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Neues und Altes aus Afrika

Zwei Ausstellungen zum Thema Afrika sind zurzeit in Innsbruck zu sehen. Und auch wenn die Herangehensweise der Künstler/innen doch sehr verschieden ist, so versuchen doch beide unser eigenes Bewusstsein über diesen Kontinent zu hinterfragen.

 

Da wäre mal die Ausstellung von Kiluanji Kia Henda im Kunstraum Innsbruck. Unter dem Titel Homem Novo – New Man rekonstruiert der angolanische Künstler die Kolonialgeschichte seines Heimatlandes Angola anhand von Statuen diverser Herrschergrößen der ehemaligen Kolonialmacht, die inzwischen in einer am Stadtrand von Luanda gelegenen  Festung sozusagen ihr Endlager gefunden haben, und ersetzt diese durch eine Art Denkmalposing, das er durch seine Freunde ausführen lässt. Dabei geht es um Identitätsfindung für ein durch einen jahrzehntelangen Bürgerkrieg auseinanderdividiertes Land, das sich erst in den letzten Jahren wieder zu Ruhe gefunden hat, vor allem aber auch weil es rohstoffreich ist und ihm so eine doch für afrikanische Verhältnisse einigermaßen hoher Lebensstandard beschieden sein könnte. Neben den Fotos sind auch biographische Texte über die auf den Bildern abgebildeten Künstler, die so auch über die Hintergründe und Lebensumstände, aber auch über die Träume und Vorstellungen ihrer Träger aussagen.

 

Ergänzt wird die Ausstellung noch durch ein im hinteren Raum der Galerie abgespieltes Video, das ebenfalls diese  Rückeroberung der Monumente durch den Künstler, der übrigens auch mit dem Staatspreis für Bildende Kunst in Angola ausgezeichnet wurde, zum Inhalt hat. Die Ausstellung ist eine interessante Recherche, die einiges über die Geschichte dieses Landes aussagt, das lang Zeit Spielball des Ostwestkonfliktes gewesen ist und über dessen Gegenwart wir hierzulande nicht all zu viel wissen, da es – was eben leider auch Folge unseres medial geprägten Afrikabildes ist – nicht mit Hungersnöten und Bürgerkriegen in den Schlagzeilen ist.

 de.wikipedia.org/wiki/Angola

Eine andere Ausstellung, diesmal in der Neuen Galerie der Tiroler Künstlerschaft. Meine erste Löwin , meine fünfte Löwin, mein  erster Leopard. Unter diesem Titel vereint die französische Künstlerin Tatjana Lecomte alte Urlaubsdias, die sie in diversen auf Flohmärkten erstandenen Nachlässen, wie wir sie vielleicht selbst – zumindest die noch die älteren unter uns – aus verschiedenen Diavorträgen her kennen. Da wurden eben bei den Safaris Löwen, Tiger und Leoparden und nicht zuletzt auch die afrikanischen Bewohner der besuchten Länder aufs Bild gebannt. Es war lange Zeit das Afrikabild, mit dem viele Generationen hierzulande meist aufgewachsen sind. Und man könnte ja jetzt denken, das ist alles Geschichte. Wäre da nicht im hinteren Raum ein Puzzle aus der Jetztzeit, das eine afrikanische Frau zeigt, genau so wie es auch die erwähnten Dias tun, die alle den sechziger Jahren gemacht wurden.

 

Ergänzt wird die Ausstellung durch eine zweite Diaserie, die El-Alamein-Stellung genannt und ebenfalls Urlaubsfotos zeigt, ebenso aus den sechziger Jahren stammend. Ein Deutscher Fotograf seine Freundin in verschiedenen erotischen Posen aufgenommen hat. Die Überlegung der Künstlerin geht nun dahin, dass E-Allamein ja auch ein umkämpfter Schauplatz im Zweiten Weltkrieg gewesen ist. Vielleicht war der Fotograf dieser Bilder, die die Künstlerin im Müll gefunden hat, auch im Krieg schon dort gewesen.

 

Es bildet sich in der Gegenwartskunst immer mehr ein Trend heraus, aus „Gefundenem“ durch Recherchen etwas Neues, Großes zu machen. Manchmal gelingt das recht gut, manchmal bleibt die Botschaft dabei ein wenig auf der Strecke. Im Fall von Tatjana Lecomte kann sie zumindest unser altes vorgeprägte Afrikabild ein wenig hinterfragen helfen, auch wenn uns aktuelle Bilder aus Fernsehen und Tagespresse ein oft nicht weniger einseitiges Bild über diesen Kontinent vermitteln. In der Neuen Galerie  wirken die Bilder fast noch beruhigend.

 

Fotos: Kunstraum Innsbruck und Neue Galerie

Helmut Schiestl

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