißt, man soll gehen, wenn es am schönsten ist, aber die Trauer über den Verlust eines Meilensteins der Kulturszene „am Land“ ist dennoch riesengroß.

    

Beim allerersten Mal – im Jahr 2007 – war ich dabei. Da war die Rede von einem Abrissfest mit Konzerten auf der Wiese, von ein wenig Rebellion im Sinne von „Unsere schöne Spielwiese soll nicht neu bebaut werden“, und meine Freundin und ich, beide 20, schauten halt vorbei. Anoroc hatte eines ihrer ersten Konzerte dort, und wir fanden sie supercool. An diesem heißen Augusttag kamen unzählige Menschen mit uns an diesem nostalgischen Ort zusammen, und der Geist der kommenden Festival-Zeit war bereits zu spüren. Zwei Jahre später hörte man plötzlich vom „Wiesenrock“, einem richtigen Musik-Festival mit mehreren Bands, mitten in Wattens, damals noch am Dorfplatz. Und ab da nahm die steile Entwicklung ihren Lauf, in den Folgejahren brachten sich immer mehr kreative, motivierte Köpfe ein, Kooperationen entstanden, die Anzahl der Bands wurde größer und die Vision eines Musikfestivals mitten am Land mehr und mehr Wirklichkeit.

Ich war nicht jedes Jahr dabei, aber oft genug, um mich jedes Mal aufs Neue zu wundern, wieviele neue Ideen verwirklicht wurden, wie vielfältig das Rahmenprogramm und wie ausgefeilt das gesamte Konzept wurden – was für eine professionell organisierte und umgesetzte Veranstaltung aus einem Abrissfest geworden war. Einmal hab ich selbst mitgearbeitet, das Festival vom Merchandising-Stand – der damals nur einer war – aus verfolgt und aus nächster Nähe den großen Zusammenhalt des Teams erlebt. Und jetzt werde ich ein wenig wehmütig.

Die Shooting Stars Bilderbuch und Wanda hab ich zum ersten Mal am Wiesenrock live erlebt. Am Wiesenrock hab ich gelernt, was ein „Taschen-Aschenbecher“ ist, ein Festival-Bandl um den Arm gekriegt, das vom Design her locker mit einem Novarock-Band mithalten kann, hab Radler mit Chabeso getrunken – dem Saftl meiner Kindheit. Am Wiesenrock hab ich nach ewigen Zeiten meine Hauptschulfreunde wiedergetroffen und mit ihnen zu Indie-Rock geshakt, und auf der After Show Party im Saal des Gasthofs „Neuwirt“, wo meine Eltern schon auf Bällen waren, zu Electro getanzt. Ich war zum ersten Mal in meinem Leben im „Alpi“, weil das die nächste Station war – und hatte Spaß!

Am Wiesenrock hab ich auf der Spielwiese Riesen-Schach im Regen gespielt und gelernt, was es mit der Rochade wirklich auf sich hat. Ich hab die schönsten upgecycelten Tabaktascherln dort gefunden und die leckersten Chili-Cheese-Pommes ever geschlemmt. Und zum ersten Mal Craft-Bier jenseits der Stadt getrunken, bevor ich wieder zum Chabeso-Radler übergegangen bin. Ich durfte dort ein Gedicht von mir vortragen, das auf den Bechern verewigt wurde, die ich auch noch 3 Jahre später in so manchen Händen dort entdeckt habe. Der Umwelt-Green-Event-Gedanke wurde nicht nur angepriesen, sondern spürbar umgesetzt.

    

Mit 13 hab ich mich noch aufs Marktfest in Wattens gefreut, so wie auf alle Dorffestln in der Umgebung, von 20 bis 30 aufs alljährliche Wiesenrock.

Und mit mir wohl nicht nur andere FestivalbesucherInnen der – nennen wir sie –„jüngeren Generation“, sondern genauso unsere Eltern- und Großelterngeneration, die, wenn sie weder zu den Konzerten gehen noch Eintritt zahlen wollten, die Atmosphäre und das Angebot am Festivalvorplatz genießen konnten. Wiesenrock wurde über die Jahre immer größer und vielfältiger und damit auch sein Publikum – selten habe ich so eine bunte Mischung von verschiedensten Menschen erlebt, die – friedlich vereint – einfach Spaß am Dabeisein haben.

Und nun hat es zum letzten Mal in dieser Form stattgefunden – vielleicht, weil es über sich und seine Möglichkeiten hinausgewachsen ist. Der Abschied wurde rauschend gefeiert, erstmals mit großen Konzerten an beiden Tagen, vielfach im Matsch und Regen, der die Farewell-Stimmung unterstrich und die Abschiedsworte von Hauptveranstalter und Initiator Alexander Erler noch rührender machte:

Wiesenrock ist vorbei, aber wir und ihr nicht.

Das ehrenamtliche Wiesenrock-Team hat sich ein Jahr Nachdenkpause verordnet, um dann bereit für neue Masterpläne und Projekte zu sein. Wir dürfen gespannt sein, bis dahin noch ein bisschen trauern und DANKE für 10 Jahre dieses einzigartigen Festes sagen.

 

Fotos: Christoph Graus  (GPunkt-ART Fotografie)

 

https://www.stylebulbs.com/wiesenrock-recap/

https://www.facebook.com/wiesenrock/

Anja Larch

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