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Liebster Jesu mein … (II)

Die Post bringe allen was, manchen auch einen Jesus, der oder die ihn braucht. An der Brücke steht er aufrecht, in gelbem Plastik verhüllt, wie eine Osterüberraschung. Transparent, zeichnen sich im Sonnenlicht seine Konturen drunter ab, fast möchte man sagen: eine erotische Geschichte, wäre da nicht Karfreitag, und damit eng verbunden Tod und Sterben eines leidenden Menschen. Darum tut sich der Kommerz auch so schwer damit, das österliche Fest gut zu vermarkten und ist wohlweislich und auf Nummer Sicher gehend auf den Osterhasen und Osterlämmchen ausgewichen. Also nichts mit silberglänzendem Engelhaar, oder Osterlametta aus Dornenkronenstacheln. Vielmehr ein Mensch, der seinen Kampf um eine gerechtete Welt verloren hat, und – nach christlicher Auffassung – den Tod durch seine leibliche Auferstehung besiegt hat. Interessanterweise aber sind doch das Kreuz und der Tod des Gründers dieser weltumspannenden Religion in ihrer Ikonologie präsenter geblieben als der Auferstandene, den man meistens nur in der Osterzeit in der Kirche als Figur oder Tafelbild zu sehen kriegt.
 
 
Was allerdings die Kirche jetzt bewogen hat, eben jenes christlichste Zeichen auch auf öffentlichen Plätzen zu verhüllen – der Bischof  tat es ja schon am Aschermittwoch am Gipfelkeuz des Großglockners – und jetzt ist es auch an der Innbrücke einem Verhüllungsakt anheimgefallen, daran wird sich zumindest ein weltlich orientierter Mensch schwer einen Reim drauf machen können. Soll es etwa gar eine Antwort auf das Verhüllen des Haupthaares gläubiger Muslimas sein, eine Herausforderung für Fundamentalismen jeglicher Art, oder ist die Farbe Gelb, die das Wachkreuz auf der Innbrücke zur Zeit beinahe modisch verhüllt, gar ein Zeichen der momentan regierenden Fraktion „Für Innsbruck“, wie eine Leserbriefschreiberin vor wenigen Tagen in der TT. kundgetan hat? Das hieße doch ein starkes Stück und ein christliches Symbol parteipolitisch zu vereinnahmen.  Und da hatte die Bürgermeisterin auch gleich darauf ihrerseits in einem Leserbrief reagiert. Nein, es handelt sich dabei um eine Aktion der Katholischen Kirche Österreichs, die heuer durch das Verhüllen von im öffentlichen Raum stehender Kreuze  und Bildnisse auf das nahe Osterfest und seine spirituelle Dimension aufmerksam machen wollte. So wurde eben auch unter großer  medialer Anteilnahme von Bischof persönlich das Gipfelkreuz am Großglockner verhüllt. Und jetzt, noch vor Ende der Karwoche, auch schon wieder enthüllt, wegen des schlechten Wetters, wie uns ein weiterer TT Artikel verrät.
Was es nun mit dem Ver- und Enthüllen von christlichen Bildnissen in der Karwoche auf sich hat, und ob das heutzutage überhaupt noch von Relevanz ist, darüber klärt folgender Link näher auf http://www.st-alexander-iggenhausen.de/nachrichten/Bedeutung_und_Hintergr%25FCnde_der_Kreuzverh%25FCllung/449/
 
Darin ist allerdings nur von violettem Tuch die Rede, wie man es ja auch in den Kirchen noch verwendet. Was die Farbe Gelb bedeutet, nun mit der Farbe der Innsbrucker Bürgermeistern hat es offenbar nichts zu tun http://www.erzdioezese-wien.at/content/news/articles/2013/02/14/a28710/  Nun ja, gelb verweißt ja doch am Ende ein bisschen auf das kommende Osterfest, der Eidotter ist bekanntlich gelb, die Schokohasen meistens im Goldstaniolpapier verpackt und nicht zuletzt ist es auch die Zitrone, und ein Biss in diese wäre doch eher ein nicht gerade Angenehmer.
Nun, lassen wir der Kirche ihr Recht auf diesen Brauch, auch wenn er seit dem II. Vatikanischen  Konzil den lokalen Kirchen überantwortet worden ist, ihn noch anzuwenden. Es sind und bleiben Äußerlichkeiten die mit dem gelebten Christentun wohl sehr wenig zu tun haben.  so wie Ostern eben auch immer mehr zu einer provanen Kitschorgie abzugleiten droht.
 
Immerhin wäscht der neue Papst heute Abend zwölf Häftlingen einer Jugendstrafanstalt in Rom die Füße. Auch das ein alter Brauch, der aber immerhin auf die Evangelien zurückgeht http://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9Fwaschung

Helmut Schiestl

One Comment

  1. Ah, ich hab mich schon gewundert, was es damit für eine Bewandtnis hat. ES schaut mehr nach Baustelle als nach ritueller Verhüllung aus …

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