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Bloggen für den Seelenfrieden # 5

Manche Menschen machen sich enkelfit. Andere fallen ins Komasutra.

Wegen den Einbauküchen, zum Beispiel

Vor Jahren habe ich einen Beitrag geschrieben, der sich mit der Furcht vor Einbauküchen beschäftigte. Warum diese berechtigt ist, habe ich damals von dem Gedanken abgeleitet, dass sie uns nicht nur durch unsere Kindheit begleitet haben, sondern zu allem Übel auch noch daran erinnern. Nun gut. Polemik + Papier = Phalanx. Oder Kronen Zeitung. Im besten Fall aber Erkenntnis. Ohne latenten Hang dazu, den eigenen Worten im Kopf laufen zu lernen, hätte ich wohl auch gemerkt, dass „Einbauküche“ in Wahrheit nur ein Synonym für „Erwachsenwerden“ ist. Und Begriffe zu begreifen, ist wichtig.

Wegen der Trockenhefe, zum Beispiel

Grundsätzlich sollte angemerkt werden, dass ich seit meinem ersten Kindergartentag dafür plädiere, mit Worten haushalten zu können. Und ja. Kraft neu erlernter Ausdrücke wie „deppates Oarschlouch“ oder „söba scheiß Kindagortengschropp“ habe ich diese Zeit überstanden. Die Fäkalsprache ist geblieben. Aber so ist es eben mit Souvenirs. Kaum hat man sie im Haus, wirbeln sie Staub auf. Teil jedes gut sortierten Haushalts sind sie trotzdem. Wie Trockenhefe. Und seit ich in Erfahrung gebracht habe, dass sich hinter dem arid anmutenden Begriff nicht mehr verbirgt, als vulgäre Germ, weiß ich sogar um ihre Daseinsberechtigung. Und Begriffe zu begreifen, wird bekanntlich ja immer wichtiger.

Wegen dem Lufthunderter, zum Beispiel

Ist Schule Anekdote und Alma Mater als Metapher entlarvt, wird Prekariat Thema. Man weiß inzwischen, dass das Gegenteil von Recht nicht die Pflicht, sondern das Unrecht ist und ergebnisoffen wird plötzlich nicht nur zum chancenreichen Anwärter des Un-Wortes 2013, sondern zu einem persönlichen Zustand. Und weil Konfusion ja auch nur Chiffre für eine Art innerer Begegnungszone sein könnte, wird man dazu angehalten, sich immer schrägeren Wortkonstruktionen auf der Zunge zergehen lassen zu müssen. Dabei wird transparent, dass immer mehr Scheiße geredet wird. Über Sinn und Unsinn besagter Wortschöpfungen soll natürlich jede_r selbst entscheiden. Nicht nur ranzige Kombinationen wie frankschämende Wahlfahrt, whatsappende Duckfaces oder inländerfreundliches Heimreisezertifikat verdeutlichen meiner Meinung aber einmal mehr, dass uns im Zuge des Superwahljahres 2013 nicht nur zahlenmäßig zum Himmel stinkender Schwachsinn aufgetischt wurde.

http://www-oedt.kfunigraz.ac.at/oewort/

Isabella Krainer

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