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4 Suspendierungen. 2 Entlassungen. 22 Streikende.

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Wir fühlen uns übergangen und verlassen.

Ebenso wie unsere 21 Mitschüler und 15 Lehrende.

In den letzten Monaten haben sich an der Schauspielschule Innsbruck Dinge abgespielt, die
in dieser Form an keiner anderen Schule passieren könnten und dürften.

Wenn uns die Frage gestellt wird „Was geht dann da bei euch ab?“ muss man erstmal Luft
holen. Und nachdenken.

Also – was ist passiert?
Kurz vor den Osterferien hat eine „Feedback-Runde“ stattgefunden. Diese bestand daraus,
dass uns die Leiterin und Obfrau der Schauspielschule Innsbruck, Frau Mühlburger, in ihrem
Unterricht (Kommunikation) Feedback gegeben hat. Auf die Frage ob man auch Kritik geben
dürfte, wurde uns gesagt, dass wir erst im Abschlussjahrgang Kritik gegenüber ihren
Unterricht und ihr als Person geben dürfte.

Das hat der Abschlussjahrgang des Jahres 2014/2015 auch gemacht – und da hat es
begonnen heftig zu eskalieren. Sie fühlten sich nämlich verletzt, da vertrauliche
Informationen an die SchülerInnen des ersten Jahrgangs weitergegeben worden sind – Frau
Mühlburger sagte dass die Schüler der vierten Klasse asozial seien, passiv-aggressiv, und ihr
Verhalten an Borderline grenzt. Um ihre Aussage zu „rechtfertigen“ nahm sie persönliche
Beispiele – wie etwa eine Mail einer Schülerin, in der sie sagte sie würde es „doof“ finden,
dass ihr Foto noch immer nicht auf der Website ist und Frau Mühlburger dies doch bitte
ändern sollte. Das war eine klare „Grenzüberschreitung“, laut ihren Worten.
Die Schüler der vierten Klasse sagten deswegen, dass ihr Vertrauen gebrochen wurde, und
dass sie sich verletzt fühlen. Die Obfrau nahm dies sofort als „Übergriff“ und „Beleidigung
wahr“, und behauptete dass die Schüler ihr Macht-, Vertrauens- und Amtsmissbrauch
vorgeworfen hatten.

Dieser persönliche Konflikt eskalierte, und daraufhin suspendierte die Obfrau der Schule den
gesamten Abschlussjahrgang – kurz vor deren Abschlussprüfung zum/zur SchauspielerIn. Des
Weiteren wurde ohne weitere Angabe von Gründen der Künstlerische Leiter entlassen.

Gründe für die Suspendierungen der Schüler wurden auch keine gegeben – als einer der
Suspendierten jedoch stark darauf beharrte was der Grund wäre, sagte Frau Mühlburger
dass es „eine eindeutige Mail“ gibt, die aussagen würde er habe schwere Vorwürfe und
Beleidigungen gegen die Schule, Lehrende, und die Leitung ausgesagt. Als er den Inhalt der
Mail sehen wollte, weigerte sie sich es ihm zu zeigen. Sie „wollte das jetzt nicht zeigen“.

Als wir, die Schüler, aktiv wurden und eine außerordentliche Generalversammlung
beantragten, wurde ein weiterer Lehrer gekündigt, weil er uns unterstützte und Kritik gegen
diese an Diktatur grenzende Situation äußerte. 90% der Schüler und Lehrer beantragten
rechtmäßig diese Versammlung zur Klärung der Geschehnisse. Dazu will gesagt sein, dass nur
20% nötig sind, und die Leitung dann gezwungen ist diese Versammlung einzuberufen, da es
rechtlich vorgegeben ist und auch in den Vereinsstatuten der Schule steht.

Doch die NLP-studierende Obfrau hatte ihre ganz eigene Weise diesen „Konflikt“ zu lösen.
Sie zog „externe Experten“ zur Hilfe. Kurzzeitig hatten wir Hoffnung, dass es sich vielleicht so

lösen würde – bis wir die Methoden dieser Experten erlebten. Mit weißem Weihrauch und
Salz versuchte die selbsternannte Schamanin aus Wien unsere Köpfe zu vernebeln –
Entschuldigung. Zu reinigen.

Frau Mühlburger fand es dann notwendig Einzelgespräche zu führen, welche stets mit den
Worten „Dieses Gespräch ist vertraulich“ und „Du darfst mit niemandem darüber sprechen“
begannen und endeten. In diesen Gesprächen hat sie versucht uns gegeneinander
aufzustacheln und auszuquetschen. Wir zitieren – „Was weißt du denn über Xenia, hat sie dir
was Böses getan oder schlecht über mich oder die Schule geredet? Es bleibt unter uns.“

Irgendwann hat es dann gereicht. SchülerInnen und Lehrpersonen gingen in den Streik –
welcher auch offiziell angekündigt und wahrgenommen wurde. Uns wurde ein improvisierter
Unterricht angeboten – beispielsweise 5-mal die Woche Yoga, Thai Chi & Qi Gong. Von
Schauspiel keine Spur – wie auch? Die Schauspielszene Innsbrucks war und IST absolut
empört von den Ereignissen der Schauspielschule Innsbruck, welche Anfang Oktober weiter
geführt und sogar von Stadt und Land unterstützt werden soll.

Und hier liegt das Problem.

Sehr gerne wird von „Machtkampf“ und „Übernahme der Schule“ gesprochen. Dies sind
lediglich Behauptungen. Hier geht es nicht um Macht. Hier geht es um junge, talentierte
anstrebende Schauspieler, die sich ihrer Ausbildung beraubt fühlen. Hier geht es um
Vertuschung und Verdrehung.

Wie ist es möglich, dass den Behauptungen und Geschichten einer einzigen Frau so viel
Glauben geschenkt wird, obwohl fast die gesamte Schüler- und Lehrerschaft Gegenteiliges
beweisen kann? So viele SchülerInnen, welche nicht gehört, nicht gesehen werden. Man
weigert sich Verantwortung zu übernehmen und zu Handeln. Feige werden hier Ausreden
hin und her geworfen und niemand hat Interesse an einer Klärung.

Haben wir Schüler nicht das Recht auf einen geregelten Schulablauf? Auf eine sichere
Ausbildung, hier in Innsbruck, wo Demokratie herrschen sollte?
Wir sind die Schüler, wir machen die Schule. Das Angebot ist da, die Struktur besteht, warum
ist die Stadt Innsbruck zu feige eine Entscheidung zu treffen, warum wird hier nicht Farbe
bekannt?

Wenn eine Schulleiterin sagt, sie würde die komplette Schule neu strukturieren, sollten hier
nicht die Alarmglocken klingeln?

Auf Anraten eines Vertreters vom Land gründeten die streikenden Lehrer und Schüler einen
neuen Verein. Dieser besteht, mit Schülern, Lehrern, welche ausgebildete SchauspielerInnen
sind, Vorstand, Verträgen etc. und beginnt am 5.Oktober mit dem Schulbetrieb, allerdings
vorläufig ohne Subventionen.

Schauspiel Innsbruck – Schule für darstellende Kunst und Theater Tirol hat die LehrerInnen,
die Jahrgänge und doch soll eine Schule ohne all dies subventioniert werden, obgleich die
Obfrau statutenwidrig handelte? Nur weil es schon immer so war? Weil es „bequemer“ ist?

Woran sollen wir noch glauben, wenn Recht und Politik wegschauen?

Wir wurden nicht gehört, wir wurden ignoriert, wir wurden weggeschoben, uns wurde
Empathie und Sympathie vorgeheuchelt, nur um hintergangen zu werden.
Wir versuchten an die Medien zu gehen und arrangierten eine Pressekonferenz, am

Mittwoch den 23.09.2015. Wir waren nervös, wir hatten Kloße im Hals, wir waren aufgeregt.
Endlich werden wir gehört, dachten wir uns. Endlich haben wir etwas bewirkt, dachten wir
uns. Endlich steht Jemand zu uns, dachten wir uns. Endlich würde Jemand verstehen dass wir
nicht nur Behauptungen, sondern BEWEISE haben, dachten wir uns.
Doch als wir den Bericht der ORF, der in Tirol heute ausgestrahlt worden ist, sahen, waren
wir enttäuscht. Verletzt. Sprachlos. Von den essentiellen und vielen Statements die wir in
diesen 2 Stunden gesagt hatten, hat es nur das Wenigste in den Bericht geschafft.

Und jetzt reden wir mal Klartext. Wie kann das sein? Wie kann solch eine Ungerechtigkeit
stattfinden? Wie können Politiker einfach so wegsehen? Wie kann uns Interesse und
Empathie geheuchelt werden? Wie können Politiker und Stadtbeamte „den Schwanz
einziehen“ sobald es ernst wird? Wie kann eine einzige Frau so viel Macht ausüben? Wie
können wir einfach auf der Straße stehen gelassen werden? Warum haben wir all das
verdient? Ist unser Recht auf eine Ausbildung zu viel verlangt? Haben wir die 3.750€
umsonst gezahlt?

Liebe Politiker, liebe Bürgermeisterin – uns interessiert dieser „Machtkampf“ von dem
geredet wird nicht. Hören Sie auf blind zu sein, öffnen Sie Ihre Augen – hier geht es um
WEITAUS mehr! Es geht um die Jugend, es geht um diejenigen die wählen gehen, diejenigen
die Vertrauen in euch setzen, diejenigen die ihr im Stich gelassen habt. Es geht um unsere
Ausbildung, die uns von einer inkompetenten Schulleitung verdorben worden ist, weil sie
sich mit der Schule identifiziert und durch ihre Rangstellung auch Leute suspendieren und
kündigen kann wie sie will.

Ihre Aktionen sind rechtswidrig. Illegal. Unmoralisch. Unmenschlich.
Wem können wir vertrauen? Wen können wir wählen? Die Subventionen werden von
Steuergeldern bezahlt. Und jetzt mal an alle anderen Studierenden und Schüler – würden
eure Eltern wollen, dass solch eine Schule unterstützt wird? Von ihrem Geld? Die
Salzschüsseln, die Räucherstäbchen, wollt ihr das tatsächlich finanzieren? Die Manipulation
die dort stattfindet, zahlt ihr dafür Steuern? Liebe Eltern, würdet ihr wollen, dass eure Kinder
so behandelt werden? Würdet ihr erlauben dass Frau Mühlburger mit ihren leeren Aussagen
und Behauptungen durchkommt, und wir im Regen stehen? Unsere Ausbildung nicht in
Innsbruck abschließen können? Wir werden aus der Stadt vertrieben, werden gezwungen in
eine andere Stadt zu ziehen um unseren Traumberuf als SchauspielerIn nachzugehen.

Das kann nicht sein. Es darf nicht sein. Nicht in Innsbruck. Nicht sonst wo.

Geschrieben von Ariele Karahasanovic und Elisabeth Köll.

Gast

One Comment

  1. …und wie ist diese „Theater“ ausgegangen?? ich hoffe doch, zugunsten der Absolventinnnen und Absolventen!

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