0

Engel der Verdammten

Der bekannte österreichische Künstler Siegfried Anzinger hat zurzeit in der Galerie Elisabeth und Klaus Thoman eine interessante Ausstellung. Und zwar sind es diesmal Figuren, die der ansonsten eher als Maler tätige Anzinger da verfertigt hat, etwa kleine skurrile Figuren aus Terrakotta – einer speziellen Tonmischung – und zum Teil aus Bronze. So sehen wir da etwa einen kleinen Engel mit gebrochenen Flügeln, den ich wohl gern als einen solchen der Verdammten bezeichnen würde. Ein Prometheus aus Bronze gesellt sich zu ihm.
 
 
Diese Spontaneität des Bearbeitens und Gestaltens von Terrakotta, weicht bei den Modellen für die Bronze einer anderen Vorgangsweise. Vor allem bei der überlebensgroßen Figur Prometheus I (1986/89) zeigt sich auch eine klar strukturierte Form der Arbeit: Rücksichtnahme auf den Vorgang des Gießens. Anzingers auch technisches Können bei der Komposition der Skulpturen wird dem Betrachter besonders, aber nicht ausschließlich, bei dieser Figur bewusst. Die Vielfalt der Themen wie Putti, Lokomotiven, Madonnen und andere Motive – teilweise im Lentos 2010 ausgestellt – geben Zeugnis seiner Lust zur Gestaltung, schreibt die Galerie im Ausstellungstext.
 
 
Der Künstler geht hier in seinen Plastiken einen neuen Weg. Durch das vordergründig unfertig erscheinende Motiv, wird bei näherer Betrachtung der Figuren eine neue Ebene eröffnet. Die geschaffenen Werkstücke erhalten eine zeitliche Dimension. Anzinger weist in seiner Plastik über den gegebenen Status quo der Skulptur hinaus und zeigt eine mögliche Veränderbarkeit. Damit schließt sich der Kreis zu Anzingers Werk auf Leinwand und Papier. Durch diese zeitliche Dimension verschränken sich die mythisch-religiösen Komponenten der Skulptur mit jenen des grafischen und malerischen Werk Anzingers. Die Plastiken sind Formgebung und Narrative im Kontext des ganzen Schaffens Anzingers.
 
Siegfried Anzinger ist da wohl ein ganz und gar österreichischer Künstler, blinzelt doch das Barock – wenn wir etwa an den barocken Zwergerlgarten im Schlosspark Mirabell in Salzburg denken – ebenso durch die ausgestellten Arbeiten wie etwa die Liebe zum Skurrilen und Hintergründigen, wie wir es etwa von einem ein Franz Xaver Messerschmidt im Skulpturalen oder im Graphischen bei Fritz von Herzmanofsky-Orlando her kennen.
 
 
Ausstellung: BRONZEN UND TERRAKOTTEN von Siegfried Anzinger
noch bis 23. Februar in der Galerie Thoman (Maria-Theresien-Straße 34)
 
 
Quelle: Ausstellungstext der Galerie

Helmut Schiestl

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert