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Wer ist Innsbrucks Meisterin?

Ein Schnappschuss mit Symbolwert: Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer im Gemeinderatssaal – wir sehen sie von hinten, über ihr prangt das berühmte INNS’ BRUCK-Logo. Aber wie tickt Innsbrucks BürgerInnen-Meisterin?
 
 
Fakten
Innsbrucks zweite Bürgermeisterin, die erste direkt vom Volk gewählte: Sie setzte sich am 29. April 2012 gegen den ÖVP-Kandidaten Christoph Platzgummer, der viel mehr Geld in den Wahlkampf steckte, mit 12 Prozentpunkten und fast 5.000 Stimmen Vorsprung durch. Danach schmiedete sie die erste Stadtregierung in Innsbruck ohne ÖVP-Beteiligung und regiert mit den Grünen und der SPÖ als so genannte Ampelkoalition.
 
 
Fans jubeln
Die Bürgermeisterin, die interne Mails mit ihren Initialen COP unterzeichnet, ist eine energische Macherin, die von ihrer Vorgängerin Hilde Zach gelernt hat, dass für eine Meisterin kein Problem zu klein sein darf. Sie gilt als Organisationstalent, erfüllt ein beeindrucktes Arbeitspensum und sieht sich selbst als oberste Stadtmanagerin. Da auch ihre Stellvertreterin eine Frau ist – Sonja Pitscheider von den Grünen – kann Innsbruck als feministische Hochburg bezeichnet werden.
 
 
Feinde schimpfen
Vor allem die ÖVP ist auf COP alles andere als gut zu sprechen und hat sie sogar aus der Partei ausgeschlossen. Trotzdem macht sie eine klassische ÖVP-Politik: Die Mobile Überwachungsgruppe würde sie am liebsten zur eigenen Stadtpolizei machen, die Grassmayr-Kreuzung wird um 50 Millionen ausgebaut. Außerdem ist sie eine glühende Verfechterin des Radfahrverbots in der Maria-Theresien-Straße.
 
 
Futur
COP hätte durchaus das Zeug zur ersten Tiroler Landeshauptfrau, sie hat ihr MeisterInnen-Stück schon geliefert: Zuerst empfiehlt sie der ÖVP mit Altbürgermeister Herwig van Staa in die Landtagswahl zu ziehen: Nachdem dieser in einer mehr als komischen Wahl zum Spitzenkandidat gewählt wurde, hebt sie mit MitstreiterInnen eine neue Wahlliste, Vorwärts Tirol, aus der Taufe. Gut möglich, dass Stimmverluste der ÖVP bei der Landtagswahl im April schließlich COPs Lieblingsfeind Landeshauptmann Günther Platter den Kopf kosten.
 
Fazit
Konservative schaffen es anscheinend besser, Frauen zu Spitzenpositionen zu verhelfen: Weltpolitische Beispiele sind etwa Maggie Thatcher und Angela Merkel. Die Damen machen aber nicht automatisch eine sozialere oder liberalere Politik als ihre männlichen Kollegen – im Gegenteil scheinen gerade konservative Frauen wenig Skrupel zu kennen, ihre Gegner auszuschalten und unpopuläre Entscheidungen durchdrücken. COP hat alle Zeit der Welt, um Innsbruck ihren Stempel aufzudrücken und von hier aus ihre Machtbasis weiter auszubauen.
 
 

Foto: Angie Eberl 

Andreas Wiesinger

7 Comments

  1.   ich finde die Aussage, dass es wohl die Konservativen besser schaffen, Frauen in Spitzenpositionen zu bringen bedenklich, erst wenn man wirklich Maßstäbe wie Kompetenz als obersten Maßstab setzt und mal aufhört davon zu reden, ob es eine Frau oder ein Mann ist, der/die Politik macht sind wir einen Schritt weiter….. ich weiß ja nicht, wer den Film über Margret Thatcher mit Meryl Streep gesehen hat, die Szene, wo sie daraufhin trainiert wurde, dass sie mit tieferer Stimme sprechen muss, um männlicher zu wirken ist mir noch lebhaft in Erinnerung….

    • Ja, dem kann ich mich nur anschließen. Vor allem manche Männer fallen immer wieder auf dieses Klischee herein: wenn nur Frauen die Macht erobern, als bekämne damit schon alles ein anders Gesicht. Es gibt genügend Beispiele in der Politik und nicht nur dort, wo Frauen genau das tun, was ihnen die Macht vorgibt. Wobei ich jetzt die Bürgermeisterin noch gar nicht als besonders schlecht kritisieren will, sie macht es halt so, wie sie halt glaubt, das es ihre Wähler/innen sich von ihr erwarten. Und natürlicn ist sie in einer Partei, und die Partei macht schließlich auch die Politik bzw. moduliert sie oder prägt sie durch ihre Ideologie. Beim Fahrradverbot bin ich übrigens für sie, da hat sie meine Stimme. Ansonsten gibt  es ja noch andere, die man wählen kann. Zum Glück. Den Film über Margret Thatcher hat ich übrigens gesehen. Sehr erhellend, der Film.

  2. Na, die Aussage selbst ist, glaube ich, schon richtig: Merkel und Thatcher sind ja nur die prominentesten Vertreterinnen einer konservativen Politik, zuletzt hat etwa die FPÖ die rechte Barbara Rosenkranz in die Bundespräsidentschaftswahl geschickt. 

     

    Ganz kann ich dieses politische Phänomen auch nicht einordnen: Sind die alle nur Alibifrauen oder "passieren" sie dem System einfach … oder sind Konservative heimliche FeministInnen? Es wäre interessant, dieses Phänomen mal wissenschaftlich aufzuarbeiten, finde ich.

  3. Um mich an dieser Stelle auch hier zu outen ;o)   : Ich halte von Politik ja so gar nichts, jedoch zum Weltfrauentag auch von meiner Seite nochx allen die allerbesten Wünsche!!!  ;o)

  4. Ob Mandl oder Weibl ist doch eigentlich wurscht, Frauen sind auch keine besseren Menschen. Wichtig ist, dass die Politik insgesamt gerechter,demokartischer und transparenter wird.

  5. Danke! Aber irgendwie bist Du schon ungerecht.
    Wenn ich daran denke, wie sozial, einfühlsam, human, sensibel, kurz: WEIBLICH unsere Ministerinnen Fekter und Mikl-Leitner agieren! Da können sich die Männer eine Scheibe Menschlichkeit, also Weiblichkeit abschneiden.

     

  6. In Parteien, die oft in Regierungen vertreten sind, ist es natürlich leichter für eine Frau in eine Machtposition zu kommen. Ich sehe das also gar nicht so als rein von Nominierungen abhängig. In großen Parteien kommt es wohl auch öfter vor, dass Frauen ins Team kommen, allein schon weil das Rekrutierungsfeld größer ist. Wie es zugeht, dass oft die absolute Spitzenposition für eine Dame zustande kommt hängt sicher von vielen Faktoren ab: bei der FPÖ sicher auch mit der Größe des Mandatarenpools. Vielleicht rechnet man sich auch nur aus, dass Frauen als "Parteisoldatinnen" später leichter beeinflussbar sind (was ja bei den genannten Beispielen Thatcher und Merkel real aber nicht zutrifft). 

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