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Wie zerstöre ich Reformen?

Auf diese Frage hat die Bildungsministerin vor kurzem eine Antwort gefunden: Der gerade ernannte Rektor der Pädagogischen Hochschule Tirol, Elmar Märk, muss zurücktreten, bevor er sein Amt angetreten hat.

Er hat das Unaussprechliche gewagt, nämlich auszusprechen, was bei Expertinnen und Experten ohnehin klar ist: Die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern muss mittelfristig in die Universitäten eingegliedert werden.

Eigentlich eine Banalität, schließlich findet in beinahe allen Ländern der Welt die Ausbildung an Universitäten statt. In der österreichischen „Bildungspolitik“ aber herrschen andere Verhältnisse. Hierzulande geht es um Parteipolitik, nicht um Bildungspolitik. Noch immer kämpfen Parteisoldaten (und –innen!) für Pfründe, die sie nicht hergeben wollen.

Während die ÖVP seit Jahrzehnten zu jeder Reform „njet“ sagt und das Gymnasium als seligemachende Förderung von Eliten erhalten will – wer ein Gymnasium besucht hat, kann darüber herzlich lachen – , betreibt die SPÖ einen Zick-Zack-Kurs, der die Zuschauer schwindlig macht. Gesamtschule, Neue Mittelschule, kooperative Hauptschule – die Namen sind so vielfältig wie das Geschehen unübersichtlich.

Mit der Abberufung des neuen Ex-Rektors Elmar Märk zeigt die Ministerin, dass sie an konstruktiven Vorschlägen nicht interessiert ist. Das wird sich auf die Motivation der engagierten Beteiligten auswirken, selbstverständlich negativ.

Die ÖVP darf der SPÖ „kommunistische Gangart“ vorwerfen und hoffen, dass man auf Bernd Schilcher vergisst. Der ist seit Jahrzehnten ein Befürworter der Gesamtschule und bekanntes Mitglied der ÖVP. Seine Meinung wurde in der ÖVP nicht einmal zur Kenntnis genommen. Irgendwie auch eine „kommunistische Gangart“.

Wer immer sich von der SPÖ ein kleines Bildungsreförmchen erwartet hat, wird sich spätestens seit der Absetzung eines diskursfähigen Rektors mit Grausen abwenden. Das Ergebnis solcher Haltungen und Handlungen: Bildung geht vor die Hunde, die in dem Bereich Arbeitenden sind demotiviert und politische Parteien die Schmarotzer der Demokratie. Und die tatsächlich arbeitenden Politiker und Politikerinnen werden kaum noch wahrgenommen.

Es ist ein gefährliches Spiel, das diese Damen und Herren da betreiben. Wissen sie das?

 

Der Autor möchte aus persönlichen Gründen anonym bleiben.

 

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derstandard.at/1342947282548/PH-Rektor-Elmar-Maerk-Tiroler-Landesschulrat-will-gegen-Personalentscheidung-von-Schmied-berufen

One Comment

  1.  ziemlich heftig, was die Frau Schmied da abzieht – wer nicht die Meinung der Ministerin teilt, wird einfach gefeuert … eigentlich traurig: von Schwarz und Blau ist man das längst gewöhnt, schlimm dass auch die SPÖ da mitzieht.

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