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heller tag

Sicher ist es uns auch schon manchmal passiert, dass wir länger auf einen Bus warten mussten. Vielleicht ärgern wir uns, wenn wir ihn gerade versäumt haben – oder aber wir können es auch genießen, vorausgesetzt wir haben Zeit dazu und betrachten dann die Gegend oder die Passant(inn)en bei ihrem Treiben.
 
Die Künstlerin Milena Meller hat diese Situation einmal in einem kleinen Ort in Holland dazu genutzt, eine Szenerie an einer Bushaltestelle bildnerisch festzuhalten, indem sie erst mal ein paar Fotos von dieser Station machte, und diese hernach dann zu Hause weiter malerisch bearbeitete. „heller Tag ist der momentane Stand dieser Entwicklung – ein Konglomerat aus Zooms, Ausschnitten, fotografiert, gemalt, wieder fotografiert, übermalt … gleichsam ein Teil einer ungewiss wachsenden Menge von Variationen, ein unvollständiges, multiples Bild.“ – so die Künstlerin in einem Ausstellungstext.
 
Mir gefällt diese Art Kunst sehr gut, da sie nicht zuletzt auch unsere Aufmerksamkeitsschwelle immer wieder auf den Kopf stellt. Sind wir doch umgeben von fotographischen Bildern und arbeitet unser Gedächtnis meistens auch fotographisch, und nicht zuletzt glauben wir doch meistens, alles oft schon nach wenigen Sekunden gesehen und (fotographisch) festgehalten zu haben. Hier stellt uns die Künstlerin bewusst eine Falle und konfrontiert uns mit Fragen wie: Was ist gemalt? und Was ist fotografiert? Und vor allem: Was ist authentischer und gibt den real erlebten Augenblick wider?
 
Was wir sehen, sind „Stills aus einem fiktiven Film oder Hintergründe fiktiver Gemälde … Scheinbare Momentaufnahmen, in die Nähe geholt. Ein Ort irgendwo, aus der Zeit gehoben, so fern, so nah.“ so Milena Meller.
 

Helmut Schiestl

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