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Über Südtiroler(innen)

Egal ob man zum Bahnhof pilgert und über den »Südtiroler Platz« eilt, ob man in ein Wohngebiet vordringt, das »Südtirolersiedlung« genannt wird, oder ob man sein Latinum nachmachen und zwischen der normalen Variante, den Varianten »Latein für Historiker« und »Latein für Südtiroler« wählen muss, eine Ethnie und damit auch eine Trennung wird einem immer vor Augen geführt.

SüdtirolerInnen sind anders.

»Hoi! Sem isch net a sou guat! Do muaß I extra für deis Seminar wieder hea forn!« So etwas würde ein Innsbrucker niemals sagen; denn zum einen spricht er in einem anderen Dialekt; und vorallem muss er nie »extra her fahren«, da er schon »da« ist.

Aber wir lieben unsere Südtiroler(innen), denn in vielem sind sie die besseren Tiroler(innen)als wir. Will man Tirol kennen lernen, fährt man nicht ins japanisch, grün-schwarze Innsbruck, sondern ins Pustertal, und das zum »Törggelen«. Und während man die Schlachtplatte im rauchigen Gewölbe verspeist, ist man jederzeit gefasst, dass ein bärtiger Mann durch die knorrige Holztürre kommt und »Mander ‘s isch Zeit« ruft. Meistens der Wirt, der zusperren möchte …

Wenn uns der starke Patriotismus oft abschrecken mag und auch soll, können wir von den Südtirolern vor allem eines lernen: die Grenze zum Süden wurde willkürlich gezogen. Aber auch die Grenze zum Norden, zum Osten und Westen. So wie alle Grenzen.

Text: David Tschabitscher

4 Comments

  1. Ja, ein lustiges Völkchen lebt da jenseits des Brenners … witziger Text und frei von "Ein Tirol"-Nostalgie (wollen die Südtiroler ja selbst längst nicht mehr).

  2. Ein passendes Foto hast du da gewählt: unseren Vorzeige-Südtiroler in Schützenmontur; im Vordergrund ist ein Carabiniere erkennbar.
    Im Herbst tritt der "Landes-Luis" ab, Südtirol ist anscheinend nicht Italien behaupten andere Polit-Junkies, da soll sich einer noch auskennen.
    Ein lustiges Völkchen sind wir, tatsächlich!

  3.  Ein gelegentlicher Ausflug alle paar Jahre nach Italien ist sicher ganz abwechslungsreich, aber sonst wohl sinnlos….?


  4. Ohne die SüdTis wäre Innsbruck fader und die Geschichte hat sich hier im besten Fall selbst verbessert. Nationale Grenzen wurden innereuropäisch überwunden, beide Regionen zählen zu den wohlhabendsten der EU. Wobei dem Autor nur beizupflichten ist: Grenzen sind immer willkürlicher Unfug, Globale Gemeinschaft statt begrenzter Nationalismus wäre wünschenswert!

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