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Kunst für Begeisterte der Berechnung von Volumina?

Michael Kargl beschäftigt sich in seiner Ausstellung „volume“ mit der alltäglichen Prägung durch Formen, Gegenstände und Situationen, die es erleichtert Bekanntes wieder zu erkennen. Es entsteht jedoch dadurch ein Raum des Nicht-Wahrgenommenen. Wahrnehmung ist demnach ein Prozess des Ein- und Ausschließens – im Alltag des Individuums, in den Wissenschaften mit ihren Messapparaturen, im organisatorischen Rahmen des Umgangs miteinander, der Politik. Der Künstler stellt sich außerdem die Frage:

Was nehme ich nicht wahr, obwohl es da ist? Und wie kann ich diese Erkenntnisse produktiv nutzen?

Kargl macht die sonst unbeachteten Volumina der drei zum Rennweg ausgerichteten Ausstellungsräume der Neuen Galerie in der Hofburg sichtbar und versucht sie sogar durch Luftströme, die von Ventilatoren erzeugt werden, spürbar zu machen. Zumindest in der Vorstellung des Betrachters sollen die Volumina mithilfe des Luftstroms durch den Raum geschoben werden.

Im Eingangsbereich findet man 11 Computergrafiken im Format A1 vor – aus dem Verhältnis der Volumina der drei Galerieräume errechnet der Computer Farbwerte (wie das genau geht ist mir ein Rätsel). Die Grafiken zeigen schwarze horizontale und vertikale Linien und Farbverläufe, sie gehen von weiß, über verschiedene Blautöne bis schwarz.

Die Volumina und ihre Verhältnisse zueinander werden zum Inhalt der Ausstellung gemacht, eine eingezogene Wand, die eine Leinwand ist, macht sie sichtbar. Die Länge dieser und die grauen Flächen auf ihr ergeben sich aus dem Raumverhältnis. So kann man sich etwa vorstellen, dass ein kleiner Raum in einen größeren „hineingegossen“ wird. Der Künstler sprach auch von „Schütten“ – also das Volumen eines Raumes in den nächsten schütten.

Die Farbe grau wählte Michael Kargl, weil sie seiner Ansicht nach die einzige ist, die eine Nichtsaussage trifft, da es ja rein um die Darstellung der nicht beachteten Volumina geht. Er meinte, dass etwa die Farbe rot schon ganz andere Assoziationen weckt und für diese Nichtsaussage nicht geeignet gewesen wäre.

Als ich bei der Vernissage durch die Ausstellungsräume ging dachte ich mir – ganz schön minimalistisch – was hat das zu bedeuten? Als sich im Gespräch mit dem Künstler die Idee dahinter herauskristallisierte war ich fasziniert. Den Teil mit der Berechnung der Farbwerte kapiere ich nach wie vor nicht, ist mir aber auch egal. Wenigstens ist mir die Berechnung von Volumina noch aus dem Maturastoff geläufig: Schreiben Sie das Volumen eines Kegels in das Volumen einer Kugel ein bla bla bla – da war mein Hirnschmalz schon stark gefordert.

Viel wichtiger ist doch darüber nachzudenken: Was nehme ich alles nicht wahr, weil meine Wahrnehmung es herausfiltert? Was entgeht mir dadurch? Wie kann ich, so wie Kargl fragt, diese Erkenntnis produktiv nutzen? Wie erweitere ich im täglichen Leben meine Wahrnehmung und was filtere ich heraus, weil es einfach zuviel wird? Wo ist der Knopf für den Ventilator, der meine Wahrnehmung wieder einmal richtig durcheinanderwirbelt? Spannende Fragen!

Die Ausstellung dauert noch bis zum 10. August 2013


Di – Fr 10:00 – 12:00, 14:00 – 18:00, Sa 11:00 – 17:00
Neue Galerie, Rennweg 1, Großes Tor, Hofburg

Barbara Tatschl

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