0

Versuchte Versöhnung

Innsbruck zählte während des Novemberpogroms 1938 (im Verhältnis zu seiner Bevölkerungszahl und zur Größe der jüdischen Gemeinde) zu den Städten mit dem höchsten Blutzoll. Richard Berger, Wilhelm Bauer und Richard Graubart wurden in dieser Nacht ermordet und viele weitere schwer verletzt. Viele TirolerInnen waren begeisterte Nazis – die Mitgliederzahl der NSDAP überstieg in Tirol diejenige in den meisten Regionen des deutschen Reichs.

 

Vera Adams, Vera Graubart und Dorli Neale wurden nun, fast ein Dreivierteljahrhundert nach ihrer Vertreibung ins englische Exil, mit der höchsten Auszeichnung ihrer Geburtsstadt bedacht – ihnen wurde das Verdienstkreuz der Stadt Innsbruck verliehen. Christoph W. Bauer, ein in Innsbruck lebender Autor und Lyriker, hat zu diesem Anlass einen sehr lesenswerten Artikel im ALBUM der Tageszeitung „Der Standard“ verfasst.

 

Allen, die sich mit diesem dunklen Kapitel der Innsbrucker Geschichte befassen möchte, empfehle ich den Roman Graubart Boulevard von Christoph W. Bauer. Für die wissenschaftliche Aufarbeitung sind die Publikationen des Innsbrucker Historikers Horst Schreiber unverzichtbar. Da die letzten ZeitzeugInnen langsam von uns gehen, liegt es an uns, ihr Gedenken zu bewahren. Wer gegen Bevölkerungsgruppen hetzt, beschwört jenen braunen Ungeist, der Millionen das Leben kostete. Rassismus, Faschismus und Nationalismus sind Gift für jede Gesellschaft – Völkerverständigung, Demokratie und globale Solidarität befreien die Menschheit vom Rassenwahn.

 

Für das Foto danke ich Matthias Klemenc, das Copyright liegt bei mmdesign.at.

Andreas Wiesinger

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert