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Hilde Zach ist tot

Hilde Zach, von 2002 bis 2010 Bürgermeisterin von Innsbruck, erlag am 15. Jänner 68-jährig einem Krebsleiden.
 
"De mortuis nil nisi bene" (sinngemäß: Ãœber die Toten nichts als Gutes) – das ist natürlich ein ausgemachter Schwachsinn. Sonst müssten wir über alle Diktatoren, Blutsäuferinnen und Massenmörder nobel schweigen, sobald diese uns den Gefallen tun, ihr Dasein zu beenden. Auch die österreichische Tradition – die Lebenden mit Missgunst zu verfolgen, um sie nach ihrem Ableben flugs heilig zu sprechen – zeugt weder von Moral noch von Respekt. 

 
 

Hilde Zach war eine starke Frau. Sie war es gewohnt, ihre Positionen sehr direkt zum Ausdruck zu bringen. Diese Direktheit war ihr Markenzeichen – wobei sie manchmal an die Grenze zum Autoritären schrammte. Ich werde nie vergessen, wie ich sie zum ersten Mal im Gemeinderat gehört habe. Sie sprach im Dialekt und ich hatte eher das Gefühl, einer resoluten Wirtsfrau zu lauschen als einer Bürgermeisterin. Das war, glaube ich, der Schlüssel ihres Erfolges: Sie war eine Politikerin zum Angreifen, sehr authentisch und genuin "innschpruckarisch": "Eine von uns" – das haben ihr auch politische Gegner(innen) zugestanden.
 
Hilde Zach war eine konservative Politikerin – in einer Partei, in der hauptsächlich Männerbünde den Ton angeben. So war darin geübt, sich durchzusetzen und ihre Forderungen mit Nachdruck zu vertreten. Mehr als einmal hat sie ihre Entscheidungen ganz allein durchgedrückt – einmal hat sie Millionenbeträge umgeschichtet, ohne vorher den Stadtsenat zu befassen.
 
Von "der Hilde" – so vertraulich nannten sie viele Innsbrucker(innen)  – bleiben einige Denkmäler: Die neue Hungerburg-Bahn wurde gegen enorme Widerstände gebaut; die Neugestaltung der Maria-Theresien-Straße und das Kaufhaus Tyrol haben nicht so viel Staub aufgewirbelt und werden das Gesicht der Innsbrucker Innstadt wohl auf Jahrzehnte prägen. Als erste Bürgermeisterin hat sie diese Stadt schließlich wohl stärker geprägt als ihre Vorgänger. Hilde Zach hat, als Mensch und als Politikerin, wohl kaum jemanden kalt gelassen: Sie war keine Säulenheilige, kein Ãœbermensch – sie war eine starke Frau. 

 

derstandard.at/1293370765490/Innsbruck-Altbuergermeisterin-Hilde-Zach-verstorben

 

Andreas Wiesinger

3 Comments

  1. hilde zach hat innsbruck ein modernes gesicht verliehen, ohne ihre projekte wäre die stadt jetzt nicht derart lebenswert.

    natürlich haben ihre projekte polarisiert, und nicht jedem hats unbedingt gefallen. aber durch ihr selbstbewusstes & resolutes handeln hat sie etwas weitergebracht, und das prägt innsbruck langfristig. danke!

    • Bitte, nein, das stimmt so sicher nicht. Jede Großstadt lebt von Veränderung und davon, dass in ihr ständig Neues entsteht. Die vielen Gesichter sind das Wesen der Stadt. Auch ganz ohne Hilde Zach hätte Innsbruck sich in dieser Zeit verändert, verbessert, verschlechtert, ständig neu erfunden.

      Und ganz grundsätzlich brauchen wir keine FührerInnenfiguren und keine Einzelpersonenverehrung.

  2. Kommentar Klaus Hagen

    Jeder Tag muss Zach-Tag sein!

    Da verbringt man ein paar Tage außerhalb des Landes und schon verpasst man die wichtigsten Ereignisse. Aber Gott sei Dank wird man von "Innsbruck informiert". Und so hat es mich dann doch etwas betrübt gestern lesen zu müssen, dass ich tatsächlich den "ersten Hilde-Zach-Gedenktag" vergessen habe. Mit Schützenkompanie, Gedenkgottesdienst, Bürgermeisterin und Alles. Aber warum nur ein "Hilde-Zach-Gedenktag" pro Jahr für unsere "Ehrenbürgerin"? Eigentlich sollte jeder Tag ein "Hilde-Zach-Gedenktag" sein! Zumindest einmal pro Woche müsste doch Zeit sein, "unserer Ehrenbürgerin Hilde Zach zu gedenken", wie die Frau Neo-Bürgermeisterin das so rührend formuliert hat. Das Hilde-Zach-Gedenken (Bindestriche nicht vergessen!) muss Teil des Alltags in der Welt‘ stadt Inns‘ bruck werden! Ich hätte da ein paar Vorschläge: Den Montag benennen wir gleich in (Hilde-)Zach-Tag um (sowieso echt zach nach dem Wochenende aufzustehen…), die Rathaus Galerien könnte man in Hilde-Zach-Gedenk-Galerien umbenennen, den Südring in Zach-Ring und statt der Annasäule bräuchten wir eine Hildesäule. Gegen Hildes blonde mega Haartolle kackt der Heiligenschein der guten Anna eh ab. Und diese Anna war meines Wissens nicht einmal Ehrenbürgerin der Stadt. Ich bin mir sicher die werten LeserInnen haben noch andere schöne Vorschläge, wie man das Gedenken an eine hochbezahlte, von der Bevölkerung ungewählte Person die einfach ihren Job erledigt hat, adäquat hochhalten könnte.

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