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Das neue Innsbrucker Polit-ABC

A wie AHA-EFFEKT, INNERPARTEILICHER. Zustand des erstarrten erstaunt Seins nach der schockierenden Erkenntnis, dass sich die Erde weiter dreht, auch wenn die eigene Partei nicht mehr mitregiert. Geht in 9 von 10 Fällen in den kleinkindlichen Trotzeffekt über, in nur in 1 von 10 Fällen in den Lerneffekt.

B wie BEBEN. Werden in der Tiroler Landeshauptstadt seit neuestem nicht mehr nach der Richter-Skala gemessen sondern orientieren sich am Blutdruck des jeweils amtierenden ÖVP-Stadtparteiobmanns. Das jüngste Innsbrucker Beben hatte demnach eine Stärke von 240 zu 180.

C wie CHRONISCHE POLITIKVERDROSSENHEIT. Auch bekannt als „Phänomen von Innsbruck“, das jenen Umstand beschreibt, wonach immer mehr InnsbruckerInnen lieber eine fremde Urne am Westfriedhof besuchen als eine Wahlurne.

D wie DREI. Zahl der Stadtratsposten, die die ÖVP als Kern ihrer „Neue Politik! Inhaltspokern statt Postenschach!“-Politik haben wollte.

E wie ERYTHEMA EXSUDATIVUM MULTIFORME PLATTERAE. Entzündliche (Über)Reaktion der landeshauptmännlichen Haut nach Angelobungschütteln der Hand einer Grünen Vizebürgermeisterin.

F wie FENISTIL GEL. Antihistamin, das in diesem Fall Linderung verschafft und in den nächsten sechs Jahren in Innsbruck weg gehen wird wie warme Semmeln.

G wie GERIATRISCHER REIFUNGSPROZESS. Beschreibt den Zustand, dass Stadtparteiobmänner auch im fast noch juvenilen Alter ziemlich alt aussehen können.

H wie HANDEL MIT KÜHEN, der den nicht sonderlich bäuerlich geprägten Parteien FI, GRÜNE und SPÖ von der ÖVP vorgeworfen wird. War mit dem ÖVP-Bauernbund nicht abgesprochen.

I wie INNS‘ OBURDINATION. Verweigerung des traditionellen Gehorsams gegenüber einem schlecht treffenden Jungjäger.

J wie JAHRMARKT DER (GEKRÄNKTEN) EITELKEITEN. Auch als „Landesüblicher Empfang“ bezeichnet.

K wie KOMPRO-MISS. Inoffizielle Bezeichnung von Bürgermeisterin Oppitz-Plörer. Einerseits, weil sie sich in den Koalitionsverhandlungen kompromissbereit gezeigt hat, andererseits, weil sie es gewagt hat, Landeshauptmann Platter zu kompromittieren.

L wie LANDESUNÜBLICHER EMPFANG. Siehe Buchstabe „L“.

M wie MORAL. Offizieller Grund der ÖVP, in Opposition zu gehen. Richtig gelesen: ÖVP.

N wie NARZISMUS, GEKRÄNKTER. Inoffizieller Grund der ÖVP, in Opposition zu gehen.

O wie „OPA-BEGRÜNDUNG“. Im Trend liegende und immer häufiger auftretende Ausrede, wenn man wo nicht länger als 5 Minuten bleiben will – um im Anschluss dort hin zu gehen, wo man eigentlich hin wollte. Beispiel 1: Blind-Date, die Dame sagt einem nicht zu: „Ich muss weg, ich bin Opa geworden“. Der Mann eilt zur Nächsthübscheren. Beispiel 2: Non-Blind-Date, die (Vize-)Bürgermeisterin sagt einem nicht zu: „Ich muss weg, ich bin Opa geworden“. Der Mann eilt zur Parteivorstandssitzung.

P wie PLEITEN, PECH UND PLATTER. Politische Ära der Jetztzeit bis zur Landtagswahl 2013, die in den künftigen Geschichtsbüchern derart beschrieben werden wird.

Q wie QUITTUNG. Koalitionäre Schlussrechnung, die der Stadt-ÖVP größtenteils für Vorgänge in der oder ausgehend von der Landes-ÖVP präsentiert wurde.

R wie RENDEZVOUS D’AMOUR FATAL, auch mit hartem „k“ zu sprechender „Innsbrucker Quickie“ genannt: Treffen zweier ganz bestimmt nicht Verlobter, von denen die Eine eine Anzulobende und der Andere der Angelobende ist. Führt in 100 Prozent der Fälle fast simultan zur Annullierung sämtlicher je vorhandener Sympathien.

S wie „São Tomé und Príncipe“-KOALITION – schließlich schaut die Flagge dieses afrikanischen Inselstaats wie folgt aus: in der Mitte ein dicker gelber Balken inklusive zweier schwarzer Einsprenkel-Sterne, oben und unten – irgendwie den gelben Balken umrahmend – je ein leicht dünnerer grüner Balken und schließlich ein rotes Dreieck, passender Weise in der Flagge links.

T wie „TICK-TICK-TACK“. Geräusch, das die neue Innsbrucker Uhr macht.

U wie UHR. Zeitmessinstrument, das um Innsbruck herum anders tickt. Noch.

V wie VERHANDELN. Kleiner Stiefbruder des Handelns. Bruder des Etwas Verspielens und des eine Sache Versemmelns.

W wie WELTUNTERGANG. Ereignis, das mit Regierungseintritt der Grünen erfolgt. Also jetzt. Oder jetzt. Nein, jetzt. Vielleicht doch etwas später.

X wie Xaver. Zweiter Vorname des Komponisten der Volksweise „Stille Macht“.

Y wie YPSI-LOHN. Im Innsbrucker Stadtrecht geregelte „Entschädigung“ für Bürgermeister und Vizebürgermeister, auf die die ÖVP 67 Jahre lang eine Erbpacht hatte. Der Pachtvertrag wurde nicht verlängert.

Z wie ZIRKUSZELT, das auf Antrag der Grünen das schon bald abgerissene Rathaus ersetzen soll und neben den zwei neuen Hasch-Trafiken inmitten der FIZO (kurz für: Fixerzone) errichtet werden wird.

 


Markus Koschuh

4 Comments

  1. Zu diesem Artikel ist – etwas platt ausgedrückt aber 100%-ig zutreffend – nur mehr "YOU MADE MY DAY" hinzuzufügen!

  2. Und ist der grüne Schütze auf dem Bild ein Grüner oder kommt er gar vom Mars??? Macht sich jedenfalls gut – rein farblich zumindest.

  3. Van Staalin mag auch nimma FI-Ehrenobmann sein und die ÖVP wird gesäubert – bravo sag ich, macht nur weiter so. Die Landtagswahl wird ein schwarzes Waterloo und am Ende wird der Markus Wilhelm Landeshauptmann und der Koschuh sein Kulturattachet. 

  4. auf den Punkt – bzw auf den BUCHSTABEN gebracht

    GRATULATION an MARKUS KOSCHUH:  

    eine ergänzung sei gestattet: bei V – van:

    genauer: herwig van.

    der alte mann jammert in krone und TT, er sei zu angelobung nicht eingeladen gewesen.

    van staa  ist doch tatsächlich ein lügenbaron der besonderen art. 
    sicher, zur angelobung im gemeinderat war er nicht eingeladen, denn wer war das schon. herr platter versteckte sich beim warten zwei stunden im lichtblick (und warf dort schatten).
    bei der angelobung im gemeinderat ist er auch niemandem abgegangen, der herr präsident samt gehalt.
    abgegangen ist er beim landesüblichen empfang – und wer ladet zu dem ein? richtig, die tiroler landesregierung bzw der landeshauptmann.
    das kann er auch nur der krone erzählen, dass er dazu nicht eingeladen gewesen sei. sonst glaubts ihm eh niemand.

    böse zungen behaupten, der platter samt den zwei vizes und dem präsidenten seien dem anschliessenden empfang in den ursulinensälen ferngeblieben, weils dort kein wildbret zum anfüttern gegeben hätte – sondern nur gulasch und frankfurter…plus paprika-gemüse in den farben der koalition

    ach frau oppitz plörer, du machst offenbar alles falsch…..so falsch, dass es richtig ist.

     

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