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Gemeinsam Stadt finden

Seit frühen Tagen trägt die Stadt ihren Namen von der Brücke über den Fluss. Als Ort des Transits schon seit alten Zeiten ist sie bis heute eine Brücke zwischen Nord und Süd.

Schon die römische Siedlung Veldidena hatte entsprechende Funktionen. Durchgangsort und Lager zwischen dem angeblich feindlichen Norden und den südlichen Weiten. Bis heute ist Innsbruck „dazwischen“ – Mentalität und Kultur sind weder deutsch noch italienisch. Patriot(inn)en betonen auch immer wieder gerne die Eigenständigkeit Tirols.

Innsbruck wird nie eine „echte“ Großstadt werden, schon allein die Lage im Talkessel verhindert das. Ihren spezifischen Charme gewinnt die Stadt aus der Verbindung von urbanen und alpinen Elementen. Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, durch die Universitäten und ihre geographische Lage im Zentrum Europas hat Innsbruck internationales Flair gewonnen.

Brücken verbinden Menschen und Kulturen. Wenn Innsbruck seinen Namen als Auftrag versteht, sollte es seinen Schwerpunkt auf Völkerverständigung und interkulturellen Austausch legen. Offenheit und Toleranz zählen ja nicht gerade zu den klassischen Tiroler Tugenden – wirklich lernen können wir allerdings nur von den Begegnungen miteinander.

Wer viel Geld investiert oder in einer populären Sportart erfolgreich ist, bekommt die österreichische Staatsbürgerschaft auch ohne Deutschkenntnisse oder erkennbare Integrationsleistungen. TouristInnen sind willkommene Gäste: Sie dürfen bleiben, solange sie es sich leisten können. Von meiner Stadt wünsche ich mir, dass sie auch Menschen auf der Flucht und Hilfesuchenden offensteht – wir sind alle Kinder der Erde, unsere gemeinsame Nationalität lautet: Mensch.

Eine der ältesten Fotografien Innsbrucks: Innbrücke um 1860/70
(Foto:© Stadtarchiv Ibk) Sammlung SW, Danke an Schwarz Weiß
 

Andreas Wiesinger

3 Comments

  1. …wunderbarer letzter Satz, ganz deiner Meinung und vertrauensbereit hoffungsvoll für die „Innschbrugger Menscha“ rundherum um unsere Welt ;)…DANKE!

  2. Danke für dein liebes Lob! Was mich wirklich stört: dass die Themen "Zuwanderung" und "Asyl" fast durchgehend mit Ängsten und Vorurteilen vermischt werden statt endlich Möglichkeiten und Vorteile mitzudenken.

    Unser Sozialsystem wäre ohne MigrantInnen längst unhaltbar – diese Menschen erledigen Jobs für die sich die allermeisten ÖsterreicherInnen längst zu schade sind, zahlen Steuern, sorgen dafür, dass wir nicht aussterben usw. Und werden trotzdem vielfach als AUSländer ausgegrenzt.

    Wir müssen es endlich begreifen: Außerhalb von unserem kleinen Schnitzelland sind wir umringt vom bösen "AUSländern". Kulturelle Vielfalt, Völkerverständigung und Solidarität können diese Welt für alle Menschen verbessern!
  3. Grüne Göttin Inn, Du schontest Deine Stadt. Hab Dank für das Tal, das Du formtest und schenkst uns als Heimat so vieler Wesen. Inn, lebensspendende Mutter – wir danken Dir, wenn wir Dich überqueren und aus Dir Reichtum schöpfen. Die Flüsse waren vor den Menschen: aus dem Wasser sind wir alle & alles fließt

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