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Ein weites Feld

Ein weites Feld ist unsere Stadt. Und so wie jede Stadt hat auch Innsbruck eine Übergangszone, in der die Stadt sozusagen ins Land, in die Vorortgegend hinauswächst. Ich mag solche Gegenden, und da ich ja lange in Hall gelebt habe, und da dann oft zuerst mit der Straßenbahn und später dann mit dem Bus nach Innsbruck gefahren bin, hatte ich immer wieder gedacht, dass man da etwas machen könnte, diese Suburbia fotografieren, und daraus dann vielleicht ein Album machen, Texte dazu schreiben usw.

 

Jetzt ist mir die bekannte Innsbrucker Fotokünstlerin Milena Meller zuvorgekommen. Sie hat diese Gegend, man könnte auch sagen, die ehemalige Vorstadt Mühlau, in der bereits im frühen 19. Jahrhundert sich die ersten Betriebe (wie etwa die Rauchmühle oder Textilfabriken)angesiedelt haben, und die Haller Straße hinunter, fotografiert, malt dann Ausschnitte dieser Fotografien auf Leinwand, fotografiert diese erneut, macht davon Abzüge, die sie wiederum bemalt.

 

Eine Art Matroschka – eine russische Puppe – im zweidimensionalen Sinn vielleicht. Ein interessanter Schaffensprozess jedenfalls, dessen Ergebnis nur mehr bis übermorgen, Mittwoch, 24. Oktober 2012, in verschiedenen Betrieben entlang der Haller Straße – genau zwischen Gasthaus Dollinger, und der Firma Dörr – zu sehen sind. Genauere Angaben siehe unter: . http://milena-meller.com/

 
Es sind keine touristisch verwertbaren Bilder, die Milena Meller da erzeugt hat, es sind sehr präzise gemachte Momentaufnahmen einer Gegend, die – Zitat aus dem schön gemachten Katalog – wo „eine selbstbewusste Stadt wie Innsbruck ihr Selbstbewusstsein offenbar dort aufhören (…) ließ, „wo sie einstmals mit einem, damals weit beachteten Projekt, nämlich dem Bau der Hungerburgbahn, 1906, ihren eigenen Endpunkt als Ort markierte.“ .Und ein Zitat der Künstlerin bringt es auf den Punkt: „New York ist so gesehen gleich spannend wie Neu-Arzl“
 
 
Was nichts anderes heißen soll, als dass sich die Vorortgegenden der heutigen Großstädte mehr oder weniger überall gleichen. Und ihre Schönheit liegt letztlich immer im Auge des Betrachters. Nicht unerwähnt sollte noch bleiben, dass diese „Feldstudie“ als Siegerprojekt der Stadtpotentiale 2011 ausgewählt worden ist. Wozu nicht nur der Künstlerin sondern auch der Jury zu gratulieren ist.  
 
 

 Foto: Tiroler Tagezeitung

Helmut Schiestl

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