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Klein-Berlin

Vor ein paar Jahren fiel mir mal eine Geschichte über einen Erwerbsarbeitslosen ein, der in einem der für das Olympische Dorf so charakteristischen Hochhäuser wohnend nach der Devise "Und jetzt erst recht!" ein großes Geburtstagsfest macht, in dessen Verlauf eine Schar kleiner türkischer Mädchen auf sogenannten Kinderklavieren den türkischen Marsch von W. A. Mozart spielt und ein Liebespaar sich nach langem Streit versöhnt und sich ewige Liebe schwörend gegenseitig die Körper beschreibt.
 
Hier in diesem Stadtteil – entstanden als Ursache der Olympischen Winterspiele 1964 und dann noch mal 1976  – wo ich immer wieder ein bisschen an Berlin erinnert werde, ja vielleicht sollte man das O-Dorf überhaupt "Klein-Berlin"  nennen, wegen seiner in letzter Zeit – also lange nach den baulichen Sünden der sechziger Jahre – doch recht gelungenen Wohnbauten. Und die Piuskirche würde ich doch als ein Juwel moderner Sakralbaukunst in Innsbruck bezeichnen. Die wurde 1959/1960 von Josef Lackner erbaut.
 
Und noch etwas fällt auf: Ein Gedenkstein für den 1940 von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager Buchenwald ermordeten Priesters Otto Neururer, gewidmet von der Schützenkompanie "Alter Schießstand", der vor der Errichtung des Olympischen Dorfes hier gestanden hat. Immerhin haben sich Schützenkompanien ja lange Jahre nur nach diversen Kriegshelden benannt.

 

Helmut Schiestl

2 Comments

  1. also ehrlich gesagt finde ich das O-Dorf gesichts- und geschichtslos, grau und ohne Reiz. Da wäre Klein-Darmstadt angemessener als Klein-Berlin.

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