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Parks und Plätze statt Parkplätze!

Was besitzt vier Reifen, stinkt und hat schon mehr als 40 Millionen Menschen getötet?

Keine Sorge, ich fange jetzt nicht an, die eh schon bekannten Nachteile der schon vor 50 Jahren ausgeuferten und seitdem immer belastender gewordenen Autofahrerei aufzuzählen. Das können andere besser, so zum Beispiel Klaus Gietinger in seinem empfehlenswerten Buch Totalschaden (ISBN 978-3938060476), aus dem auch die oben angeführte Anzahl der weltweiten Todesopfer des Autoverkehrs stammt.

Mit dem Wechsel der Stadtregierung im Vorjahr sind nach Jahren der Stagnation endlich wieder die Chancen gestiegen, dass das lärm-, stau- und feinstaubgeplagte Innsbruck irgendwann vielleicht doch wieder einmal aufatmen darf: das Mobilitätskonzept Mobil 21 als Nachfolger des Verkehrskonzeptes von 1991 ist auf dem Weg, Ausbaumaßnahmen im Radwegenetz schlagen sich dieses Jahr erstmals kräftig im Stadtbudget nieder, die öffentlichen Verkehrsmittel werden beschleunigt, Begegnungszonen sind in Planung, die erste neue verkehrsberuhigte Zone in der Meraner Straße ist bereits in Bau wie auch zwei neue Tramlinien, und viele kleine Maßnahmen, wie zum Beispiel die Öffnung weiterer Einbahnen für den Radverkehr, werden nach und nach durchgeführt.

Der Anlass für meinen heutigen Artikel ist jedoch ein ganz konkreter: eine langjährige zentrale  Forderung der Arbeitsgemeinschaft Innsbrucker Nahverkehr, der ich angehöre, wird endlich erfüllt. Es handelt sich dabei um die Sperre der Einmündung der Wilhelm-Greil-Straße in die Museumstraße für den Autoverkehr. Jahrelang wurde dort seitens der Stadt hilflos zugesehen, wie die Straßenbahnen und Busse in der Museumstraße, der nordseitigen Hauptachse der Öffis durch die Innere Stadt, durch Massen von Blechkisten am Vorankommen gehindert wurden. Gemeinderatsanträge mit dem Ziel, diese Durchfahrt zu sperren, fanden zu Zeiten konservativer Dominanz keine Mehrheit, und alle Versuche, das Problem mit eher als kosmetisch zu bezeichnenden Maßnahmen in den Griff zu bekommen, scheiterten, weil die AutofahrerInnen sich einfach nicht an die Regeln hielten: da wurde die Grünzeit der Ampel aus der Wilhelm-Greil-Straße zwar auf das technisch mögliche Minimum verkürzt, die AutofahrerInnen fuhren dann aber einfach bei Rot durch. Das Links- und Rechtsabbiegen aus der Museumstraße wurde verboten – die AutofahrerInnen taten es trotzdem, die Öffis mussten dahinter warten und verpassten ihre Grünphasen.

Sie tun das immer noch, aber nicht mehr lang. Da kann die Autolobby noch so toben und mit feinstaubschleudernden SUVs wütend im Kreis fahren: der Platz in unserer Innenstadt ist zu wertvoll, um ihn für das Abstellen oder Durchschleusen ihrer privaten rollenden Wohnzimmer zu verschwenden. Die über 50 Millionen jährlichen Fahrgäste der IVB, die zu Fuß Gehenden und die Radfahrenden bekommen jetzt endlich den ihnen gebührenden Vorrang, dort und hoffentlich auch überall anders, wo es notwendig ist.

Gratulation an die mutigen und klugen Menschen, die diesen Paradigmenwechsel herbeigeführt haben, jetzt an seiner Umsetzung arbeiten und eisern jenen trotzen, die immer noch am liebsten zum Kaffeetrinken beim Munding direkt vor dem Goldenen Dachl parken würden. Ihr, die ihr die Blechkisten in engagierter politischer Sacharbeit zurückdrängt, macht unsere Stadt damit auf lange Sicht wieder menschenfreundlich. Der Dank nachfolgender Generationen ist euch gewiss!

Manni Schneiderbauer

4 Comments

  1. zumindest versuchst du es gar nicht, so zu tun, als würden dich die argumente der autofahrer/innen und anrainer /innen interessieren. die anwohner des boznerplatz, die jetzt ganz alleine dem gesamten abgehenden verkehr der tiefgaragen der wilhelm greil strasse abgekommen, werden es dir sicher danken! manchmal kommts mir so vor, als würde unsere regierung ein wenig so denken, dass man probleme (und das ist der verkehr in der museumsstrasse unbestritten!) löst, aber die in der folge dadurch woanders auftretenden neuen probleme bewusst ignoriert. Sind ja auch nur ca. 600 Tiefgaragenplätze, die in der wilhelm-greil-strasse die ein- und ausfahrt haben und jetzt alle nur mehr am bozner platz durchdürfen. aber wer weiss, vielleicht wollt ihr den auch noch sperren?

    • Nein, sperren wollen wir den Bozner Platz nicht, aber er würde sich wunderbar für ein Shared-Space Projekt eignen – eine schöne Platzgestaltung ohne Barrieren und einem Verkehrsablauf auf Basis gegenseitiger Rücksichtnahme anstelle technischer Regulierungen durch Ampeln, Gehsteige und Verkehrszeichen.

      Der zusätzliche Verkehr aus der Garage wird am Bozner Platz übrigens kaum spürbar sein, da bereits jetzt der Großteil nach Süden abfährt. Zugleich kommt der großteil des Verkehrs in der Museumstraße nicht aus der Garage, sondern ist Durchzugsverkehr aus Richtung Landhausplatz. Es macht für die Bewohner des Bozner Platzes nicht viel unterschied, ob der über die WGS oder die Meinhardstraße fährt.

  2. Als Kind liebte ich die Autos, kannte alle Marken, konnte die bei uns am häufigsten fahrenden von ihnen an ihren Geräuschen unterscheiden und sammelte leidenschaftlich Prospekte von ihnen, und die Autobrausebildchen waren mein größer Schatz, den ich hütete. Selbstredend hatte ich einen Riesenfuhrpark an Matchboxauots bei mir im Kinderregal geparkt.

    Aber inzwischen bin ich erwachsen geworden und denke mittlerweile, jedes Auto, das neu erfunden wird und auf den Markt kommt, ist eines zu viel. Kostet schon in seiner Herstellung zu viel an Umweltresourcen, verbraucht und verschmutzt zu viel von all jenem, was wir besser anders nützen sollten. Und ist obendrein ein potentielles Tötungsinstrument.

  3. Bin auf der Seite der AIN.

    Der ein und ausfahrende Verkehr der Tiefgarage Gilmstrasse gehört ausschließlich nach Süden via Bozner Platz geleitet. Ich nutze wenn nötig diese Garage und fahre dann immer via des Bozner Platzes zu bzw. ab.

    Die südliche W(ilhelm)-G(reil)-Strasse verträgt den Verkehr, genauso wie der Bozner Platz  (Sollte er einmal ohne Baustelle hergerichtet sein)

    In jeder Innenstadt muss es Durchzugsachsen für den ÖPNV geben, wie auch Strassenachsen, die den indiv. Verkehr durchleiten bzw ableiten (ohne diesen geht es auch nicht).

    In Innsbruck muss daher die MUS-Strasse alleinig dem ÖPNV gehören, andere Strassen wie WG-Strasse indiv. Verkehr. Von mehr Fußgängerzonen ganz zu Schweigen.
    Das momentane IBK-System erlaubt es, dass sich leider beides überlagert. Ein anderes Beispiel wäre die nördliche Bürgerstrasse, welche täglich im Chaos untergeht.

     

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