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Innsbruck, deine Plätze … Christoph-Probst-Platz

Vielen vielleicht eher unter Universitätsplatz oder einfach auch nur Uni-Vorplatz bekannt, trägt dieser Platz seit 1993 den Namen des Widerstandskämpfers gegen den Nationalsozialismus, der in Innsbruck studiert hat und Mitglied der Widerstandsorganisation Weiße Rose war.Der aus Murnau in Oberbayern gebürtige Christoph Probst studierte zuerst in München Medizin und setzte dieses Studium dann in Innsbruck fort. Zuletzt war Aldrans sein letzter Wohnort vor seiner Hinrichtung durch das nationalsozialistische Regime, die sich in wenigen Tagen zum siebzigsten Mal jährt. Aus diesem Anlass findet am 19. Oktober um 11 Uhr eine Gedenkmesse in der dortigen Pfarrkirche statt.
Auch wenn es sonst wenige Bezugspunkte der Weißen Rose zu Innsbruck geben mag, so war es doch eine gute Entscheidung des Senats gewesen, den eigentlich namenlosen Platz nach Christoph Probst zu benennen, und so das Gedenken an diese doch sehr wichtige Organisation auch unter der Innsbrucker Studentenschaft wach zu halten. So gibt es Innsbruck meines Wissens nur sehr wenig an öffentlichen Straßen und Plätzen, die nach Personen des Widerstands gegen den Nationalsozialismus benannt sind. Der Pater-Reinisch-Weg in Wilten fällt mir ein, oder nach dem Widerstandskämpfer Prof. Mair ist ein kleines Gässchen zwischen dem Landhaus benannt, das man aber kaum findet. Wenn man da an die großen Straßen denkt, die mit den Namen unsere Helden aus 1809  geschmückt sind, ist das alles sehr dürftig. Aber das wäre schon wieder eine andere Geschichte. Immerhin gab und gibt es in den letzten Jahren Diskussionen über diverse Straßennamen, ihre eventuelle Umbenennung oder auch kritische Korrektur an den neu angebrachten Straßenschildern.
Dominiert wird dieser Platz durch das neubarocke Hauptgebäude der Neuen Universität. Dieses wurde 1914 zusammen mit der Universitätsbibliothek nach Plänen von Eduard Zotter errichtet und hat also nächstes Jahr ein großes Jubiläum zu feiern.
Direkt gegenüber befindet sich ebenfalls ein neubarockes Gebäude, und zwar das nach Plänen von J. Spörr errichtete Kaiser-Franz-Joseph-Siechenhaus, das sogar eine Kapelle beherbergt, die ein Deckenfresko von Alfons Siber, einem leider schon ziemlich vergessenen Tiroler Jugendstilmaler, trägt, der auch sehr sehenswerte Fresken in der Haller Friedhofskapelle gemalt. hat. Heute wird das Haus als Wohnhaus genutzt.
Nicht unerwähnt bleiben sollte bei dieser Platzbesichtigung auch der Granit mit dem Adler. Ein bereits 1926 nach einem Entwurf von Lois Welzenbacher errichtetes Kriegerdenkmal, das dem Platz eine doch irgendwie martialische Note verleiht. Nicht zu vergessen ist eben, dass die ganze Anlage in der unmittelbaren Vor- und Nachkriegszeit errichtet wurde. Und da kann es nicht schlecht sein, einen Kriegsgegner und politischen Kämpfer, der sein Leben für ein friedliches Europa eingesetzt hat, zu benennen.

Der etwas östlich davor gelegen GeiWi-Vorplatz harrt ja noch einer Namensgebung. Schauen wir mal, was man sich dazu einfallen lässt.Quellen: Dehio Tirol und „Innsbrucker Straßennamen. Woher sie kommen und was sie bedeuten.“ Von Josefine Justic. Tyrolia Verlag. Innsbruck, 2012 – Fotos vom Autor

Helmut Schiestl

2 Comments

  1. Könnte man diesen nationalen Vogel nicht einfach umsiedeln oder überhaupt einschmelzen? Ein Kriegsdenkmal passt doch nicht zu einer weltoffenen Universität – unter genau solchen "Reichsadlern" marschierten die Mörder von Christoph Probst!

    [video:http://youtu.be/_Y6Lfq3hOmo%5D

    • Eine elegantere Lösung, die zum Glück schließlich auch praktiziert wird, ist es zu erklären und in Kontext zu setzen und nicht stumpf zu vernichten. Abseits von martialischer Symbolik wertet der Adler den Platz auf und zusammen mit der 2019 hinzugekommenen weißen Rose bei seinen Klauen ist es ein sehr stimmiges Denk- und auch Mahnmal.

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