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Sommerliches

Der Sommer ist ja erst jetzt so richtig Sommer geworden, gerade eben, wo wir schon daran sind, uns auf den bald mal beginnenden Herbst vorzubereiten. Und die Tore der Welt sind groß und der Fahrten Ziele ja beinahe unendlich. So reist man fort und wieder her. Und so zwischendrinnen bleibt doch noch ein bisschen Zeit, sich ein wenig dem Innsbrucker Ausstellungsleben zu widmen. So hab ich heute wieder mal in die Galerie  artdepot geschaut, und dort eine recht interessante Ausstellung gefunden.
 
Diese nennt sich zwar leichtfüßig Sommerausstellung, darunter verbirgt sich aber doch weitaus nachdenklich Stimmendes als man es von einer Ausstellung dieses Titels erwarten würde. Die Tiroler Künstler/innen Margaritha Wanitschek, Christopher Grüner, Elisabeth & Albin Schutting, Karin Raitmayr und Minu Ghedina finden in ihrer Kunst auf sehr subtilen Wegen zu einer Bildfindung, die mehr oder weniger alle die existentielle Befindlichkeit des Menschen zum Thema haben.
 
Für mich am besten umgesetzt fand ich das bei Elisabeth und Albin Schutting, die eine Hautskulptur sozusagen als Blickfänger in den Raum gehängt haben, die sie mit Zeichnungen von Folteropfern auf der gegenüberliegenden Wand ergänzt  haben. Diese Zeichnungen, die eigentlich für sich sprechen, und mit Piktogrammen über das Symbol der jeweiligen Folterart versehen sind,  sind ein eindringliches Zeichen für die Situation vieler Menschen wohl auf allen Kontinenten, wie  sie uns Presse und TV-Nachrichten ja tagtäglich ins Haus liefern.
 
Und obwohl es für viele auch schon eine Art Masche ist, sozusagen das Grauen der Welt in die Galerieräume der Metropolen derselben zu bringen, wie etwa jene Künstlerin, die das Blut der Opfer mexikanischer Bandenkriege schon in die internationale Ausstellungswelt transferiert  hat, so gewinnen diese Zeichnungen doch an Eindringlichkeit und stehen so für eine Auseinandersetzung mit der Existenz des Menschen, wie es die großen Künstler und Künstlerinnen ja schon immer gemacht haben.
 
Wie eben auch Franz Kafka in seiner Erzählung  In der Strafkolonie jene grausame Maschine erfunden hat, auf die sich Christopher Grüner mit seiner Arbeit fetish george  ein einer sehr abstrakten Form bezieht. Zwei übereinandergehängte Bildtafeln mit Kreuzen oder X’en die für die Opfer, Ermordeten, Gefolterten oder was immer stehen mögen.  Der Deutung bleibt hier jede Möglichkeit offen.
 
Ebenso kryptisch erscheint mir das Werk von Menu Ghedina, die ein Stück Haut, an die Wand gepinnt und es so zu einem Wundenteppich gemacht hat. Zu einer abstrakt gewordenen Wunde sozusagen. So zum Synonym für das Verletzliche und Verletzbare des menschlichen Gegenübers vielleicht.
 
Karin Raitmayr gestaltete sich eine Kette mit den Bildern ihrer Großeltern und Großonkel, wobei sie durch die Transparenz des Materials die Bilder ineinanderfließen lässt. Was ist noch von meinem Urgroßvater oder Großvater in meinem Gesicht vorhanden? Verwischen und vermengen sich die Bilder unserer Vorfahren mit dem unseren? Ist das Bild des Menschen nicht auch von der Geschichte geprägt? Von seiner Geschichte? 
 
Auf seine Art auch transparent die Arbeit von Margaritha Wanitschek. Es sind zarte von der Decke hängende Objekte, die in der Luft des Raums sich leicht bewegen und im  Licht sich spiegeln,  uns so nach dem vorhin Gesehenen doch noch mit der Leichtigkeit des Sommers versöhnen wollen .  
Ein Besuch jedenfalls lohnt sich!
 
SOMMERAUSSTELLUNG
17.08.2011 – 08.09.2011
 
artdepot
maximilianstraße 3/stöckl
a-6020 innsbruck
+43.650.553.19.85
mail:office@artdepot.co.at

neue öffnungszeiten
mo-fr 11 – 18
do 11 – 20
sa 11 – 14
und nach tel. vereinbarung
 

 

 


Helmut Schiestl

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