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Barockes Juwel aus der Pestzeit wieder zugänglich

Beim gestrigen Welttag der Fremdenführer wurde neben vielen anderen Innsbrucker Sehenswürdigkeiten auch die nach einer gründlichen Renovierung wieder zugänglich gemachte Dreiheiligenkirche in einer Führung vorgestellt.
 Die Kirche verdankt ihre Entstehung der Pest, die im beginnenden siebzehnten Jahrhundert auch Innsbruck heimgesucht hat und trägt den Namen der drei Pestheiligen auch in ihrem Namen, welche da sind St. Rochus, St. Sebastian und St. Pirmin, abgekürzt eben auf „Dreiheiligen“. Welche alle drei auch auf einem an der Außenfassade über dem Eingang angebrachten Mosaik dargestellt sind. Wozu sich auf diesem Mosaik noch ein vierter Heiliger, der Heilige Alexius gesellt. Dieser wird hierzulande  ja auch als Schutzpatron gegen Erdbeben – eine  Plage, die Innsbruck ja auch immer wieder heimgesucht hat – verehrt.
 Zu diesem Heiligen gibt es auch noch eine besonders – auch in der heutigen Zeit interessante – Legende. Alexius soll nämlich zig Jahre von seinen Eltern völlig unerkannt in dessen Haus in Rom in einem Kellerverlies als Einsiedler gelebt haben Obendrein wurde er – wahrscheinlich aufgrund dieser Geschichte als Schutzpatron der Obdachlosen erwählt. Nicht zufällig befindet sich ja auch nicht unweit der Dreiheiligenkirche das Alexihaus, eine Unterkunft für Obdachlose.
Da die ursprünglich von einem Pestfriedhof umgebene kleine Kirche, die im kommenden Oktober ihr vierhundertjähriges Jubiläum feiert, im beginnenden neunzehnten Jahrhundert infolge der Bevölkerungszunahme dieses Stadtteils zu klein geworden war, wurde sie erweitert und bekam ihr heute von Außen zumindest eher unscheinbares Aussehen. Ihr Inneres aber kann mit kunsthistorisch Wertvollem aufwarten, wie zum Beispiel mit schönen barocken Deckenfresken des Innsbrucker Malers Johann Michel Strickner, von denen eines ganz besonders hervorzuheben ist, zeigt es doch eine Innsbrucker Stadtansicht des siebzehnten Jahrhunderts, überragt von dem in  Innsbruck ja auf vielen Fassaden  zu sehenden Mariahilf-Gnadenbild von Lukas Cranach.  Schöne barocke Altäre aus Stuckmarmor und interessante Grabsteine, die vom ehemaligen Reichtum der Bewohner dieser Gegend zeugen, so war ja die unweit der Kirche gelegene heutige Ferrarischule früher das Palais der adeligen Familie  Ferrari.
Früher war der Stadtteil Dreiheiligen ja ein mittelalterliches Gewerbegebiet mit vielen Kleinbetrieben wie Schmelzhütten, Köhlereien und Gerbereien. Als dann im neunzehnten Jahrhundert der Bau der Eisenbahn der Kirche sozusagen an den Leib rückte, indem etwa die Viadukte fast den Friedhof berühren, war es mit diesem Wohlstand natürlich schon länger vorbei und aus dem Stadtteil Dreiheiligen ist eine Wohngegend geworden, die vor allem in den letzten Jahren durch Soziale Einrichtungen wie eben das schon erwähnte Alexihaus, das Jugendzentrum Z6 – das früher ja in Wilten beheimatet war – und nicht zuletzt durch die Kulturbäckerei an Bedeutung gewonnen hat.
Gerade aber diese Schnittlinie etwa zwischen der alten Kirche und dem aufgelassenen Friedhof mit den schönen alten Grabsteinen mit dem Viadukt der Bahn und den darin untergebrachten Gewerbebetrieben macht für mich diese Gegend zu einer städtebaulichen Kostbarkeit Wobei natürlich nicht unerwähnt bleiben soll, das gerade auch der Bahnbetrieb der Kirche durch die vielen vorbeidonnernden Züge nicht gerade förderlich war.


Helmut Schiestl

One Comment

  1. manchmal von Bier benebelt, nachdenklich oder beschwingt fall ich aus den Bögen in die Dreiheiligenstraße und schau ein Weilchen rauf zu diesem goldleuchtenden Mosaik im Schneegestöber. Wie es da glänzt, strahlt und kündet von der himmlischen Herrlichkeit.

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