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Innsbruck, deine Plätze … Kaiserschützenplatz und Wiltener Platzl

 Zwei eher bescheidene und für seine Größe doch eher kleine Plätze hat der 1904 eingemeindete Stadtteil Wilten.
Da wäre einmal der schon ältere in diversen Stadtplänen ausgewiesene Kaiserschützenplatz und das erst 2009 als Platz umgestaltete Wiltener Platzl zu nennen. Ersterer wurde nach den Kaierschützen, einer Truppeneinheit der Monarchie benannt, die neben den Kaiserjägern noch die Tradition der K. &K. Wehrverbände aufrechterhält. Kurioserweise unterhielten die beiden Traditionsvereine bis vor kurzem auch noch zwei getrennte Museen, die ihre Geschichte aufbereiten.Das der Kaiserjäger befand sich auf dem Berg Isel, und das der Kaiserschützen war in der Klostergasse untergebracht. Erst die Errichtung des Tirol Panorama vereinte schließlich die beiden Truppeneinheiten, und so kann man  ihrer beider  Geschichten anhand von Erinnerungsstücken dort verfolgen.

Den Platz selbst ziert hingegen nichts Martialisches sondern eine schlichte Figur, ein Mädchen mit einem Storch darstellend. 1957 vom Bildhauer Hans Plangger (es gibt dazu nur einen Eintrag in der italienischen Wikipedia) angefertigt. Es ist derselbe Künstler, von dem auch die reizenden Saligen Fräulein im Rapoldipark stammen.

Leider wirkt die junge Frau mit dem Storch etwas einsam und verlassen. Und wenn wir das 2012 im Tyrolia Verlag erschienene Buch von Josefine Justic Innsbrucker Straßennamen. Woher sie kommen und was sie bedeuten zur Hand nehmen, finden wir darin unter dem Stichwort Kaiserschützenplatz eine abgebildete Neujahrsentschuldigungskarte von 1889, die einen großen Platz mit einem monumentalen Springbrunnen. Dieser Brunnen ist natürlich schon längst Geschichte, aber eben diese Abbildung gibt ein gutes Beispiel dafür, wie viel sich in dieser Stadt in den letzten hundert Jahren verändert hat.

Ein bisschen kann man an diesem Platz noch die dörfliche Struktur des ehemaligen Dorfes Wilten verfolgen, etwa an dem ehemaligen Bauernhaus Franz-Fischer-Straße 1, das in seiner ursprünglichen Bausubstanz aus dem 15. Jahrhundert stammt, über einen aus eben dieser Zeit stammenden steingewölbten Flur verfügt und im 19. Jahrhundert zu einem gründerzeitlichen Bürgerhaus umgebaut wurde.

Ein ebenfalls dort stehendes schönes ehemaliges Bauernhaus wurde in den neunziger Jahren abgerissen, so wie auch der schöne Gasthof Tempel am Ende der Templstraße. So ist leider vieles verloren gegangen, was dem Stadtteil Wilten einmal sein Gepräge gegeben hat.

Das 2009 als Platz adaptierte Wiltener Platzl kann daher als Versuch gesehen werden, dem Stadtteil wieder ein kleines Zentrum zurückzugeben, das zwar momentan auch nicht wirklich viel hermacht, aber immerhin als ein Schritt in die richtige Richtung gesehen werden könnte. Beeindruckend ist hier der schön bemalte Ansitz Liebenegg. Mit seinem wuchtigen  Treppenturm dominiert er den Platz und zeugt vom ehemals herrschaftlichen Prunk, der sich in dieser ehemaligen Vorstadt ausgebreitet hat. Der Ansitz stammt aus dem 16. Jahrhundert, und wurde immer wieder umgebaut.

Seine Architekturmalerei ist spätbarock und zeigt umrahmt von  Engeln die Wiltener Madonna, die in der unweit gelegenen Wiltener Basilika als Gnadenbild verehrt. wurde und sich in Wilten mit der berühmten Cranach-Madonna aus dem Dom einen Wettlauf um ihre Fassadenpräsenz geliefert haben mochte. Beide Stadtteile hatten also ein Gnadenbild, welches sozusagen als Hauszeichen auf unzähligen Fassaden verewigt wurde.

Nicht unerwähnt bleiben sollte auch das dem Ansitz Liebenegg gegenüberliegende Biedermeierhaus mit geschwungenem Giebel und schönen Fensterumrahmungen. .

Jeden Samstag findet am „Platzl“ auch ein Bauernmarkt statt, an dem man sich mit guten Produkten aus heimischer Landwirtschaft eindecken kann.

 Und wer jetzt müde geworden ist vom vielen Schauen kann sich vielleicht auf eine gastronomische Stärkung ins Gasthaus Wiltener Platzl begeben. Dort gibt es auch noch Gutes aus der traditionellen Tiroler Küche.

Helmut Schiestl

2 Comments

  1. Ich war im Liebenegghaus im Dezember 1927 geboren. Damals hatten dort nur arme Leute gewohnt, und ganz arm war meine Familie auch.
    Wäre as möglich mehr Information über dieses Haus zu bekommen ? Gibt es ein Datum wann es zuerst gebaut wurde ?
    Ich bin gerade dabei ein Buch über mein Leben zu schreiben und Information wäre mir zu dieser Zeit gerade günstig.

  2. Laut DEHIO Tirol stammt das Gebäude im Kern aus dem 12. Jahrhundert. Im 16. Jahrundert wurden dann zwei Häuser zum heutigen Ansitz erweitert. Umbauten erfolgten dann noch um 1700 und zuletzt 1825. Genaueres dazu könnten Sie der „ÖSTERREICHISCHEN KUNSTTOPOGRAPHIE – Die profanen Kunstdenkmäler der Stadt Innsbruck außerhalb der Altstadt“ 1981 im Schroll-Verlag erschienen, entnehmen. Dürfte wahrscheinlich schon länger vergriffen sein, aber in der Innsbrucker Stadtbücherei und in der Universitätsbibliothek und der Bibliothek des Tiroler Landesmeuseums ist sie vorhanden und kann dort gelesen werden.

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